'We are one body, one body in christ'

15. Juli 2008 in Jugend


Kardinal Pell eröffnet vor 150.000 Gläubigen den XXIII. Weltjugendtag - Von KATH.NET-Korrespondent Nathanael Liminski aus Sydney / Australien


Sydney (www.kath.net)
Pünktlich um 16.30h Ortszeit hat am Dienstag, 15. Juli 2008, der Erzbischof von Sydney George Kardinal Pell den XXIII. Weltjugendtag offiziell eröffnet. Der Rahmen der Gottesdienstfeier auf dem nahe Darling Harbour gelegenen Areal von Barangoroo hätte besser nicht sein können. Vor der Kulisse der untergehenden Sonne und bei warmen Außentemperaturen begrüßte noch vor Beginn der Heiligen Messe der australische Premierminister Kevin Rudd die für die ganze Woche erwarteten 225.000 Pilger aus 170 Nationen in Australien. Für australische Political Correctness-Verhältnisse überraschend deutlich betonte der anglikanische Regierungschef, dass es das Christentum gewesen sei, das der australischen Nation das ihr eigene Gesicht gegeben habe. Viele soziale Errrungenschaften seien auf das Engagement der Kirche zurückzuführen und würden bis heute von dieser umgesetzt. Er kritisierte die weit verbreitete Auffassung, dass für Glaube in der heutigen Zeit kein Platz mehr sei – und erntete begeisterteten Applaus der insgesamt 150.000 gekommenen Gläubigen.

Nach einem ausführlichen musikalischen Tribut an die Kultur der Aborigines als den Eingeborenen Australiens wurde der Gottesdient durch George Kardinal Pell eröffnet. Genau wie Rudd vor ihm begrüßte Pell die Pilger aus verschiedenen Sprachgebieten in der jeweiligen Zunge. An erster Stelle erwähnte er dabei die deutschen Pilger und begrüßte im Besonderen Joachim Kardinal Meisner sowwie die Jugendlichen aus der Gastgeberstadt des letzten Weltjugendtags im Jahr 2005, Köln. Ausführlich bedankte er sich für die gewährte Hilfe der Vorgänger bei der Vorbereitung des diesjährigen Großevents.



In seiner Predigt legte Pell den jungen Menschen ans Herz, eine bewusste Entscheidung für den Glauben zu fällen. Ausgehend vom Lukas-Evangelium über den Sähmann legte er den Pilgern nahe, sich immer wieder neu auf die persönliche Begegnung mit Gott einzulassen. Pell, welcher der einzige Kardinal unter den australischen Bischöfen ist, ging dabei besonders auf die jungen Menschen zu, die bisher nichts oder nur wenig mit der christlichen Botschaft anfangen konnten. Entgegen der Wegwerfmentalität der ökonomistisch geprägten Moderne gehe Gott noch heute jedem einzelnen hinterher, so wie er es im Bild des Hirten zugesagt habe.

Der Bischof machte den jungen Menschen dabei deutlich, dass es sich beim Glauben um eine folgenreiche Entscheidung handle: „Bis zum Ende sind wir in der Lage, zu entscheiden und zu handeln.“ Auf das Motto des XXIII. Weltjugendtags eingehend – „Receive the Power from the Holy Spirit“ – benannte er dabei den Heiligen Geist als treibende Kraft. Er könne Personen bekehren und verändern, vom Schlechten zum Guten, von Angst und Unsicherheit zu Glauben und Hoffnung. An das Gleichnis vom Sämann angelehnt hielt er fest: „Treue und Zuverlässigkeit sind keine Selbstverständlichkeit, sondern müssen als Haltung erarbeitet werden.“ Ausdrücklich bezog der 67-Jährige sich auch selbst ein: Alle Anwesenden, auch die Älteren und er selbst, müssten um Weisheit und Durchhaltevermögen beten. Der Gastgeber beleuchtete die Bedeutung der Tatsache, dass Jesus Christus selbst in seinen Predigten oft zwischen denen, die der Botschaft Raum in ihrem Herzen gegeben hätten und solchen, die hörten ohne zu verstehen, unterschieden habe. Es komme für die jungen Teilnehmer des Weltjugendtags darauf an, zur ersten Kategorie zu gehören.

Erneut deutlich sein Appell in diesem Punkt: „Verbringt euer Leben nicht als Zaungäste, die sich alle Optionen offen halten wollen, lediglich Engagement und Hingabe bringen Erfüllung.“ Er bat die Gäste darum, die Erlebnisse der kommenden Tage nach dieser Woche nicht auf sich beruhen zu lassen, sondern stets die Nähe zu Gott zu suchen und dadurch den kommenden Erfahrungen besondere Tiefe zu verleihen.





Pell schien den richtigen Ton getroffen zu haben – die Jugendlichen dankten ihm mit anhaltendem Applaus. Bei der anschließenden Eucharistiefeier war wieder jenes Phänomen zu beobachten, das Papst Benedikt XVI. nach dem Weltjugendtag 2005 in Köln als eines seiner intensivsten Glaubenserfahrungen bezeichnet hatte: die anhaltende Stille Hunderttausender bei Wandlung und Anbetung der Eucharistie, die Verehrung Gottes in der Gestalt von Brot und Wein.

Die besondere eucharistische Prägung der Weltjugendtage wurde auch im wahrsten Sinne des Wortes spürbar, als aus zehntausenden Kehlen während der Kommunion das Lied „We are one body“ erklang. Der Mottosong des Weltjugendtags von 1993 in Denver schien vielen Besuchern im Gedächtnis geblieben. Oder tradiert worden zu sein, was angesichts des sehr jungen Publikums in Sydney eher wahrscheinlich ist. Es blieb nicht bei Worten. Vor der in der untergehenden Sonne verfließenden Hafenkulisse beließen es die meisten jungen Menschen nicht bei einem Handschlag: Per Umarmung wurden Ländergrenzen, wahrscheinlich auch Sprachbarrieren überschritten.



Bei dieser Dichte und Übereinstimmung von Wort und Handeln können die in Sydney versammelten Pilger schon vor der Begegnung und der finalen Messfeier mit dem Papst am Sonntag authentisch von sich behaupten: „We are one body, one body in christ.“ Sydney steht vor einer Woche authentischer Lebensfreude und bewegender Glaubenszeugnisse. Das steht nach dieser Eröffnung fest.



Foto: (c) Nathanael Liminski


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