in Deutschland
Generalsekretär Steeb: "Papst widerspreche der 'skandalösen Vorstellung', dass ein Unrecht durch eine vorherige Beratung faktisch gerechtfertigt werden könne."
Limburg (kath.net/idea)
Die Anordnung des Papstes, dass auch das Bistum Limburg keine Bescheinigungen für straflose Abtreibungen mehr ausstellen darf, findet Unterstützung bei der Deutschen Evangelischen Allianz. Deren Generalsekretär, Hartmut Steeb (Stuttgart), dankte für das “mutige Eintreten für das Recht”, das auch mit “juristischen Purzelbäumen” nicht verdreht werden dürfe. Der Papst widerspreche der “skandalösen Vorstellung”, daß ein Unrecht durch eine vorherige Beratung faktisch gerechtfertigt werden könne. Christen dürften sich niemals an der Tötung ungeborener Kinder beteiligen. Schutzwürdig seien aber auch die betroffenen Frauen. Viele litten noch nach Jahren unter den psychischen Folgen einer Abtreibung. Von der EKD sowie den Landeskirchen und diakonischen Werken erwartet Steeb eine ähnlich konsequente Haltung wie die Roms. Kritik an der päpstlichen Entscheidung weist er zurück. Auch ohne die Ausstellung von Beratungsscheinen hätten Christen genügend Möglichkeiten, bei Schwangerschaftskonflikten zu helfen. In Deutschland engagierten sich mehrere hundert Ehrenamtliche für den Lebensschutz, indem sie Schwangeren bei der Beschaffung von Wohnungen, Babyausstattung und Kleidung beistünden, Väter auf ihre Verantwortung für Ungeborene ansprächen und in Schulen und Jugendkreisen auf staatliche und kirchliche Hilfsangebote hinwiesen. Steeb ist auch Sprecher des Treffens Christlicher Lebensrechtsgruppen.
Bundestagsabgeordneter: Katholiken sind kein moralisches Feigenblatt mehr
Auch der CDU-Bundestagsabgeordnete Martin Hohmann (Fulda), begrüßte es, daß sich die katholische Kirche wieder unzweideutig für den Schutz der Schwächsten einsetzen könne. Wenn der “Irrweg” der staatlich sanktionierten Abtreibungspraxis offen zutage liegen werde, könne die katholische Kirche sagen, “daß sie sich nur wenige Jahre als moralisches Feigenblatt hat mißbrauchen lassen”, heißt es in einer Pressemitteilung. Die Ansicht des kirchenpolitischen Sprechers der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Hermann Kues, die päpstliche Entscheidung belaste die Glaubwürdigkeit der katholischen Kirche, lehnt Hohmann ab. Kues spreche bei weitem nicht für die ganze Fraktion.
Die evangelischen Kirche übte hingegen Kritik und würdigte das “Stehvermögen” von Bischof Franz Kamphaus, der es als einziger deutscher Bischof abgelehnt hatte, auf päpstliche Anordnung Ende 2000 mit der Konfliktberatung aufzuhören. Der Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern und Catholica-Beauftragte der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), Johannes Friedrich (München), nannte die Papstentscheidung einen “ökumenischen Rückschlag”.
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