Malaysia: Gebetsinitiative für Konvertitin

28. Juni 2006 in Weltkirche


Die Religionsfreiheit sei in der Verfassung zwar verankert, werde jedoch durch die Scharia de facto verboten.


Kuala Lumpur (www.kath.net / zenit) Die christlichen Kirchen auf Malaysia haben eine Gebetsinitiative gestartet, damit die amtlichen Behörden des islamischen Staats die Konversion von Lina Joy zum Christentum anerkennen. Bereits im Jahr 1998 hatte sich Lina Joy, die ursprünglich Azlina Jailani hieß, zum Christentum bekehrt. Doch bis heute ist ihre Bemühung, in ihren Personalien den Vermerk zur Religionszugehörigkeit zu korrigieren, fruchtlos geblieben.

Wie die Nachrichtenagentur "AsiaNews" berichtete, wurden entsprechende Anträge von Lina Joy zunächst am Meldeamt und dann auch in zweiter Instanz abgelehnt. Nun wird der Fall vom Obersten Gerichtshof behandelt. Die Volkszugehörigkeit zu den Malaien schlösse automatisch die Zugehörigkeit zum Islam mit ein, so die offizielle Begründung.

"Es gibt keinen Religionswechsel", so das Urteil der zuständigen Behörden, die darauf hinwiesen, dass eine derartige Entscheidung nicht nach der Verfassung, sondern nach dem Islamischen Recht, der Scharia, getroffen werden müsse. Die dort angeführten Bestimmungen verpflichten die Konvertitin zudem, sich dem islamischen Eherecht unterzuordnen. Im Falle einer Heirat müsse Lina Joy deshalb einen Muslim zum Ehemann nehmen. Ähnliches gilt in Bezug auf das Erbrecht, das wie alle anderen familiären Angelegenheiten auch nach dem islamischen Recht geregelt ist.

Rund 50 Prozent der 24 Millionen Einwohner auf Malaysia sollen aktuellen Statistiken zufolge malaysischer Abstammung sein. 23 Prozent sind demnach Chinesen, 11 Prozent Eingeborene und 7 Prozent Inder. 60 Prozent der Gesamtbevölkerung sind Muslime, 20 Prozent Buddhisten. Die Christen stellen rund 9 Prozent.

Da die malaysischen Gesetze sowohl der Verfassung als auch dem islamischen Recht folgen, komme es zuweilen – wie jetzt im Fall von Lina Joy – zu größeren Konflikten, berichtete "AsiaNews": Die Religionsfreiheit sei in der Verfassung zwar verankert, werde jedoch durch die Scharia de facto verboten.

Der katholische Bischof von Melaka-Johor, Msgr. Paul Tan Chee Ing SJ, ist Präsident der Föderation der Christen auf Malaysia und einer der Hauptorganisatoren der Gebetsinitiative für Lina Joy.

Konkret wird dafür gebetet, dass Gott der Konvertitin beistehen und vor allem Abdullah bin Ahamad Badawi, dem Ministerpräsidenten von Malaysia, die nötige Einsicht und Kraft schenken möge, um dem Recht auf Religionsfreiheit zum Durchbruch zu verhelfen. Eine Entscheidung des Obersten Gerichtshofes wird noch für diese Woche erwartet.


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