Ägypten: Extremisten verwüsten christliches Viertel

19. Juni 2007 in Weltkirche


Erneut schwere Übergriffe gegen Angehörige der christlichen Minderheit – Sieben Kopten werden verletzt.


Alexandria / Frankfurt am Main (www.kath.net / igfm) Militante Islamisten haben am 8. Juni in der nordägyptischen Stadt Zawyet Abdel-Qader 30 Kilometer westlich von Alexandria ein koptisches Wohnviertel überfallen und verwüstet.

Nach Informationen der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) wurden sieben Christen verletzt. Häuser und Geschäfte von Kopten wurden beschädigt und geplündert. Wie die IGFM erfuhr, konnten die Islamisten eineinhalb Stunden lang unbehelligt im Viertel randalieren, ehe die Polizei eintraf und dem Treiben ein Ende setzte.

Die IGFM fordert eine lückenlose Aufklärung des Vorfalls und die angemessene Bestrafung der Täter. Nach Angaben der IGFM sammelten sich die islamistischen Gewalttäter am 8. Juni nach dem Mittagsgebet vor einem Kaffeehaus in Zawyet Abdel-Qader, nachdem sie die Moschee verlassen hatten.

Personen von außerhalb brachten den Männern Taschen mit Waffen und Brennmaterial. Die Gruppe zog ins christliche Viertel und begann, Häuser und Geschäfte von Kopten zu zerstören. Türen und Fenster wurden eingeschlagen und Geschäfte geplündert. Bei dem Versuch, ihr Eigentum zu schützen, wurden sieben Kopten zum Teil schwer verletzt.

Sie erlitten Stichwunden sowie durch eine säureartige Flüssigkeit Verletzungen am Kopf, im Gesicht und am Rücken. Der Mob hatte gerade die Kirchen des Viertel erreicht, als die Polizei eintraf und der Gewalt ein Ende setzte. Acht Islamisten und zehn Christen wurden festgenommen.

Nach Informationen der IGFM war der Auslöser des Übergriffes ein Streit im Straßenverkehr zwischen zwei Jugendlichen am Vortag, einem koptischen Christen und einem Muslim. Die Väter der jungen Männer waren ebenfalls in den Disput involviert. Sowohl die Jugendlichen als auch deren Väter wurden schließlich von der Polizei verhaftet.

Auch in Dekheila, acht Kilometer von Alexandria entfernt, griffen militante Islamisten vergangene Woche eine christliche Einrichtung an. Der Mob attackierte am 12. Juni die „Kirche der Heiligen Jungfrau“ in Dekheila. Nach einem Streit zwischen einem Kopten und einem Muslim eskalierte die Situation und Gewalttäter begannen, die Kirche mit Flaschen und Steinen zu bewerfen.

Ein Wachmann der Kirche schloss sofort alle Türen und Fenster und alarmierte die Polizei, die umgehend eintraf und außer geringfügigen Schäden Schlimmeres verhindern konnte. 15 Kopten und sieben Islamisten wurden festgenommen.

Mit Sorge beobachtet die IGFM, dass sich die Übergriffe gegen die koptische Minderheit in Ägypten häufen. Besonders in Oberägypten sind die als christliche Minderheit stark benachteiligten Kopten Ziel von Terror, Unterdrückung und Gewalt durch extremistische Muslime. Im April 2007 wurde in Alexandria ein Kopte durch eine Messerattacke getötet. Weitere zwölf Christen wurden zum Teil schwer verletzt.

Die IGFM stellt jedoch fest, dass sich die Übergriffe nicht mehr nur auf Oberägypten beschränken. Im Mai 2007 überfielen in der Stadt Behma 60 Kilometer südlich von Kairo militante Islamisten Häuser und Geschäfte von Kopten mit Ziegelsteinen und Brandbomben, weil sich das Gerücht verbreitete, die ortsansässigen Kopten wollten eine Kirche bauen.

Die sofort informierte Polizei erschien erst drei Stunden nach Beginn der Unruhen. In der Zwischenzeit vergewaltigten die Islamisten koptische Frauen, brannten Häuser ab und misshandelten koptische Männer. Zehn Kopten wurden zum Teil schwer verletzt.

„Die ägyptischen Behörden sind an dieser Entwicklung nicht ganz unschuldig. Oftmals haben sie islamistisch motivierte Angriffe auf Kopten nur geringfügig bestraft, um sich den Ärger der islamischen Bevölkerung vom Hals zu halten“, kritisiert Martin Lessenthin, Vorstandssprecher der IGFM.


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