Eskalation der Gewalt gegen Christen in Nord-Ägypten

4. Dezember 2008 in Chronik


Koptische Brüder unschuldig des Mordes angeklagt, gefoltert und in Haft gehalten - Druck auf Kopten soll erhöht werden


Kairo (kath.net/IGFM)
Wie die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) berichtet, wurden zwei koptische Christen in Ägypten gefoltert und in ein Internierungslager eingewiesen mit dem Vorwurf, angeblich einen Muslim getötet zu haben. Obwohl Zeugen dies eindeutig widerlegten, bleiben die Brüder in Haft. Man versucht, von ihnen ein falsches Geständnis zu erzwingen, um die koptische Kirche zu einem öffentlichen Dementi religiöser Hintergründe für den Angriff der Muslime auf das Kloster Abu Fana in El-Minya zu bewegen.

Refaat und Ibrahim Fawzy Abdo wurden im Juni 2008 festgenommen und auf einer Polizeiwache von Mallawi gefangen gehalten, bis man sie am 22. November in das Internierungslager El Wadi El Gadid nahe der ägyptisch-sudanesischen Grenze einwies. Den Männern legte man zur Last, während des Angriffs von etwa sechzig bewaffneten Muslimen auf das Abu Fana Kloster am 31. Mai einen Muslim getötet zu haben. Nach Aussagen der Mönche befanden sich die Brüder zur Tatzeit allerdings weit entfernt vom Kloster und können somit nicht als Täter in Frage kommen, berichtet die IGFM. Der Angriff hatte sich um vier Uhr nachmittags ereignet und dauerte an bis die Polizei vier Stunden später eintraf.

Die Brüder wurden nach ihrer Festnahme mit Elektroschocks gefoltert, um von ihnen ein Geständnis für den Mord zu erzwingen. Außerdem sollen sie aussagen, dass die Mönche während des Angriffs bewaffnet gewesen seien. Mit der Inhaftierung der Brüder soll auch die koptische Kirche in Ägypten zum Verneinen eines religiösen Hintergrunds des Angriffes bewegt werden, um den Vorfall lediglich als gewaltsame Auseinandersetzung um ein Stück Land abzutun.

Druck auf Kopten soll erhöht werden

So sollen auch von Seiten derer, die wissen, dass die Brüder unschuldig sind, von der koptischen Kirche umgerechnet 920.000 US Dollar erpresst werden, um die Männer während der informellen „Schlichtungstreffen“ mit Zeugenaussagen zu unterstützen. Der Anwalt von Refaat und Ibrahim Fawzy Abd befürchtet, dass man die Kirche so weit unter Druck setzen will, dass sie sich in Zukunft hinsichtlich der Anklagen gegen die ansteigende Gewalt gegen Christen in Ägypten zurückhält.

Diese Schlichtungstreffen gehen einher mit der ägyptischen Regierungsstrategie, Zusammenstöße wie in Abu Fana als „Landstreitigkeiten“ abzutun, die keinerlei religiöse Komponente hätten. Damit will man dem Vorwurf entgehen, die christliche Minderheit würde nicht ausreichend geschützt, so die IGFM. Muslimische Anwohner behaupten, dass die Klostervorsteher illegal Land erworben hätten und den Überfall als Akt der Christenverfolgung deklarieren würden, um Sympathien für ihre Sache zu erlangen.

Bischof Demetrios Avanmina der Mallawi Diözese bemüht sich, die Angelegenheit mit örtlichen Politikern und Sicherheitskräften zu klären. Der Fall der Fawazy Abdo Brüder bleibt jedoch immer noch in der Schwebe, wie auch der Tod des Muslims ungeklärt bleibt.

Während des Angriffs auf das Abu Fana Kloster am 31. Mai 2008 waren vier Christen verletzt und drei Mönche entführt worden. Zwei der entführten Mönche wurden an Bäume festgebunden, ausgepeitscht und geschlagen. Man versuchte sie zu zwingen, auf ein Kreuz zu spucken und sich zum Islam zu bekennen. Einer der Mönche bleibt bis heute verschwunden. Nach dem Angriff hatten hunderte koptische Christen auf den Straßen Mallawis gegen die Gewalt demonstriert.


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