14. Juli 2007 in Schweiz
Ein Kommentar zum Motu Proprio "Summorum Pontificum von Domherr Christoph Casetti, Chur.
Chur (www.kath.net) In diesen Tagen titelte der Blick: Messe wieder auf Latein und im Untertitel konnte man lesen: Triumph für katholische Fundis: Morgen führt der Papst die alte lateinische Messe wieder ein. An dieser Nachricht ist fast alles falsch.
Worum geht es in Wirklichkeit? Papst Benedikt XVI. hat nun ein Schreiben veröffentlicht, das die Verwendung der liturgischen Form regelt, wie sie vor dem Konzil üblich war.
Die heilige Messe vor dem Konzil
Die Älteren unter uns erinnern sich noch: Vor dem 2. Vatikanischen Konzil wurde die Liturgie in lateinischer Sprache gefeiert. Der Priester und die Gläubigen beteten gemeinsam zum Altar hin. Die Ministranten gaben an Stelle des Volkes die lateinischen Antworten.Diese Form hatte den Nachteil, dass die unmittelbare Teilnahme der Gläubigen etwas erschwert war.
Sie hatte den Vorteil, dass die Gläubigen überall auf der Welt sich in der katholischen Liturgie zu Hause fühlen konnten. Außerdem war diese Form so etwas wie ein Gesamtkunstwerk; sie war in Jahrhunderten organisch gewachsen und war für viele auch mit ihren gregorianischen Gesängen ein ausdrucksstarkes Glaubenszeugnis.
Die Absicht des Konzils und deren Umsetzung
Das 2. Vatikanische Konzil hat weder das Latein noch die bisherige Zelebrationsrichtung abschaffen wollen. Die Bischöfe wollten damals lediglich den Ritus vereinfachen. Den Volkssprachen wollten sie mehr Raum geben, um die Teilnahme der Gläubigen zu erleichtern.
Die Umsetzung dieser Absichten ging jedoch weiter: die lateinische Sprache ist bis auf wenige Ausnahmen fast ganz aus den Gottesdiensten verschwunden. Beinahe überall wurden vor die alten Hochaltäre neue Altartische gestellt, damit die Priester mit Blick zum Volk hin zelebrieren können.
Die Fehler bei der Umsetzung
Damals wurde offensichtlich zu wenig bedacht, dass diese Änderungen in der Liturgie einen sehr sensiblen Bereich im Leben der Gläubigen berühren. Manchen Gläubigen bereiteten diese Erneuerungen große Mühe. Dies war und ist vor allem dort der Fall, wo man nicht nur die Liturgie nach den neuen geltenden Regeln feiert, sondern mit immer neuen Formen die Liturgie gestaltet.
Wenn in der Liturgie experimentiert wird, ist die Gefahr sehr gross, dass die Ehrfurcht verloren geht und dass der Gottesdienst zu einem Menschendienst wird. Die Gestaltung und die Gestaltenden sind dann plötzlich wichtiger als die göttlichen Geheimnisse, die gefeiert werden.
Die Fehler bei der Umsetzung der Liturgiereform haben der Kirchenspaltung durch Erzbischof Lefebvre Auftrieb gegeben. Seine Anhänger kritisieren zwar auch andere Aussagen des 2. Vatikanischen Konzils. Was ihnen aber viel Zulauf verschafft hat, das ist das angesprochene Thema der Liturgie.
Was ist nun die Absicht des Papstes?
Er sieht diese Probleme. Er sieht die Not von manchen Gläubigen mit der Erneuerung der Liturgie, so wie sie faktisch geschehen ist. Dieser Not möchte er begegnen, indem er die Feier der Liturgie in der Form vor dem Konzil erleichtert. Er macht damit die liturgische Erneuerung nicht rückgängig.
Im Gegenteil: die Liturgie, wie wir sie seit dem Konzil feiern ist und bleibt die ordentliche Form unserer Liturgie, sofern sie natürlich entsprechend den geltenden Regeln gefeiert wird. Daneben gibt es die Feier der Liturgie nach dem Messbuch von 1962 als außerordentliche Form.
Sie ist immer möglich, wo es eine Gruppe von Gläubigen gibt, die dies wünschen, und einen Priester, der dazu bereit und fähig ist. Bei der veröffentlichten Regelung geht es wiederum nicht um etwas völlig Neues. Bereits Papst Johannes Paul II. hatte 1988 eine ähnliche Weisung erlassen, die nun durch Benedikt XVI. präzisiert wird.
Befürchtungen...
Um dieses Schreiben gab es in den vergangenen Monaten bereits große Auseinandersetzungen. Manche Bischöfe befürchten Spaltungen in den Gemeinden, wenn die Liturgie in verschiedenen Formen gefeiert wird - in der vorkonziliaren und in der nachkonziliaren.
Andererseits haben wir es heute schon mit sehr verschiedenen Gottesdienstformen zu tun. Heute schon können wir beobachten, dass die Gläubigen eben dort den Gottesdienst besuchen, wo sie sich geistlich beheimatet fühlen.
Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass viele Intellektuelle diesen Schritt des Papstes ausdrücklich begrüßen, weil sie den kulturellen Wert der früheren liturgischen Form schätzen.... sind nicht begründet
Persönlich teile ich die geäußerten Befürchtungen nicht. Es werden eher Minderheiten sein, welche vom nun erleichterten Zugang zur früheren Liturgie Gebrauch machen werden. Und hat nicht der Schutz von Minderheiten gerade in unserem Land eine große und gute Tradition?
Zum anderen dürfen wir diese Maßnahme des Papstes als einen Versuch zur innerkatholischen Ökumene verstehen. Vielleicht kann es damit gelingen, Gläubige zur vollen kirchlichen Einheit zurückzugewinnen, welche diese wegen der liturgischen Form verlassen haben.
Und schließlich kann dieses Apostolische Schreiben bei allen Gläubigen zu einer Besinnung auf das Wesen der Liturgie führen. Die vorgegebene Form der Liturgie macht uns deutlich, dass im Gottesdienst die Initiative bei Gott liegt und nicht bei uns Menschen.
Das neue Apostolische Schreiben ist nicht ein Triumph für Fundis, wie der Blick schreibt. Aber es erinnert an das Fundament, auf dem wir alle mit unserem Glauben stehen: Jesus Christus, der sich uns selber schenkt in den heiligen Handlungen der Liturgie. Ob wir die Eucharistie in der ordentlichen oder in der außerordentliche Form feiern, immer soll es in großer Ehrfurcht und Dankbarkeit geschehen.
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