'In welche Kirche bin ich hineingetauft?'

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Ein Gespräch über die Taufe führte die Wiener Kirchenzeitung mit dem Wiener Dogmatiker Bertram Stubenrauch.


Wien (kath.net/wikiz)
Ein Hindu tauft in einer Notsituation ein kleines Baby. Ist das möglich? Ja,erklärt Bertram Stubenrauch, Dogmatiker an der Universität Wien: "Jeder kann taufen, wenn eres im Sinne der Kirche tut. Egal, ob er ungetauft oder getauft, ob er Muslim oder Hindu ist.Wenn er es im Sinne der Kirche tut, also weiß, was er macht, dann ist es eine gültige Taufe."Dass dies möglich ist, liegt im Wesen der Taufe begründet, erklärt derDogmatiker. Die Taufe sei "das grundlegende Sakrament" oder das "Eingangs-Sakrament", das"heilsnotwendig" ist. Sie ist die christliche Weise, "in der Gott und Mensch miteinander in Verbindungtreten".

Was bewirkt die Taufe im Menschen? Drei Dinge, erklärt Stubenrauch: Erstenswird der Mensch aus den Verstrickungen der Erbschuld befreit. Bei der Erwachsenentaufe kommtdie Vergebung der persönlichen Schuld dazu.Zweitens geschieht in der Taufe durch den Heiligen Geist "ein Hineinwachsenin Christus": "Der Geist geht von Christus aus und zieht alle Getauften in seine Nähe, damitsie in Gott beheimatet werden."Drittens geschieht in der Taufe die Eingliederung in die Kirche. Kirche ist"die Gemeinschaft derer, die durch Taufe und Geist-Mitteilung in die Lebensgemeinschaft mit Christushineingenommen und damit im Vater verankert sind".

Der dritte Punkt bereitet ökumenisches Kopfzerbrechen. "In welche Kirchewerde ich hineingetauft?", lautete die Frage, die sich Vertreter verschiedenerKonfessionen bei einer Ökumenischen Fachtagung in Wien stellten.Die katholische Position legt Bertram Stubenrauch im Gespräch mit derKirchenZeitung dar. Die Taufe sei unter den Konfessionen weitgehend anerkannt. Jeder Getaufte werdein die Kirche Jesu Christi eingegliedert, sagt das Konzil. Daraus folge, so Stubenrauch,"dass die Kirche Jesu Christi weiter reicht, als die konfessionellen Grenzen". Trotzdem wird jederMensch "grundsätzlich innerhalb einer bestimmten Konfession getauft".

Zwischen den Konfessionen gibt es freilich zahlreiche Reibungsflächen, unteranderem das unterschiedliche Amtsverständnis, erklärt Bertram Stubenrauch. Wesentlichfür die römisch-katholische Kirche sei es, dass die Verkündigung des Evangeliums unddie Spendung der Sakramente unter der Verantwortung von Papst und Bischöfen steht.Das Amt sei aber "relational" (in Beziehung stehend, Anm. d. Red.) bestimmt:Merkmal sei, dass "der Klerus hingeordnet ist auf alle Getauften". Anders formuliert: "Es gibtein besonderes Weihe-Priestertum, das im Dienst des gemeinsamen Priestertums allerGläubigen steht." Es sei ein "Herzensanliegen der katholischen Kirche, dass man sich in der Ökumeneüber die Amtsfrage verständigt", sagt der Wiener Dogmatiker.

Petra Biermeier



Mitfreundlicher Genehmigung der Wiener KirchenZeitung



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