14. März 2006 in Weltkirche
Der Papst will "die Stimme der chinesischen Kirche hören", sagte der designierte Kardinal Joseph Zen beim "Treffpunkt Weltkirche". Ein Bericht von Petra Biermeier.
Augsburg (www.kath.net) Wir sind im Aufbruch, aber auch in Bedrängnis. Das sagte der Bischof von Hongkong und designierte Kardinal, Joseph Zen, beim Internationalen Kongress Treffpunkt Weltkirche in Augsburg. Der 74-jährige Bischof kennt die Lage der Christen in China gut: Er arbeitete sieben Jahre lang jeweils für sechs Monate jährlich in China und konnte die kirchliche Lage dort gut studieren, berichtete er auf einer Podiumsdiskussion bei dem Kongress, der vom internationalen Hilfswerk Kirche in Not veranstaltet wurde.
Ein Schritt vor, zwei Schritte zurück, so scheine ihm manchmal die Situation der Kirche in China, erzählte der Bischof, der in Shanghai geboren wurde und im Alter von 16 Jahren nach Hongkong zog. Könnte die Religion in Zukunft in China wieder stärker respektiert werden? Es scheint, als würde sich da bereits etwas tun, meinte der Bischof am Rande des Kongresses gegenüber Journalisten. Es ist möglich, dass es soweit kommt. Aber es wird sicher noch lange dauern.
Die chinesische Regierung sei beispielsweise sehr aufgebracht über die Seligsprechung von 120 chinesischen Märtyrern gewesen. Das haben sie uns sehr unangenehm spüren lassen, berichtet er. Derzeit sei alles, wie es immer war: Die kommunistische Partei kontrolliert alles, und sie wirft der Kirche vor, nur Agenten von westlichen Mächten zu sein.
Die verfolgte Untergrundkirche und die vom Regime kontrollierte offizielle Kirche, die Patriotische Vereinigung, sind nach Ansicht des Bischofs einander zwar näher gekommen. Dass es bald nur mehr eine Kirche in China geben werde, sei aber nicht absehbar. Jeder Kontakt wird von der Regierung kontrolliert, berichtete Bischof Zen. Wir hoffen aber, dass der Heilige Stuhl mit der chinesischen Regierung sprechen wird und die Situation sich normalisiert und die beiden Kirchen zusammenkommen.
Die Lage der Untergrundkirche habe sich nicht wirklich geändert, berichtete der Bischof bei einer Podiumsdiskussion. Noch immer werden Priester und Bischöfe festgenommen. Manche sind schon sehr lange im Gefängnis, ein oder zwei Jahre. Das ist nichts Neues. Neu ist dagegen, dass die offizielle Kirche sich immer mehr dem Heiligen Stuhl zuwendet. Das ist für Bischof Zen, der am 25. März von Papst Benedikt XVI. zum Kardinal kreiert wird, ein Hoffnungszeichen.
Auch Benedikt XVI. könnte durchaus etwas zu einer Änderung in China beitragen, ist der Bischof überzeugt. Der Papst ist in einer guten Position, denn es scheint dass die Regierung ihn respektiert, und so könnte es sein, dass sie auch eine Normalisierung anstrebt. Nicht zuletzt ist auch die Kardinalsernennung für Bischof Zen ein Hoffnungszeichen. Für ihn bedeutet sie, dass der Papst die Stimme der chinesischen Kirche hören will.
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