Vatikansprecher: Nicht den Geist von Summorum Pontificum verraten

10. Juli 2007 in Weltkirche


Lombardi: Alte Bücher nicht verboten oder schädlich, keiner hat aber das Recht, die erneuerte Liturgie negativ zu beurteilen. Korrekte Lesart des Zweiten Vatikanischen Konzils muss auf der "Kontinuität" und nicht auf dem "Bruch" bestehen


Rom (kath.net/Zenit.org).
P. Federico Lombardi SJ sieht im Motu proprio Summorum pontificium zur Liturgie nach dem Messbuch des seligen Johannes XXIIII. weder eine Revolution noch „einen Schritt zurück in die Vergangenheit“.

Der Direktor des vatikanischen Pressebüros, der auch mit der Leitung von „Radio Vatikan“ und des Vatikanischen Fernsehzentrums betraut ist, fordert dazu auf, das Motu proprio zusammen mit dem ebenfalls am Samstag veröffentlichten Brief des Heiligen Vaters an die Bischöfe der Welt zu lesen. So sei eindeutig festzustellen, dass das päpstliche Schreiben weder eine Schwächung der Autorität des Zweiten Vatikanischen Konzils noch der Autorität und Verantwortung der Ortsbischöfe darstelle.

„Der Papst beabsichtigt einfach, dem, der sich dazu von einem großen Wunsch motiviert sieht, eine leichtere Möglichkeit zu bieten, die Liturgie nach dem ehemals gebräuchlichen römischen Ritus zu feiern, es ruhig zu tun und sich dabei wohlwollend von der große katholischen Gemeinschaft aufgenommen und in sie eingegliedert zu fühlen.“

Benedikt XVI. habe eine sehr tiefe theologische und geistliche Sicht der Liturgie und somit großen Respekt vor dem, was gefeiert werde: der Tod und die Auferstehung Jesu Christi. „Die Liturgie ist etwas, das uns geschenkt wird“, unterstreicht Pater Lombardi. „Sie ist kein Produkt von uns, sie die Quelle unseres Lebens. Die Eucharistie ist der höchste Ort der Begegnung zwischen Gott und dem Menschen.“

Der Papst sieht es nach Worten des Priesters als seine Aufgabe und Pflicht an, „allen Gläubigen zu helfen, diese Begegnung in der würdigsten und am meisten bewussten Weise zu leben“. Dies gelte sowohl für die Menschen, die an der Heiligen Messe nach dem Römischen Messbuch von 1970 teilnehmen wollten, wie auch für jene, die aufgrund ihrer Bildung, Kultur und persönlichen Erfahrung die ältere Form vorzögen. „Auf jeden Fall wünscht es der Papst, dass die gemeinsame Existenz der beiden Formen des einen Ritus nicht dazu führt, dass man sich gegenseitig ausschließt, sondern dazu, dass man sich gegenseitig bereichert – einerseits durch eine größere Bandbreite an Sakralität, was die Feier angeht, und andererseits durch eine größeren Vielfalt und Ausdruckskraft, was die einzelnen Elemente angeht.“

Das Schreiben Benedikts XVI. enthalte eine wichtige Botschaft für alle Menschen: „Die Liturgie muss mit Sorgfalt und Respekt gefeiert werden, weil wir durch sie mit dem Mysterium Gottes in Verbindung treten. Wenn dieser Respekt fehlt, leidet nicht nur ein Einzelner, sondern die ganze Kirche, denn die Missbräuche sind immer Samen der Zwietracht.“

Zur Sorge, dass die Koexistenz der beiden Formen des einen römischen Ritus zu Spaltungen führen könne, bekräftigt P. Lombardi die Ansicht des Papstes, nach der diese Ängste unbegründet sind. Der Papst lasse vielmehr erkennen, dass seine Absicht genau im Gegenteil bestehe: „Papst Benedikt XVI. fühlt sich zutiefst verantwortlich für die Einheit und denkt natürlich an die, die sich noch im Bruch mit der kirchlichen Gemeinschaft befinden. Er denkt aber auch an jene, die sich innerhalb der Kirche in Spannungen befinden, und er lädt alle zu einer gegenseitigen Öffnung in der Einheit desselben Glaubens ein.

So wie die alten Bücher nicht als verboten oder schädlich angesehen werden dürften, so hat keiner das Recht, die erneuerte Liturgie negativ zu beurteilen. Wer sich auf das Motu Proprio beruft, um Spannungen zu erzeugen anstatt den Geist der Versöhnung zu fördern, würde radikal den Geist dieses Textes verraten.“

Benedikt XVI. habe klar gemacht, dass die korrekte Lesart des Zweiten Vatikanischen Konzils auf der „Kontinuität“ bestehen müsse und nicht auf dem „Bruch“. Das Neue integriere sich in lebendiger Weise in das Vorhergehende, ohne es abzulehnen.

Lombardi ist überzeugt: „Benedikt XVI. lässt uns nicht nach rückwärts gehen, sondern er führt uns vorwärts, indem er uns wohl in die Kontinuität des geschichtlichen Wegs der Kirche eingegliedert hält.“ Dies sei ein Vorwärtsschreiten, das vor allem darauf abziele, als einzelne und als Gemeinschaft in der Begegnung mit Gott an Tiefe zu gewinnen

Kathpedia: Summorum Pontificum

Kathpedia: Römischer Ritus

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