Das Erbe des Konzils

10. Dezember 2005 in Deutschland


Professor Bertram Stubenrauch und Bischof Gerhard Ludwig Müller würdigten in Regensburg die Bedeutung des 2. Vatikanischen Konzils.


Regensburg (www.kath.net / pdr) Bischof Gerhard Ludwig Müller hat bei einem Pontifikalamt im Hohen Dom St. Peter in Regensburg mit zahlreichen Gläubigen den Abschluss des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) vor 40 Jahren gefeiert. Dem Festgottesdienst am Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria folgte ein Festakt, in dessen Verlauf Professor Bertram Stubenrauch aus Wien über das Thema „Das Zweite Vatikanische Konzil – Erbe und Auftrag“ sprach. Die Schlussfeier des Konzils mit Papst Paul VI. hatte am 8. Dezember 1965 in St. Peter in Rom stattgefunden.

Bischof Gerhard Ludwig würdigte das 21. Ökumenische Konzil der Kirchengeschichte. Es habe den Glauben der Kirche dargestellt und ihm einen zeitgemäßen Ausdruck gegeben, damit die Kirche das sein könne, wozu sie eingesetzt sei: „Zeichen und Werkzeug in den Händen Gottes zur innersten Vereinigung der Menschen mit Gott sowie der Menschen untereinander.“

Der Schlüssel zum Verständnis des Konzils sei die Aussage, dass Gottes Offenbarung nicht die Summe einzelner Wahrheiten ist, die es anzunehmen gilt, um mit dem ewigen Leben belohnt zu werden. Vielmehr hätten die Konzilsväter betont, dass Gott bei der Offenbarung sein Herz geöffnet habe. „Er selbst spricht durch seinen Sohn und hat den Heiligen Geist in unsere Herzen ausgegossen. Er ist die Gabe Gottes. Und wir sind in der Gemeinschaft seiner Liebe und verdanken ihm alles.“

Diese Initiative Gottes, seinen Sohn in die Welt zu senden, sei der Schlüssel zur auch heute immer aktuellen Frage, wer überhaupt der Mensch sei. „Das Rätsel unseres Daseins wird dadurch immer lichter, heller und klarer“, erklärte der Bischof. Das Zweite Vaticanum sei ein pastorales Konzil vor allem dadurch, dass die Konzilsväter ihre Hirtenaufgabe wahrgenommen und die Kirche in der Welt positioniert haben. Im übrigen hätten ihre Aussagen nicht auf Polarisierung gezielt, sondern vielmehr die innere Logik des kirchlichen Lebens zum Ausdruck gebracht.

Es gehe dabei nicht um verschiedene Kräfte, die sich mehr oder weniger gegeneinander aufwiegen, sondern um die innere Einheit, die in Christus, dem Ursprung der Kirche, gegeben ist. „Freuen wir uns also, dass uns der liebe Gott das Zweite Vatikanische Konzil geschenkt hat“, sagte Bischof Gerhard Ludwig. Es mache Mut, froh in die Zukunft hineinzugehen: „Kein Widerstand soll uns davon abhalten, Christus als Heil der Völker zu verkünden.“

Professor Bertram Stubenrauch, Mitglied des Regensburger Diözesanklerus und Vorstand des Instituts für Dogmatische Theologie an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien, sprach im Rahmen des Festakts über das Thema „Das Zweite Vatikanische Konzil – Erbe und Auftrag“. Er erklärte, dass das Konzil „einen Erneuerungsprozess angestoßen hat, der unumkehrbar ist“. Inhaltlich griff Stubenrauch die Themen Liturgie, Ökumene sowie den Gedanken des Volkes Gottes auf.

Die Konzilsväter suchten nach einer umfassenden Darstellung des Wesens der Kirche. So findet sich etwa in der Konstitution über die Liturgie eine deutliche christologische Zentrierung, die Christus als den eigentlichen „Träger der Liturgie“ herausstellt. Der im Ökumenismusdekret aufgezeigt Weg orientiert sich am Auftrag Jesu. Stubenrauch verwies in diesem Zusammenhang auf Johannes 17, 21: „Alle sollen eins sein“. Das Zweite Vatikanische Konzil habe noch einmal in aller Deutlichkeit auf die Verpflichtung zum ökumenischen Gespräch hingewiesen und Maßstäbe für den Dialog gesetzt.

Schließlich kam Stubenrauch auf das Verhältnis von Hierarchie und Laien zu sprechen. Er erinnerte daran, dass die Laien gemäß dem Konzil auch am priesterlichen, prophetischen und königlichen Amt Christi teilhaben und „in der Welt ihren eigenen Anteil an der Sendung des ganzen Volkes Gottes“ verwirklichen. „Christus ist der eigentlich Sendende. Von ihm – und vom Geist – kommt jeder Auftrag in der Kirche.“ Die Hierarchie in der Kirche bringe zum Ausdruck, „dass sich die Glaubensgemeinschaft nicht selbst genügen kann“ und von Christus selbst geformt wird.

Foto: SIR


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