'Das muss mit Scham und Reue bekannt werden'

26. Juni 2007 in Deutschland


Erzbischof Schick bei der Nürnberger Sicherheitstagung: "Christen und die Kirche zum Unfrieden in der Welt beigetragen. Kirche ist trotzdem die wichtigste und größte NGO der Welt, die als Friedensaktivistin tätig ist"


Nürnberg (kath.net/bbk)
„Die Kirche ist die wichtigste und größte NGO (Non Government Organisation – Nicht-Regierungs-Organisation) der Welt, die als Friedensaktivistin tätig ist“, mit dieser These unterstrich der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick bei der Nürnberger Sicherheitstagung die Bedeutung der Kirche, vor allem der katholischen für die Ausbreitung und den Erhalt des Friedens weltweit. Krieg, Terror, Unfrieden sei die Mutter allen Elends und Unglücks in dieser Welt und ohne Frieden könne es keinen Fortschritt und keine Entwicklung geben.

Dabei scheute sich Schick nicht, auch Schuld und Versagen der Christenheit und der Kirche in der Vergangenheit hinsichtlich der Friedensarbeit anzusprechen. „Die Christen und die Kirche haben auch zum Unfrieden in der Welt beigetragen, sogar Kriege gegen andere Religionen und die Konfessionen gegeneinander geführt. Das muss mit Scham und Reue bekannt werden.“, so Schick wörtlich. Dabei hätten sie immer den Boden des Evangeliums verlassen.

Erster und wichtigster Beitrag der Kirche zum Frieden sei die Verkündigung, denn das Evangelium sei eine Botschaft des Friedens. Zum Beispiel laute ein Zentralsatz der Bergpredigt: „Selig, die Frieden stiften, denn sie werden Söhne Gottes genannt werden“, dabei sei hervorzuheben, dass die Versöhnungs- und Friedensbereitschaft auch den Feind mit einschließe. Auch mit dem, der mir Unrecht getan hat, solle Friede geschlossen werden. Nicht zu unterschätzen ist nach Ansicht Schicks auch die Bedeutung des täglichen Gebets zahlloser Gläubiger um Frieden für die Welt. Bei jeder Eucharistiefeier werde am Anfang, vor der Kommunion und am Schluss um Frieden gebetet.

Ein politisches Zeichen setze die katholische Kirche mit dem „Welttag des Friedens“ alljährlich am 1.Januar. Dazu komme kontinuierliche Lobby-Arbeit, sei es in den Kommissionen „Justitia et Pax (Gerechtigkeit und Frieden)“ auf der Ebene der Weltkirche und der nationalen Bischofskonferenzen wie auch in politischen Organisationen wie zum Beispiel den Vereinten Nationen. Institutionen und Werke der katholischen Kirche wie Misereor, Renovabis und Adveniat brächten auf vielfältige Weise das Anliegen des Friedens voran, Bichofsworte und katholische Schulen zielten auf Bewusstseinbildung und Erziehung zum Frieden. Einen Akzent legte der Bamberger Erzbischof auf den Interreligiösen Dialog. Nur wer die religiösen Wurzeln des Menschen erfasst, kann ihn zum Frieden bewegen, deshalb ist der Dialog mit den anderen Religionen für die christliche Kirche so wichtig, um ihren Auftrag und Anspruch zu erfüllen, Friedensmittlerin, Friedensbringerin, Friedenswahrerin, Friedensaktivistin zu sein.

Die Thomas-Dehler-Stiftung lädt zur diesjährigen Nürnberger Sicherheitstagung (22./23. Juni 2007) ein - dort geht es um die Verantwortung unseres Landes für den Frieden in der Welt. Zu den Vortragenden gehören John M. Koenig, Gesandter der Botschaft der USA in Deutschland; Dr. Wolfgang Gerhardt MdB, Vorstandsvorsitzender der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit; Klaus Töpfer, Bundesminister a. D.; Dr. Albert Schmid, Präsident des Bundesamtes für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge; Jan Oerding, Generalleutnant, Befehlshaber des „Kommando Operative Führung Eingreifkräfte“; Dirk Koch, Kapitän zur See, Stellv. Kommandeur UNIFIL; Ulrike Merten, Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im Deutschen Bundestag; Johann-Georg Dora, Generalleutnant, Stellvertreter des Generalinspekteurs der Bundeswehr; Dr. Rupert Neudeck, Gründer des Komitees Cap Anamur und Grünhelme e.V. und Edgar Trost, Generalleutnant a. D.


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