3. März 2008 in Deutschland
Das Magazin "Der Spiegel" macht einseitig Stimmung für den Krippenstaat - Ein Kommentar von Christa Meves
München (kath.net/idea)
Das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" hat in seiner Titelgeschichte vom 25. Februar erneut Partei ergriffen für den Ausbau der Krippenbetreuung von Kleinstkindern außerhalb der Familie. Eine der schärfsten Kritikerinnen dieses Modells ist die Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin Christa Meves (Uelzen). Sie kommentiert den "Spiegel"-Beitrag, in dem sie selbst scharf attackiert wird:
Der große "Spiegel" hat gesprochen. Was Fachleute bisher über Krippenbetreuung von Babys und Kleinkindern geschrieben haben, ist danach pure Ideologie, ein veralterter "Müttermythos". Vor allem, was die "bibelfromme" Christa Meves da nun weiter "Übertreibendes" tönt, lässt sich mühelos widerlegen - besonders durch den fortschrittlichen Staat Dänemark. Was kann anderes dabei herauskommen, als dass die jungen schwangeren Mütter - von so viel "Wahrheit" geblendet - bereits vor der Geburt ihrer Kinder eine Krippenanmeldung vornehmen, um ihrem Spatzen das Beste und Fortschrittlichste angedeihen zu lassen!
Für einen Praktiker, der reichlich Gelegenheit hatte, die so gehöhnte "Entmutterung" der Kinder durch immer mehr Mutterferne zu beobachten, sind Richtungsanweisungen dieser Art eine ebenso traurige wie gefährliche Manipulation; denn schließlich hat die immer größer werdende Distanzierung vieler Kleinkinder von ihren Müttern in Ost und West bereits bewirkt, dass wir eine kranke Gesellschaft geworden sind, ja eine todkranke. Denn wer soll schon noch Mutter werden, wenn der Trend das als ebenso nichtswürdig wie überflüssig erachtet? Die Folgen sind doch längst sichtbar: Die Depression ist die zweithäufigste aller Erkrankungen, die Unruhe der Kinder vom Kleinkindalter ab ist bereits so verheerend, dass dem mit der Droge Ritalin entgegengewirkt werden muss. Die Zahl der Verlierer ist Legion.
Psychoanalytiker kontra Krippen
Haben eingetretene Prognosen in einer starrköpfigen Gesellschaft keine Bedeutung? Selbstredend wird in dem langen Palaver zur Krippenbefürwortung im "Spiegel" neben den die Familienerziehung unterstreichenden Ergebnissen der Hirnforschung und den vielen beachtlichen Studien aus den Ostblockländern verschwiegen, dass vor kurzem die Deutsche Psychoanalytische Vereinigung ein Memorandum zum Krippenausbau in Deutschland erstellt hat. Diese Gesellschaft von internationalem Rang kann auf eine hundertjährige Erfahrung von Beobachtungen in der Praxis und eine Bibliothek wissenschaftlicher Ergebnisse zurückblicken. Die Vereinigung votiert: "In den ersten drei Lebensjahren wird die Grundlage für die seelische Gesundheit eines Menschen gelegt. In dieser sensiblen Entwicklungszeit bedeutet eine regelmäßige, ganztägige Trennung von den Eltern eine besondere psychische Belastung für die Kinder ..."
Überlebensnotwendige Bindung
Das Kind sei wegen seiner körperlichen und seelischen Verletzlichkeit auf eine stabile Umgebung angewiesen. Bindung sei für das Kind eine Überlebensnotwendigkeit. Und das Memorandum fährt wörtlich fort: "Eine Trennung von den Eltern kann vom Kind als innerseelische Katastrophe erlebt werden, die seine Bewältigungsmöglichkeiten überfordert. An der kindlichen Reaktion auf die Trennung - z. B. verzweifeltes Weinen, anhaltendes Schreien oder auch später resigniertes Verstummen, Schlaf- und Ernährungsstörungen - kann man eine seelische Überforderung erkennen, die dann besondere Zuwendung und Verständnis braucht, um nicht zu einer innerseelischen Katastrophe zu werden." Und die Psychoanalytiker warnen dann, selbst "pflegeleichte Kinder", die gegen die Trennung nicht protestieren, als unbeeindruckt einzuschätzen, weil ihre seelische Belastung weniger in Erscheinung tritt.
Es gibt noch Hoffnungsträger
"Es gibt keine psychische Gewöhnung an Verlust ... Je länger die tägliche Betreuung, getrennt von den Eltern, andauert, umso höhere Werte des Stresshormons Cortisol sind z. B. im kindlichen Organismus nachweisbar." Ausführlich wird hier auf die lebenserschwerenden Folgen hingewiesen und selbst das Tagesmuttermodell als ein tiefgreifender, später ebenfalls lebenserschwerender Risikofaktor eingeschätzt.Was für ein Feldzug zum Heraufbeschwören von geknickten Lebenslinien ist dagegen diese "Spiegel"-Indoktrination! Aber glücklicherweise gibt es in Deutschland noch gesunde Familien, die sich mit einem christlichen Menschenbild im Alltag gegen die Dampfwalze der Verführung zum Lebensunglück entgegenstemmen. Diese gesunden Familien sind die Hoffnungsträger unserer Zukunft.
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