3. Juni 2008 in Deutschland
Was den Christen und dreimaligen "Weltschiedsrichter des Jahres" bewegt Tobias-Benjamin Ottmar
München (kath.net/idea)
Es ist Samstag, 17.21 Uhr Abpfiff in der Münchner Allianz-Arena. Schiedsrichter Markus Merk (Otterbach bei Kaiserslautern) hat soeben beim Deutschen Meister FC Bayern München sein letztes Bundesliga-Spiel abgepfiffen. Tränen fließen bei dem 46-Jährigen. Nach 339 Bundesliga-Einsätzen, 50 Länderspielen und weiteren nationalen und internationalen Begegnungen beendete Merk am vergangenen Samstag seine Karriere als Fußball-Schiedsrichter. Damit geht eine Ära im deutschen Fußball zu Ende. Denn der überzeugte Christ war nicht nur auf dem Rasen meistens top, sondern auch im Alltag ein Vorbild. Dreimal (2004, 2005 und 2007) wurde er zum Weltschiedsrichter des Jahres ernannt eine höhere Auszeichnung gibt es für einen Unparteiischen nicht. Gleich sechs Mal zeichnete der Deutsche Fußball-Bund Merk als besten Schiedsrichter aus.
Merk erzählt nicht nur, dass er Christ ist, er lebt es auch: Seit 1991 reist er regelmäßig nach Indien, um dort zeitweise als Zahnarzt unter der armen Bevölkerung zu arbeiten.
Christsein praktisch
Schon als kleiner Junge habe er es faszinierend gefunden, wenn in seiner Kirche Leute von ihren Tätigkeiten in Entwicklungsländern berichtet haben, erzählt er auf dem christlichen Internetportal fussball-gott.com. Als dann Anfang der 90er eine Hilfsorganisation einen Zahnarzt für die Arbeit in indischen Kinderheimen suchte, investierte Merk einen Teil seiner Schiedsrichtergehälter, um in das asiatische Land zu fliegen. 1996 gründete er schließlich die Indienhilfe Kaiserslautern, die mit Hilfe von Spenden inzwischen drei Kinderdörfer samt drei Schulen, zehn Waisenhäuser und ein Altenheim aufgebaut hat.
Sein Engagement in Indien hat ihn als Schiedsrichter noch besser gemacht, sagt Merk. So habe ihm der Dienst unter den Ärmsten die nötige Gelassenheit für das Geschehen auf dem Spielfeld geschenkt: Was auf dem Platz geschieht, darf in unserem Leben nicht das Entscheidende sein. Wir reden zwar oft von Schicksalsspielen, aber um Schicksale geht es an ganz anderen Orten unserer Erde.
Lieblingsstelle: Das Gleichnis
vom Sämann
Merk ist ein Mann der Entschlossenheit und Zielstrebigkeit. Deshalb gehört wohl auch die Geschichte vom Sämann in der Bibel zu seinen Lieblingsstellen. Das Gleichnis schildert einen Mann, der auf verschiedenen Böden seine Saat ausbringt. Ein Teil des Saatguts wird von Vögeln aufgefressen, ein anderer fällt auf steinigen Boden oder unter die Dornen. Nur einige Saatkörner fallen auf fruchtbaren Boden und bringen bis zu hundertfache Frucht. Das ist einfach sehr lebensnah: Man braucht viel Kraft, um verschiedene Dinge zu vermitteln, sagt Merk im Blick auf die Geduld des Sämanns.
Helfen macht Spaß
Seit dem Verkauf seiner Zahnarztpraxis im Jahr 2005 konzentriert sich Merk neben seiner bisherigen Tätigkeit als Schiedsrichter und dem Engagement in Indien auf die Arbeit als Referent vor Unternehmen, in Universitäten und Schulen zu Themen wie Sicher entscheiden oder Wege gestalten einem Kurs für Führungskräfte. Dabei ermutigt er auch zum gesellschaftlichen Engagement: Helfen macht Spaß.
Für sein Leben als Christ stehe im Vordergrund, was ich für meinen Nächsten tun kann.
Hohes Ziel für die Zeit danach
Dass Merk nun ein Jahr vor der eigentlichen Altersgrenze für Bundesliga-Schiedsrichter seine Tätigkeit als Unparteiischer aufgibt, hat mit seinem Erfolg zu tun: Es war immer mein Traum als Sportler, auf dem Höhepunkt abzutreten, sagte er Focus.
Als er im Januar dieses Jahres zum dritten Mal zum Weltschiedsrichter ernannt wurde, sei in ihm der Entschluss gereift, bereits in diesem Jahr aufzuhören. Jetzt hat sich der passionierte Bergsteiger ein hohes Ziel gesetzt: Er will in Ekuador seinen ersten 6.000er besteigen.
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