24. April 2007 in Österreich
Exklusive Auszüge aus dem neuen Buch "Papst Benedikt und Österreich" von Christoph Hurnaus zur Vorbereitung auf den Papstbesuch in Österreich
Mariazell (www.kath.net)
Kardinal Ratzingers Verbindung zu Mariazell war erst in den letzten Jahren durch die österreichischen Notare und deren Präsident Georg Weißmann entstanden. Der Präfekt der Glaubenskongregation nahm die Einladung Weißmanns an, anlässlich der Rom-Wallfahrt der europäischen Notare am Kathedra-Altar der Basilika von Sankt Peter einen feierlichen Gottesdienst zu zelebrieren.
Diese Heilige Messe fand am 7. Dezember 2000 statt und hinterließ bei den etwa tausend Teilnehmern aus 16 Nationen einen großen Eindruck. In seiner frei und in drei Sprachen gehaltenen Predigt ging Ratzinger auf das Fest Mariä Empfängnis und das eben zu Ende gehende Heilige Jahr ein. Nach dieser Begegnung im Vatikan gelang es Georg Weißmann und Herbert Schambeck, den jetzigen Papst für eine Wallfahrt der europäischen Notare nach Mariazell zu gewinnen.
Dieser erste Besuch fand Anfang Oktober 2004 statt. Kardinal Ratzinger wurde am Nachmittag des 1. Oktober gemeinsam mit seinem Privatsekretär Georg Gänswein von Weißmann und Notariatssubstitut Harald Czermak am Flughafen Schwechat begrüßt und nach Mariazell gebracht, wo er von seinem Bruder Georg erwartet wurde. Domkapellmeister Georg Ratzinger war gemeinsam mit Direktor Thaddäus Josef Kühnel aus Regensburg angereist.
Begleitet von Pater Superior Karl Schauer OSB besuchten Kardinal Ratzinger und sein Sekretär die Gnadenkapelle mit der Magna Mater Austriae zum stillen Gebet. Anschließend wurden die Brüder Ratzinger vom Ehepaar Weißmann ins Hotel Goldenes Kreuz zum Abendessen eingeladen. Bei diesem Beisammensein gedachte man auch des verstorbenen Kardinal König, der öfter und auch kurz vor seinem Tod in diesem Haus zu Gast gewesen war.
Höhepunkt des Aufenthalts in Mariazell war die Eucharistiefeier am nächsten Tag. Vor der Festmesse gingen die 400 Teilnehmer aus zehn Staaten mit dem Kardinal an der Spitze den Pilgerweg zur Basilika. Zu Beginn der Liturgie dankte Präsident Weißmann dem Ehrengast für sein Kommen nach Mariazell und verband mit dieser Wallfahrt die Hoffnung, dass das Christentum die tragende und unverzichtbare Wurzel für Europa bleibe, ja, dass diese Wurzel den Baum trage - und nicht umgekehrt. In seiner Predigt meditierte Kardinal Ratzinger den biblischen Weg Marias zu Elisabeth und ihr Magnifikat: Wir werden nicht groß, wenn wir Gott klein machen.
Nur wenn wir Gott groß schreiben in unserem Leben und Ihm Raum geben in der Welt, werden wir groß. Er betonte auch, dass das Christentum eine Religion der Freude sei. Freude, weil die Christen in der Gewissheit leben würden, dass wir von einer Liebe gewollt sind, die nicht aufhört und die uns nicht verlässt, auf die wir uns immer verlassen können.
Gott sei kein grausamer Richter, sondern wolle das Heil jedes Menschen. Von Mariazell aus richtete er die Bitte an die Gottesmutter, dass sie Europa helfen möge, seine Seele wieder zu finden. Konzelebranten des Kardinals waren unter anderem sein Bruder Georg, Weihbischof Stanislav Zvolensky von Bratislava-Trnava, Dekan P.
Ludwig Armbruster SJ von der Prager Karlsuniversität und Dekan Zoltán Rókay von der katholischen Universität in Budapest. Vor dem Schlusssegen begrüßte auch Diözesanbischof Egon Kapellari den Ehrengast. Beim anschließenden Mittagessen im Hotel Feichtegger schwärmte der Kardinal gegenüber dem Ehepaar Weißmann von dem eben erstmals erlebten Gnadenort.
Professor Schambeck erinnert sich: Ganz spontan erkundigte sich der jetzige Papst über Urlaubsmöglichkeiten in der Umgebung, worauf ich ihm sofort das nahe gelegene Alpenhotel Gösing empfahl und für meinen nächsten Besuch im Vatikan die Mitnahme geeigneter Prospekte versprach. Zur bleibenden Erinnerung an seinen Besuch beschenkte das Ehepaar Weißmann Kardinal Ratzinger mit einer besonderen Nachbildung der Gnadenmutter, welche Pater Karl mit dem Original berührte und mit einem Siegel versehen hatte, wie es einer alten Tradition entspricht.
Eine DVD, die den Besuch in Mariazell im Film dokumentiert, überbrachte Familie Weißmann dem inzwischen zum Papst gewählten Gast ein Jahr später während einer Generalaudienz im Vatikan. Am 25. April 2005, einen Tag nach seiner Amtseinführung inzwischen war er ja zum Nachfolger des Hl. Petrus gewählt worden empfing Benedikt XVI. unter anderem Herbert Schambeck, der als Gentiluomo di Sua Santità an den Feierlichkeiten teilnahm, im Vatikan in Sonderaudienz. Bei dieser Gelegenheit erwähnte der Papst seinen vergangenen Besuch in Mariazell, was sich dann nochmals bei der Ordensüberreichung an seinen Bruder Georg am 19. Mai 2005 wiederholte.
Schambeck berichtet: Der Heilige Vater erzählte mir, dass die in Mariazell erhaltene Kopie der Gnadenmutter nun in seiner Privatkapelle im Apostolischen Palast einen besonderen Ehrenplatz habe. Ich nützte die Gelegenheit, um ihn darauf anzusprechen, dass Mariazell am 7. September 2007 seine 850-Jahr-Feier begehen würde und dass es für alle in Österreich eine sehr große Ehre und besondere Freude wäre, wenn Seine Heiligkeit aus diesem Anlass dem Gnadenort einen weiteren Besuch abstatten würde. Papst Benedikt XVI. antwortete mit der Versicherung, diese Reise nach Möglichkeit in seine Pläne einzubeziehen.
Am 3. Juni 2005 hatte Schambeck Gelegenheit, Kardinal Schönborn über diese Initiative beim Heiligen Vater zu unterrichten und eine entsprechende offizielle Einladung durch die österreichische Bischofskonferenz anzuregen. Superior Pater Karl erinnert sich, dass der Wiener Erzbischof auch ihm gegenüber die Idee eines Mariazellbesuches des Papstes mehrmals geäußert hatte: Der Gedanke dieser Einladung wurde im Stillen weiterverfolgt und erstmals dem dafür verantwortlichen Gremium der Bischofskonferenz bei der Sommervollversammlung vom 13. bis 15. Juni 2005 in Mariazell zur Beratung vorgelegt.
Der Vorschlag, Papst Benedikt XVI. anlässlich des 850-Jahr-Jubiläums von Mariazell zu einem Pastoralbesuch in Österreich einzuladen, wurde von den versammelten Bischöfen mit großer Freude aufgenommen, die wiederum Kardinal Schönborn baten, diese Einladung direkt zu überbringen. Dies geschah am 28. Juni im Rahmen einer Privataudienz, die der Heilige Vater Kardinal Schönborn gewährte. Anlässlich ihres Ad-Limina-Besuches im November 2005 übergaben die österreichischen Bischöfe die von allen unterzeichnete Einladung und überreichten bei dieser Gelegenheit dem Papst eine der Mariazeller Gnadenstatue entsprechende Figur des heiligen Josef als Geschenk.
Ein Jahr später bekräftigten die Bischöfe in einem Hirtenbrief zum Advent 2006 nochmals ihre Vorfreude auf den Papstbesuch: Wir freuen uns darüber und sind dankbar, dass Papst Benedikt XVI. nach Mariazell kommen und mit uns dieses Fest des Glaubens feiern wird. Gemeinsam mit dem Heiligen Vater pilgern wir zur Magna Mater Austriae, die uns im Gnadenbild Christus zeigt.
Mögen die Begegnungen und das gemeinsame Gebet mit dem Nachfolger des Apostels Petrus uns stärken, Christus in allen Lebensräumen zu begegnen und ihn zu bezeugen. Inzwischen hatte sich auch der Heilige Vater selbst mehrmals öffentlich zu dieser für viele internationale Beobachter doch überraschenden Reise geäußert. In einem weltweit ausgestrahlten Interview sagte er am 5. August 2006: Es hat mir so gut gefallen dort, dass ich gesagt habe: Ja, zur Mater Magna Austriae komme ich wieder.
KATH.NET-Buchtipp: Papst Benedikt und Österreich
Foto: © Harald Czermak / Christoph Hurnaus
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