Christa Meves: Mutterschaft gesellschaftlich als Beruf anerkennen

14. April 2008 in Deutschland


Katholischer Kongress kritisiert gesellschaftlichen Trend zu Kinderkrippen - Eva Herman: Bedürfnisse von Vollzeitmüttern werden kaum berücksichtigt


Augsburg (kath.net/idea)
Ein Unternehmen, das Erfolg haben will, ist auf intakte Familien bei seinen Mitarbeitern angewiesen. Deshalb hat auch die eigene Familie des Unternehmers Vorbildfunktion. Das hat der Textilfabrikant Wolfgang Grupp (Burladingen bei Balingen) beim katholischen Kongress „Treffpunkt Weltkirche“ am 11. April in Augsburg vor rund 2.500 Teilnehmern gesagt. Grupp – dessen Firma trigema ausschließlich in Deutschland produzieren lässt – begründete seine Ansicht damit, dass Familie „die Basis unseres Lebens“ sei und den Menschen die Kraft für ihre Aufgaben gebe. Er warb für eine neue Anerkennung des Berufs Mutter. „Die Mutter gehört zum Kind und nicht zum Beruf, solange das Kind sie nötig hat.“ Firmen sollten solchen Frauen, die wegen ihrer Kinder für mehrere Jahre auf die Erwerbstätigkeit verzichtet haben, eine Rückkehr ermöglichen.

In seinem Unternehmen gebe es in leitenden Funktionen mehr Frauen als Männer, darunter viele Mütter. Grupp kritisierte beim Thema Familien die Rolle der Medien. Auf den Titelseiten von Magazinen würden nicht Eltern von mehreren Kindern gezeigt, sondern Menschen in zerrütteten Familienverhältnissen. „Uns fehlen die Vorbilder“, monierte der Firmenchef.

Wer fragt nach den Kindern?

Die Fernsehmoderatorin und Publizistin Eva Herman (Hamburg) wies auf die Konsequenzen der „Mutterentbehrung“ hin, unter der Kinder in Krippen litten. Häufig hätten solche Kinder als Erwachsene selbst mit Bindungs- und Erziehungsproblemen zu kämpfen. „Im Zuge der Glorifizierung der Erwerbstätigkeit der Frau wird nie über das Wohlbefinden der Kinder gesprochen“, kritisierte Frau Herman. Politik, Wirtschaft und Industrie hätten ein gemeinsames Interesse daran, Frauen in die Erwerbstätigkeit zu bringen, während die Bedürfnisse von Vollzeitmüttern kaum berücksichtigt würden. Die Journalistin räumte ein, selbst Jahrzehnte auf Karriere fixiert gewesen zu sein. Erst als sie mit ihrem Sohn schwanger wurde, habe sich in ihrem Bewusstsein eine „dramatische Wende“ vollzogen. Sie bedauerte, dass selbst in christlichen Kreisen junge Frauen immer weniger zur Mutterschaft ermutigt würden.

Was Menschen leistungsfähig macht

Die Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin Christa Meves (Uelzen) wies darauf hin, dass nach modernsten medizinischen Erkenntnissen für die optimale Entwicklung des kindlichen Gehirns die körperliche Nähe der Mutter in den ersten drei Lebensjahren von entscheidender Bedeutung sei. Die intellektuelle Leistungsfähigkeit und die Durchhaltefähigkeit des Menschen würden durch Liebe und persönliche Zuwendung in den ersten Jahren gestärkt, nicht durch Dressur. Heute würden 20 Prozent der Fünfjährigen psychologisch behandelt, Depressionen nähmen in der Gesamtbevölkerung epidemisch zu.

Frau Meves nannte es „hirnrissig“, Frauen vom Muttersein abzuhalten. Sie forderte, Mutterschaft gesellschaftlich als Beruf anzuerkennen und mit einem Rentenanspruch zu versehen. Entscheidend für die Erneuerung der Gesellschaft ist ihrer Ansicht nach der christliche Glaube. „Die atheistische Weltsicht ist gescheitert, das Christentum hat seine Einsichten bewiesen.“ Ein Leben ohne Gott sei „törichter Hochmut“. Ohne Glauben ließen sich die Leiden der Menschen selbst von den besten Therapeuten nicht einmal lindern, sagte Frau Meves. Veranstaltet wurde der Kongress von dem katholischen Hilfswerk „Kirche in Not“, das in über 140 Ländern tätig ist.


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