Ein letztes Mal ging es durch endlos scheinende Kornfelder

4. Juni 2007 in Weltkirche


Zu Pfingsten fand eine Wallfahrt der Petrusbruderschaft mit 8000 überwiegend jungen Menschen von Paris nach Chartres statt – Ein Bericht von Virgil Meier


Paris (www.kath.net/vm)
Mit Essvorrat für drei Tage, wasserfesten Schuhen und dem Rosenkranz im Gepäck fuhren wir in der Schweiz los. Wenn auch mit ca. 100 Teilnehmern nur ein Bruchteil der Chartres-Wallfahrt, so wollten wir Eidgenossen doch unsere Präsenz an diesem wunderbaren Anlass zeigen. Von der Ostschweiz über Basel, wo die letzten unsere Reisegruppe den Bus bestiegen, fuhren wir, den Rosenkranz betend und in Gespräche vertieft durch das Elsass und Zentralfrankreich in die Metropole – Paris.

Schon bald, am Firmament sahen wir erste in Grau schimmernde Sonnenstrahlen, erblickten wir die Kathedrale Notre-Dame de Paris. Wir waren nicht alleine. Busse aus vielen Nationen, Deutschland, Frankreich, Portugal, ja sogar aus Lettland waren auf dem Vorplatz angekommen. Tausende Pilger, zumeist Jugendliche, fanden sich nach dem Abladen des Gepäcks auf dem Platz vor der Kathedrale ein. Jugendliche – versammelt, um auf 100 km Fußmarsch in 3 Tagen zur Besinnung zu kommen, im Geiste der Tradition der römisch-katholischen Kirche zu beten, zu singen und Gemeinschaft zu erleben. Von mehreren traditionellen Ordensgemeinschaften geleitet, standen wir Schweizer, wie die meisten anderen Pilger auch, unter der Leitung der FSSP. P. Bernward Deneke und P. Franz Prosinger leiteten unsere beiden Schweizer Gruppen mit Elan und vorbildlichem Einsatz, auch bei den Vorbereitungen.

Nach einer Andacht in der gefüllten Kathedrale machten wir uns in den Chapitres (Gruppen) auf den Weg. Die „Ausländer“ – welche im Gegensatz zu den Franzosen nur einen kleinen Teil bildeten, machten sich dennoch bemerkbar. Lautstark zogen wir, mit vielen Schweizer Fahnen ausgerüstet, durch die Pariser Innenstadt. Mit Gebet und Mariengesang ging es, vorbei an staunenden Gesichtern der eben erwachten Franzosen, aus dem hektischen Alltag der Französischen Hauptstadt hinaus aufs Land.

Zwischen je zwei Chapitres war jeweils ein Priester zugegen, welcher für Aussprachen oder Beichtgespräche zur Verfügung stand. Im Anschluss an eine kleine Verpflegungspause erwartete uns eine erste Heilige Messe, welche, wie an allen drei Tagen, im tridentinischen Ritus gefeiert wurde. Beim Einmarsch hunderter Priester und Ordensleute, die meisten davon in noch jungem Alter – wussten wir einmal mehr, dass unsere Kirche lebt. Nach einem doch sehr ermüdenden ersten Tag, an dem wir trotz Erschöpfung und Schlafmanko 40 km hinter uns gelassen hatten, richteten wir unser Camp ein. Und als die Sonne längst untergegangen, Gitarrenklänge das Areal verzauberten und das Lagerfeuer knisterte, legten wir uns zum Schlafen, versunken in die Erlebnisse dieses ersten Tages

Der 2. Tag begann früh. Um 6 Uhr Tagwache; für einige war das einfach zu viel des Guten. Wie beispielsweise für jene, die in ihrem Schlafsack erst dann erwachten, als über ihnen das Zelt abgerissen wurde. Die Sonne lachte an diesem Morgen noch ungetrübt über die Ebenen Frankreichs. Nun mussten wir die nächsten 40 km meistern. Nach dreistündigem Marsch fanden wir uns in einer Waldlichtung zur zweiten Heiligen Messe ein. Leider begann es plötzlich zu regnen, was aber unsere Andacht nicht trübte.

Während der Messe saßen jeden Tag, im Abstand zu allen Gläubigen, dutzende Priester, die das Sakrament der Beichte spendeten. Ein Angebot, welches rege genützt wurde. Die Gläubigen waren in quadratischen Flächen eingewiesen, sodass für das Austeilen der Hl. Kommunion genügend breite Durchgänge frei blieben. Der Empfang der Hl. Kommunion, kniend auf dem Waldboden, um uns herum die Unendlichkeit der von Gott geschaffenen Natur, war ein unbeschreibliches Gefühl. Am späten Nachmittag schließlich hörte der Regen wieder auf. Doch selbst schlammige Wege und durchnässte Kleider vermochten den Pilgergeist nicht zu stören. Vor uns lag ein Ziel, und wir wussten: Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg! Für all jene, die aus gesundheitlichen Gründen den Weg nicht fortsetzen konnten, bestand an verschiedenen Stationen die Möglichkeit, auf einen Bus umzusteigen. So gab es immer einige, die genügend Zeit hatten, auch mal irgendetwas einzukaufen, welches dann auch wieder den anderen zu Gute kam. ´

Der zweite Abend war eine nasse Angelegenheit. Nach einem kurzen Hagelschauer war unser Camp einem Moorbad gleich und wir schliefen in Wasserbetten. Die Abendverpflegung, wie immer aus Brot, Wasser und Suppe bestehend, konnte uns etwas aufwärmen. Doch da wir echte Chartres-Pilger sind, verwandelte sich auch dieser Regenabend zu einem gemütlichen Beisammensein und es war wohl schon tiefe Nacht, als endgültig Ruhe über dem Camp einzog.

Der 3. Tag stand ganz unter dem Zeichen der Kathedrale von Chartres. „Nur“ noch 25 km galt es zu marschieren. Ein letztes Mal ging es durch endlos scheinende Kornfelder, stets die Türme der Kathedrale vor Augen, ehe wir am frühen Nachmittag diese wunderschöne Kleinstadt Chartres erreichten. Leider reichte der Innenraum der Kathedrale nicht aus, um allen Gläubige die Messe im Trockenen zu ermöglichen. So mussten wir, wohl oder übel, im Regen vor der Kathedrale ausharren. Dank einer aufgestellten Leinwand konnten wir dennoch das Geschehen mit verfolgen, wobei zudem die Gelegenheit bestand, in die Muttergottesseitenkapelle einzutreten, um persönliche Anliegen vorzubringen und bei den vielen anwesenden Priestern zu beichten.

Nach der wunderbar gestalteten Messe, an der auch der Bischof von Chartres teilnahm, machten wir uns auf, um unser Gepäck abzuholen und zum Bus zu eilen.

Um 19 Uhr fuhren wir los, vor uns nochmals die zwei Türme der Kathedrale erblickend, und dankten Gott nochmals für die schönen Tage. Der Ruf „Chartres sonne, Chartres t’appelle“ erklang in unseren Köpfen noch bis weit in die Nacht hinein.

Die Wallfahrt nach Chartres ist ohne Übertreibung ein wirkliches Erlebnis. Viele Personen, die das erste Mal dabei waren, waren begeistert von der großen Spiritualität, welche auf dieser Wallfahrt zu spüren war. Die Gnaden Gottes, welche uns allen geschenkt wurden, waren sehr groß. Es war eine Jugend die lebt, eine Jugend, die den Geist der hl. Katholischen Kirche nicht nur mitfeiern, sondern auch hinaustragen will in die Welt, wo wir Jugendliche mit Gottes Hilfe immer mehr zu einem Werkzeug Christi werden, um auch in der Kirche, modernistische Irrtümer, Liberalismus und Glaubensabfall besiegen zu können, gestärkt im Geiste durch jenes Motto, was unzählige Male auf unserem Wallfahrtsmarsch erklang: Christus vincit – Christus regnat – Christus imperat.


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