10. August 2007 in Chronik
Ob die vom Papst gewünschte Versöhnung der "Piusbruderschaft" mit "Rom" überhaupt möglich ist, muss zum gegenwärtigen Zeitpunkt bezweifelt werden - Eine Analyse von Dr. theol. habil. Josef Spindelböck.
St. Pölten (www.kath.net/news.stjosef.at)
In der August 2007-Ausgabe des Mitteilungsblattes für den deutschen Sprachraum dokumentiert die Priesterbruderschaft Pius X. das Motu proprio Summorum pontificum von Papst Benedikt XVI. über die Feier der Messe des römischen Ritus nach dem usus antiquior sowie den Begleitbrief des Papstes an die Bischöfe und auch verschiedene Stellungnahmen vonseiten der Verantwortlichen der Piusbruderschaft. Gleich einleitend heißt es im Hinblick auf die Person des verstorbenen Erzbischofs Marcel Lefebvre, der 1976 suspendiert worden war und sich 1988 aufgrund von gegen den Willen des Papstes erfolgter Bischofsweihen die Tatstrafe der Exkommunikation zugezogen hatte: Ohne Erzbischof Lefebvre wäre ein tausendjähriger Schatz der katholischen Kirche, das heilige Messopfer aller Zeiten, gänzlich verloren gegangen.
35 Jahre sind mehr als eine Generation. Sein Mut, sein Bekennertum, seine Treue haben die Messe gerettet und mit Gottes Gnade wird sein Werk dazu beitragen, auch den Glauben unverfälscht zu bewahren. Lefebvre selber sah im Widerstand gegen die neue Messe eine Notwendigkeit, um den unverfälschten katholischen Glauben zu bewahren. Die im Mitteilungsblatt dokumentierte Predigt vom 29. Juni 1976 lässt daran keinen Zweifel. Dort stellte der Erzbischof fest: Haben wir nun Unrecht, wenn wir darauf beharren, den Ritus beizubehalten, der immer gültig war?
Wir haben gebetet, wir haben andere Personen zu Rate gezogen, wir haben nachgedacht und uns intensiv mit dem Problem beschäftigt. Wir mussten darüber Gewissheit erhalten, ob wirklich wir selbst im Irrtum sind, oder ob wir etwa wirklich keinen hinreichenden Grund haben, uns dem neuen Ritus nicht zu unterwerfen. Gerade der Nachdruck, mit dem die römischen Abgesandten von uns die Änderung des Ritus verlangt haben, hat uns zu denken gegeben. Dies hat uns in unserer Überzeugung bestärkt, dass dieser neue Messritus einen neuen Glauben ausdrückt, einen Glauben, der nicht der unsere ist, einen Glauben, der nicht der katholische Glaube ist.
Diese neue Messe ist ein Symbol, ist der Ausdruck, ist das Bild eines neuen Glaubens, eines modernistischen Glaubens. Das Motu proprio des Papstes, nach dem die grundsätzlich nie verbotene Feier der sog. tridentinische Messe als forma extraordinaria des römischen Ritus nun auch einem größeren Kreis von Priestern und Laien wieder ermöglicht wird (d.h. prinzipiell allen, die dies wünschen), ist nach Meinung der Verantwortlichen der Piusbruderschaft nur ein erster notwendiger Schritt.
Der Kampf gehe weiter, heißt es im Mitteilungsblatt der nicht in voller Gemeinschaft mit Rom stehenden Piusbruderschaft: Die falsche Gleichstellung der beiden Riten kann nur ein erster Schritt zum wahren Ziel sein: Die Liturgieveränderungen der 70er Jahre zu revidieren und zum wahren Messopfer zurückzukehren. Demgegenüber hatte Papst Benedikt XVI. in seinem Begleitschreiben zum Motu proprio die Hoffnung zum Ausdruck gebracht, dass die Messe Pauls VI. als die forma ordinaria und die Feier gemäß dem Missale Pius V. als forma extraordinaria auch nebeneinander existieren sollten und es zu einer gegenseitigen Befruchtung der beiden Formen kommen könne: Das alte Messbuch kann und soll neue Heilige und einige der neuen Präfationen aufnehmen.
Die Kommission Ecclesia Dei wird im Kontakt mit den verschiedenen Institutionen die sich dem usus antiquior widmen, die praktischen Möglichkeiten prüfen. In der Feier der Messe nach dem Missale Pauls VI. kann stärker, als es bisher weithin der Fall ist, jene Sakralität erscheinen, die viele Menschen zum alten Usus hinzieht. Die sicherste Gewähr dafür, dass das Missale Pauls VI. die Gemeinden eint und von ihnen geliebt wird, besteht im ehrfürchtigen Vollzug seiner Vorgaben, der seinen spirituellen Reichtum und seine theologische Tiefe sichtbar werden lässt. Ob daher die vom Papst gewünschte Versöhnung der Piusbruderschaft mit Rom überhaupt möglich ist, muss zum gegenwärtigen Zeitpunkt bezweifelt werden.
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