8. November 2007 in Chronik
Hans Küng kritisiert wieder einmal den Pontifex Ist er nur neidisch auf Benedikt? Von Guido Horst / Die Tagespost
Rom (kath.net/DieTagespost)
Hans Küng vermisst weitere kühne Taten von Benedikt XVI. So meldet es die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA), der wir es verdanken, dass auch dann Vergnügliches und allzu Vergnügliches über den schweizerischen Weltethiker verbreitet wird, wenn dieser nicht allzu viel zu sagen hat. In diesem Fall aber wollen wir innehalten. Der deutsche Papst, so Küng, habe Courage bewiesen, als er ihn zum Plaudern nach Castel Gandolfo eingeladen habe. Dann aber sei Benedikts Leistungskurve an heroischen Taten jäh wieder abgebrochen. Abschaffung des Pflichtzölibats, Anerkennung der Ämter in anderen Kirchen, Zulassung der wiederverheirateten Geschiedenen zu Sakramenten: Pustekuchen, so der einstige Kampfgefährte Ratzingers, wie sich Küng selber bezeichnet. Stattdessen oh Schreck jenes Motu proprio zur alten Messe und das verheerende Dekret der Glaubenskongregation über die anderen christlichen Kirchen und ihre Ämter. Soweit das, was die Katholische Nachrichten-Agentur von den Lippen des Religionswissenschaftlers abgelauscht und in die Welt getragen hat.
Aber Hand aufs Herz: Wünschen wir uns nicht alle einen Papst, der kühne Taten vollbringt? Der der neunköpfigen Hydra des Zeitgeistes machtvoll auf die Häupter schlägt, der mit den Feinden Gottes und der Menschheit ringt, der dem Geist der Häresie furchtlos entgegentritt und den Schlinggewächsen des Bösen an die Wurzeln geht? Das Leben ist ein Kampf, da hat Weltethiker Küng ganz Recht. Aber ob Joseph Ratzinger einst sein Gefährte war, wissen wir nicht zu sagen. Nur eins ist sicher: Der deutsche Theologe, der heute auf dem Papststuhl sitzt, ist immer geradeaus gegangen. Hat auf den Schlachtfeldern des Glaubens und des Geistes allem Gegenwind getrotzt. Ob Küng diese Kühnheit im Stillen doch eher bewundert als dass er sie vermisst?
Foto: (c) Weltethos
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