27. Februar 2007 in Weltkirche
Kopten werden von der Polizei zu Selbstbezichtigungen gezwungen.
Kairo/Frankfurt/M. (www.kath.net) Die ägyptische Polizei hat im oberägyptischen Armant zwei koptisch-orthodoxe Familien festgenommen, nachdem diese zur Polizeistation gekommen waren, um Brandanschläge auf ihre Häuser anzuzeigen, berichtet die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM).
Die Kopten wurden von der Polizei gezwungen, ein Protokoll zu unterschreiben, wonach sie ihre Häuser selbst angezündet hätten, um die Tat Muslimen anzulasten und Polizeischutz einzufordern. Wie die IGFM weiter berichtet, wurden die Familien zuvor 36 Stunden lang festgehalten.
Am 13. Februar hatten unbekannte Täter brennende, kerosingetränkte Stofffetzen in die Häuser am Stadtrand von Armant (600 Kilometer südlich von Kairo) geworfen. Die Bewohner der Häuser, koptisch-orthodoxe Christen, konnten die Brandherde löschen.
Daraufhin suchten sechs Angehörige der Familien die zuständige Polizeistation auf, um dort die Anschläge zu melden. Die Polizeibeamten weigerten sich jedoch, den Fall zu untersuchen. Zur Begründung wurde angegeben, dass es keine Beweise gäbe und der Schaden nur minimal sei.
Die Kopten wurden außerdem von der Polizei aufgefordert, Aussagen zu unterschreiben, wonach sie ihre eigenen Häuser angezündet hätten, um die Tat Muslimen anzulasten und Polizeischutz einzufordern. Als sie ihre Unterschrift verweigerten, wurden sie in Polizeihaft genommen und erst 36 Stunden später, nachdem sie letztendlich dem Druck zu unterschreiben nachgegeben hatten, freigelassen.
Den Angriffen auf die koptischen Häuser gingen am 13. Februar Anschläge auf vier, von Christen geführte Geschäfte voraus, berichtet die IGFM weiter. Gerüchten zufolge soll eine Liebesbeziehung zwischen einer muslimischen Frau und einem Christen ein Anlass für die Ausschreitungen gewesen sein.
Lokalen Zeitungen zufolge liege der Ursprung der Unruhen an Beschuldigungen, ein Christ hätte muslimische Frauen durch Erpressung mit Nacktaufnahmen gezwungen, zu konvertieren.
Obwohl laut einer koptischen Zeitung das Zusammenleben von Christen und Muslimen in Armant, im Gegensatz zu anderen Landesteilen, als harmonisch anzusehen sei, gibt es doch Berichte, nach denen interreligiöse Beziehungen als Tabubruch angesehen wurden und gegenseitige Anschuldigungen bereits oft zu Spannungen führten.
Der Vater eines überführten muslimischen Täters gab radikalen muslimischen Gruppen, die der Jugend seit den späten 90ern extremistische Gedanken einbläuten, die Schuld an der Gewalt. Ein anderer führte aus, dass die Geschäftsleute wahrscheinlich aufgrund von Neid zur Zielscheibe geworden waren, da viele junge Muslime unter Arbeitslosigkeit und Armut litten.
In der Realität beteiligen sich oft ägyptische Sicherheitskräfte an den anti-christlichen Gewalttaten. Im Jahr 2006 sind allein bei Angriffen auf Kirchen in el-Udaysaat und Alexandria zwei Kopten getötet und mehr als zwanzig verletzt worden. Die IGFM fordert die ägyptische Regierung daher auf, Maßnahmen zu ergreifen, um religiös motivierte Gewalttaten, besonders in den Reihen des Polizeiapparates, einzudämmen.
© 2007 www.kath.net