Rücktritt von Bischof Wielgus - Amtseinführung abgesagt

7. Jänner 2007 in Aktuelles


Interimnachfolger ist Jozef Kardinal Glemp - Von KATH.NET-Vatikan-Korrespondentin Adrienne Suvada.


Vatikan (www.kath.net,as)
Der Vatikan hat in einer Pressemitteilung bekannt gegeben, dass Stanislaw Wielgus, der vorgesehene Erzbischof und Metropolit von Warschau (Polen), beim Heiligen Vater seinen Rücktritt eingereicht hat. Papst Benedikt hat diesen akzeptiert und als Interimnachfolger Jozef Kardinal Glemp für diesen Posten eingesetzt.

Bischof Wielgus hätte heute offiziell in sein neues Amt eingeführt werden sollen. In den letzten Wochen gab es aber aufgrund von Presseberichten einigen Widerstand. Ihm wurde vorgeworfen in der Vergangenheit für den kommunistischen Geheimdienst als Informant tätig gewesen zu sein. Laut den polnischen Medien gäbe es zahlreiche Dokumente, die beweisen würden, dass der heute 67-jährige Wilgus tatsächlich diese Arbeit ausgeführt hätte.

Vatikansprecher Federico Lombardi hat am Sonntag nach dem Rücktritt nachstehende Erklärung abgegeben:

"Das Verhalten von Monsignore Wielgus in Jahren des kommunistischen Regimes in Polen hat sein Ansehen schwer beschädigt, auch bei den Gläubigen. Deshalb scheint, trotz seiner demütigen und bewegenden Bitte um Vergebung, der Verzicht auf den Stuhl von Warschau und dessen schnelle Annahme seitens des Heiligen Vaters die angemessene Lösung zu sein um auf die Desorientierung zu reagieren, die in der Nation um sich gegriffen hat.

Es ist ein Moment des großen Leids für eine Kirche, der wir alle sehr viel schulden und die wir lieben. Eine Kirche, die uns so große Hirten wie Kardinal Wyszynski und vor allem Papst Johannes Paul II. geschenkt hat. Die Weltkirche muss sich geistig mit der Kirche in Polen fest verbunden fühlen und sie mit Gebet begleiten und fördern, damit sie bald zur Sachlichkeit zurückfinden kann.

Gleichzeitig ist es gut, festzustellen, dass der Fall von Monsignore Wielgus nicht der erste ist und wahrscheinlich nicht der letzte sein wird, in dem Persönlichkeiten der Kirche auf Grundlage der Geheimdienstunterlagen des früheren Regimes angeklagt werden. Es handelt sich um endloses Material, und man darf bei der Auswertung und daraus zu ziehenden glaubwürdigen Schlussfolgerungen nicht vergessen, dass es von Funktionären eines diktatorischen und erpresserischen Regimes angefertigt wurde.

Viele Jahre nach dem Ende des kommunistischen Regimes fehlt die große und unangreifbare Persönlichkeit von Papst Johannes Paul II. Die aktuelle Woge der Angriffe auf die Kirche in Polen hat viele Anzeichen einer sonderbaren Allianz zwischen früheren Verfolgern und anderen Gegnern; Anzeichen von Rache seitens derer, die sie in der Vergangenheit verfolgt hatten und die vom Glauben und dem Freiheitswillen des polnischen Volkes besiegt wurden.

'Die Wahrheit wird euch frei machen', sagt Christus. Die Kirche hat keine Angst vor der Wahrheit und ihre Mitglieder müssen, um ihrem Herrn treu zu sein, die eigene Schuld anerkennen. Wir wünschen der Kirche in Polen, dass sie mit Mut und Nüchternheit diese schwierige Zeit zu bewältigen weiß, damit sie weiterhin der europäischen wie der universalen Kirche ihren kostbaren und außerordentlichen Beitrag des Glaubens und der Verkündigung des Evangeliums leisten kann."

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