China und die Religionsfreiheit

25. März 2006 in Weltkirche


Joseph Kardinal Zen Ze-Kiun im Interview mit der Tagespost.


Würzburg (www.kath.net/ Tagespost)
Der Bischof von Hongkong, Joseph Zen Ze-Kiun, der am Freitag in Rom von Papst Benedikt XVI. zum Kardinal kreiert wurde, hat von der Regierung in Peking gefordert, China müsse „volle Religionsfreiheit gewähren“. Dies sei die Bedingung für die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl und der Volksrepublik China und den Abbruch der Beziehungen zwischen Taiwan und dem Vatikan, sagte Zen Ze-Kiun der in Würzburg erscheinenden „Tagespost“ (Ausgabe vom Donnerstag).

Der Bischof sieht in seiner Ernennung zum Kardinal kein Politikum. Die eigentliche Absicht des Papstes sei „das Wohl der Kirche und der Menschen in China“. Es gehe dem Heiligen Vater um Fortschritte beim Dialog zwischen China und dem Heiligen Stuhl. Außerdem betonte der Bischof, zwischen den beiden katholischen Kirchen Chinas, der Patriotischen Vereinigung und den mit Rom verbundenen Katholiken, gebe es „eigentlich keine wirklichen Probleme“. Beide Seiten seien dem Heiligen Vater gegenüber loyal. Die Schwierigkeit sei, dass die chinesische Regierung „alles kontrollieren will“. Sie sollte „endlich verstehen, dass sich alle Katholiken an das Gesetz halten, auch die Mitglieder der Untergrundkirche“.

Das Interview im Wortlaut:

„China muss volle Religionsfreiheit gewähren“

Dem Heiligen Vater geht es um das Wohl der Menschen und der Kirche, betont Hongkongs Bischof Joseph Zen Ze-Kiun.Beim „Treffpunkt Weltkirche“ in Augsburg sprach Karl-Georg Michel (Tagespost) mit dem Salesianer über die Hintergründe seiner Ernennung und die Beziehungen zwischen China und dem Heiligen Stuhl.

Hongkong gilt als Brücke des Westens nach China. Ist es ein Politikum, wenn der Bischof dieser Stadt zum Kardinal ernannt wird?

Natürlich hat dies alles eine politische Konsequenz, aber ich glaube nicht, dass der Heilige Vater Politik im Kopf hatte, sondern dass er sich um das Wohl der Kirche und der Menschen in China kümmert. Das ist seine eigentliche Absicht.

Sie haben sich in Hongkong für Demokratie, Freiheit und die Menschenrechte eingesetzt. 2003 wurden Sie in Hongkong zum „Mann des Jahres“ gewählt. Ist da Ihre Ernennung zum Kardinal nicht doch eine gewisse Provokation?

Ich kann verstehen, dass die Regierung in Peking alles politisch deutet. Aber dem Heiligen Vater geht es sicher darum, dass beim Dialog zwischen China und dem Heiligen Stuhl Fortschritte erzielt werden. Er möchte für diesen Dialog eine chinesische Stimme haben, die wirklich sagen kann, was Sache ist und die die Hintergründe kennt. Manche fragen, ob meine Ernennung zum Kardinal mit dem zu tun hat, was ich in Hongkong getan habe. Ich glaube das nicht, obwohl der Heilige Vater sicherlich nichts gegen mein Wirken hier in Hongkong hat. Ich habe mich ja immer an der katholischen Soziallehre orientiert.

Der Vizepräsident der Patriotischen Vereinigung der offiziellen Kirche hat auf die Bekanntgabe Ihrer Ernennung gesagt, es gebe Skepsis und Misstrauen ...

Ich habe ihm auf sein Statement, das lächerlich war, ausführlich geantwortet. Zum Glück ist er nicht derjenige, der wirklich die Kirche als solche vertritt. Aber gewiss hat er Macht. Er kontrolliert die Kirche, weil er ein Instrument der Regierung ist.

Wird es mit Ihnen als Kardinal einen Dialog, vielleicht sogar eine Wiedervereinigung der beiden getrennten Gruppen innerhalb der katholischen Kirche Chinas geben?

Es gibt eigentlich keine wirklichen Probleme. Beide Seiten, und das ist auch überall bekannt, sind dem Heiligen Vater gegenüber loyal. Die Schwierigkeit liegt ganz woanders: Wir können nicht miteinander in Kontakt treten, weil die Regierung alles kontrollieren will. Deswegen ist es sehr wichtig, dass der Heilige Stuhl auf beide Seiten zugeht, um die Einheit der Kirche voranzubringen.

Welche Bedeutung spielen bei diesem Versöhnungsprozess die Christen aus der Untergrundkirche, die in Lagern gefangen sind?

Die Regierung sollte endlich verstehen, dass sich alle Katholiken an das Gesetz halten, auch die Mitglieder der Untergrundkirche. Es gibt keinen Grund, sie zu verhaften. Das ist eine der Grundbedingungen für den Dialog zwischen dem Heiligen Stuhl und Peking.

Der Heilige Stuhl unterhält diplomatische Beziehungen mit Taiwan. Welche Konsequenz hat dies für die Kontakte mit Peking?

Die Lösung der Taiwan-Frage ist sehr wichtig. Ohne sie gibt es keine diplomatischen Beziehungen mit Peking. Aber vorher braucht der Heilige Stuhl entsprechende Sicherheiten. China muss volle Religionsfreiheit gewähren, sollte Rom seine Beziehungen zu Taiwan abbrechen. Ohne eine solche Zusicherung wird man kein Abkommen erzielen können.


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