2. September 2007 in Buchtipp
Neue KATH.NET-Serie: Auszüge aus dem Buch "Jesus von Nazareth" von Papst Benedikt XVI.
Linz (www.kath.net)
KATH.NET bringt im Zeitraum vom 15. August bis 8. September als Vorbereitung auf den Papstbesuch in Österreich in Kooperation mit dem Herder-Verlag etwa zwei Mal in der Woche Auszüge aus dem neuen Jesus-Buch von Papst Benedikt XVI.:
Nachdem man Johannes ins Gefängnis geworfen hatte, ging Jesus wieder nach Galiläa; er verkündete das Evangelium Gottes und sprach: Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um und glaubt an das Evangelium - mit diesen Worten schildert der Evangelist Markus den Beginn des Wirkens Jesu und benennt zugleich den wesentlichen Inhalt seiner Verkündigung (1,14f). Auch Matthäus fasst das Wirken Jesu in Galiläa so zusammen: Er zog in ganz Galiläa umher, lehrte in den Synagogen, verkündete das Evangelium vom Reich und heilte im Volk alle Krankheiten und Leiden (4,23; 9,35). Beide Evangelisten bezeichnen die Verkündigung Jesu als Evangelium" - was ist das eigentlich?
Neuerdings hat man das mit gute Nachricht übersetzt; das klingt schön, bleibt aber doch hinter der Größenordnung weit zurück, die mit dem Wort Evangelium gemeint ist. Dieses Wort gehört der Sprache der römischen Kaiser zu, die sich als Herren der Welt und als ihre Retter, als ihre Erlöser verstanden. Die Botschaften, die vom Kaiser ausgingen, hießen Evangelium, unabhängig davon, ob ihr Inhalt besonders fröhlich und angenehm war. Was vom Kaiser kommt - das war die Idee -, das ist rettende Botschaft, das ist nicht bloß Nachricht, sondern Veränderung der Welt zum Guten hin.
Wenn die Evangelisten dieses Wort aufgreifen, so dass es zum Gattungsbegriff für ihre Schriften wird, so wollen sie sagen: Was die Kaiser, die sich für Gott ausgeben, zu Unrecht beanspruchen, das geschieht hier: vollmächtige Botschaft, die nicht nur Rede ist, sondern Wirklichkeit. Im heutigen sprachtheoretischen Vokabular würde man sagen: Das Evangelium ist nicht bloß informative, sondern performative Rede - nicht bloß Mitteilung, sondern
Aktion, wirksame Kraft, die heilend und verwandelnd in die Welt eintritt. Vom Evangelium Gottes spricht Markus - nicht die Kaiser können die Welt retten, sondern Gott. Und hier erscheint Gottes Wort, das Tatwort ist; hier geschieht wirklich, was die Kaiser nur behaupten, ohne es einlösen zu können. Denn hier tritt der wirkliche Herr der Welt in Aktion - der lebendige Gott.
Der zentrale Inhalt des Evangeliums lautet: Das Reich Gottes ist nahe. Es wird eine Markierung in der Zeit gesetzt, Neues geschieht. Und es wird eine Antwort der Menschen auf dieses Geschenk verlangt: Bekehrung und Glaube. Das Zentrum dieser Ansage ist die Botschaft vorn Nahesein von Gottes Reich. Diese Ankündigung bildet tatsächlich die Mitte von Jesu Wort und Wirken.
Ein statistischer Hinweis kann das unterstreichen: Das Wort Reich Gottes kommt im Neuen Testament insgesamt 122-mal vor; davon finden sich 99 Stellen in den drei synoptischen Evangelien, und davon wiederum gehören 90 Texte Worten Jesu zu. Im Johannes-Evangelium und in den übrigen neutestamentlichen Schriften spielt das Wort nur noch eine geringe Rolle. Man kann sagen: Während die Achse der vorösterlichen Predigt Jesu die Botschaft von Gottes Reich ist, bildet die Christologie die Mitte der apostolischen Predigt nach Ostern.
Benedikt XVI.
Jesus von Nazareth
Von der Taufe im Jordan bis zur Verklärung.
400 Seiten, gebunden Erscheint
Preis: 24,70
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