15. Oktober 2006 in Buchtipp
Das Meisterwerk von Alexander Men erstmals in deutscher Ausgabe Ein Buch mit ähnlichen Qualitäten wie "Der Herr" von Guardini Ein Meisterwerk aus der russisch-orthodoxen Tradition.
Linz (www.kath.net) Auf die Frage nach Jesus gibt das Buch des russisch-orthodoxen Erzpriesters Alexander Men (1935-1990) eine Fülle von Antworten. In vier Abschnitten schildert der Autor - gestützt auf die Evangelien sowie andere historische und literarische Quellen - das Leben Jesu. Das Buch ist vergleichbar mit Der Herr von Romano Guardini.
Wir erleben Alexander Men als überzeugenden Prediger des Wortes Gottes wie als Priester und Seelsorger, der nie die Fragen und Sorgen der Menschen aus dem Blick verliert. Wir erleben ihn als Interpreten der Person Christi für atheistisch erzogene Sowjetbürger. Mit dem vorliegenden Band hält der Leser die lang erwartete deutsche Erstausgabe in Händen.
Ein theologisches Buch, das allerdings weit mehr als ein reines, trockenes Theologiewerk ist.
Auszüge aus dem Vorwort von Klaus Mertes:
Wer den Menschensohn liest, kann nicht umhin sich vorzustellen, dass dieser souveräne, ruhige, liebevolle, aus jahrelangen Meditation und akribischer Recherche gleichermaßen entstandene Text in unvorstellbar schwierigen Zeiten entstanden ist, in Zeiten der Katakombenkirche, des Misstrauens und der Denunziationen auch aus dem inneren Kreis der orthodoxen Kirche, und schließlich auch während der 60er Jahre, als das Regime von Chruschtschow einen weiteren Versuch unternahm, das Absterben der Religion im Kommunismus zu beschleunigen.
Men war kein klassischer politischer Dissident. Es ging ihm um die Verkündigung des Evangeliums, um die Stärkung des Glaubens, um eine Seelsorge, deren integraler Bestandteil Predigt und Katechese sind. Er bemüht sich um eine Sprache, die schichtenübergreifend verstehbar ist, enthält sich aller intellektueller Imponiergesten und banalisiert zugleich die Probleme nicht, die sich den Menschen vor dem Hintergrund der antireligiösen Propaganda stellen. ..
Was sagt Alexander Men selbst: Ich hielt die Politik für etwas Vergängliches. Ich wollte im Bereich des Unvergänglichen arbeiten. Mit Alexander Solschenizyn bin ich in der Stadt, in seiner Wohnung bekannt geworden. Ich schätzte seinen Verstand, seine Lebendigkeit und Entschiedenheit, seine prophetische Berufung sehr hoch. Aber unsere Wege waren verschieden, bei allen guten Beziehungen zwischen uns.
Ich trug zur Rückkehr Alexander Issajewitschs zum Christentum bei. Aber er legte Nachdruck auf die äußeren Probleme der Kirche. Doch ich hielt und halte noch jetzt ihre Hauptschwierigkeiten und ihre Krise für eine Angelegenheit ihres Inneren.
So ist der Menschensohn auch zu lesen als Text eines Seelsorgers, der Menschen Christus nahe bringen will. Ganz einfach. Er will ergreifen, besser: ER will, dass die Leserinnen und Leser von der Person Christi ergriffen werden.
In der Art und Weise, wie Men die beiden Stränge der Theologie aufgreift, erweist er sich als Christ und Theologe in russisch-orthodoxer Tradition. Er schreibt einmal dazu: Erfolgreicher (als die liberale Theologie des Westens) erscheint in dieser Beziehung die Erfahrung der russischen Religionsphilosophen zu sein. Vertreter dieser Strömung fanden für die christlichen Verkündigung eine neue Sprache, die dem Denken der Neuzeit weit mehr entsprach.
Der Menschensohn ist eine Frucht dieser neuen religiösen Sprache Russlands. Er verarbeitet die Erkenntnisse der historisch-kritische Exegese, ohne dabei einen mystische Einheitsschau auf Christus aufzugeben. Men meditiert und betet in dem Text, er betrachtet mit allen Sinnen, ergänzt die Szenen der Evangelien durch seine Vorstellungskraft, die er wiederum rückbindet an Informationen aus dem Talmud, aus den Berichten antiker Historiker, Zitaten aus den Apokryphen, aus legendarischem Material und aus Ortkenntnissen aller Art.
Im Geleitwort von Menschensohn übt Alexander Men auch Kritik an der der einseitigen historisch-kritischen Methode von vielen Theologen. Wörtlich schreibt Men: Der Wert dieser analytischen Arbeiten steht außer Zweifel. Sie trugen dazu bei, viele wichtige Einzelheiten zu klären. Doch die Autoren dieser Arbeiten bedienen sich einer Methode, die das Wichtigste oft im Hintergrund ließ. Weitschweifige kritische Exkurse über Matthäus, Markus, Lukas und Johannes verdecken fast den Christus selbst. Dabei waren die Evangelisten doch bemüht, uns gerade die Nachricht vom Menschensohn zu übermitteln, Der das Alpha und das Omega des Christentum ist; ohne Ihn verliert das Christentum seine Seele, es existiert einfach nicht.
KATH.NET-Meinung: Ein theologisches Meisterwerk aus der russisch-orthodoxen Tradition, ein Werk nicht nur für Theologen.
Alexander Men
Klaus Mertes (Hrsg.)
Der Menschensohn
Deutsche Erstauflage 2006
Übersetzt in 12 Sprachen und millionenfach gelesen
Format: 15,1 x 22,7 cm, 464 Seiten, Gebunden mit Schutzumschlag
Euro 25,50
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