30. Jänner 2009 in Spirituelles
Interview mit Konstantin Spiegelfeld über Anbetung, Gebet in der Familie, Hl. Paulus und das Lukas-Evangelium - Aus den "Amici News Januar 2009"
Linz (kath.net/AdD)
AdD: Papst Benedikt XVI. hat bei einer schönen Eucharistie-Meditation bei einem Besuch Lourdes gesagt: "Wir beten Den an, der am Anfang und am Ende unseres Glaubens steht." Wie können wir Gott gut und richtig anbeten? Wie können wir unser Herz dafür gut öffnen?
Konstantin Spiegelfeld: Was bedeutet Anbetung? Wie kann sie gelingen? Alfred Delp, der große Jesuit, der am 2.2.1945 in Berlin-Plötzensee gehängt wurde, nennt zwei Bedingungen: Das gebeugte Knie und die hingehaltenen leeren Hände. Die eine ist ein Gestus der Unterwerfung, die Anerkennung Gottes als unseren wahren und letzten Maßstabes, dessen Weisung wir folgen. Die andere ist ein Ausdrucks des Vertrauens und der Liebe. Papst Benedikt hat dies in seiner unvergeßlichen Predigt am 21. August 2005 beim Weltjugendtag in Köln so ausgedrückt: Anbetung wird griechisch übersetzt mit "proskynesis", lateinisch mit "adoratio".
Ersteres bedeutet Ausrichtung nach Gott, nach der gültigen Wahrheit und dem Guten, zweiteres Berührung von Mund zu Mund, Kuß und damit Liebe. Wer diese beiden menschlichen Haltungen kennt, sich um sie bemüht, der wird tiefe und geschenkte Freiheit erleben dürfen.
Anbetung leben wir im konkreten Alltag und in der eucharistischen Verehrung von Jesus im Allerheiligsten. Wir bemühen uns im Leben, mit der Quelle der Liebe verbunden zu bleiben, das geschieht u.a. im Hören auf den Willen Gottes, im Gebet, im Zeitschenken und in Taten der Liebe.
AdD.: Wie kann man in der Familie im Alltagsstress (Kinder) es wirklich schaffen, auch ein gutes Gebetsleben zu führen?
Konstantin Spiegelfeld: Ja, es geht, wenn man sich bewußt macht, was Gebet heißt: Gespräch/ Zusammensein mit dem, den man liebt. Dadurch räumt man dem Gebet eine Priorität im Alltag ein, die sehr wichtig ist. Natürlich muß der Zeitrahmen
dem Alltag der Familie angemessen sein, aber wenn man mit aufrichtigem Herzen nach Zeiten für das Gebet sucht und sich darum ernsthaft bemüht, wird der Herr auch die Gnade schenken, daß das Gebetsleben lebendig bleibt und immer mehr wird. Als Christ ist es aber notwendig diese Zeit aufzubringen. Selbst Kinder können - und sollen sogar - lernen, daß das Gebet notwendig ist. Das schlägt sich in der Gestaltung des Alltags nieder.
Das heißt natürlich nicht, das Kinder und Pflichten vernachlässigt werden dürfen, aber wenn man sich beispielsweise eine fixe Zeit des Tages für das Gebet reserviert, kann man auch alle anderen Verpflichtungen gut, und sogar besser erfüllen, da man dem Herrn dadurch gestattet, in das eigene Leben einzutreten.
AdD.: Welches Gebet können Sie Familien ganz besonders empfehlen?
Konstantin Spiegelfeld: In der Familie gibt es verschiedene (notwendige) Formen zu beten: mit den Kindern - ihrem Alter angemessen mit dem Ehepartner das persönliche Gebet. Der Lobpreis, der ja immer wieder auch während des Tages eingeflochten werden kann, und Fürbitte sind sehr wertvoll mit Kindern. Ein sehr wertvolles Gebet, das auch die Kirche sehr empfiehlt, ist der Rosenkranz, den auch Kinder Schritt für Schritt lernen können.
Als persönliche Gebetshaltung während des Tages ist das Jesus-Gebet ein großes Geschenk. Ein weiterer Schritt könnte sein, daß die Eheleute gemeinsam das Stundengebet der Kirche beten.
Vier konkrete Lieblingsgebete von mir, die ich sehr empfehlen kann:
Vn Edith Stein: Ohne Vorbehalte und ohne Sorgen leg´ ich meinen Tag in deine Hand. Sei mein Heute, sei mein gläubig Morgen, sei mein Gestern, das ich überwand.
Frag mich nicht nach meinen Sehnsuchtswegen, bin in deinem Mosaik ein Stein. Wirst mich an die rechte Seite legen, deinen Händen bette ich mich ein.
Gebet der Seligen Mirjam: Heiliger Geist, erleuchte mich, Liebe Gottes verzehre mich, auf den rechten Weg führe mich Maria, meine Mutter schau auf mich herab,
mit Jesus segne mich, von allem Übel, von aller Illusion, von aller Gefahr bewahre mich.
Psalm 23: Der Herr ist mein Hirte, nichts wird mir fehlen. Er läßt mich lagern auf grünen Auen und führt mich zum Ruheplatz am Wasser. Er stillt mein Verlangen, er leitet mich auf rechten Pfaden, treu seinem Namen.
Muß ich auch wandern in finsterer Schlucht, ich fürchte kein Unheil, denn du bist bei mir, dein Stock und dein Stab geben mit Zuversicht. Du deckst mir den Tisch vor den Augen meiner Feinde, Du salbst mein Haupt mit Öl, di füllst mir reichlich den Becher.
Lauter Güte und Huld werden mir folgen mein Leben lang, und im Haus des Herrn darf ich wohnen für lange Zeit.
Komm, heiliger Geist, heilige uns.
Erfülle unsere Herzen mit brennender Sehnsucht der Wahrheit, dem Weg und dem vollen Leben.
Entzünde in uns Dein Feuer, dass wir selbst davon zum Licht werden, das leuchtet und wärmt und tröstet. Komm, Heiliger Geist, heilige uns, stärke uns, bleibe bei uns. Amen.
AdD.: Die Kirche feiert dieses Jahr ein Paulus-Jahr. Was können wir vom Hl. Paulus lernen?
Konstantin Spiegelfeld. Ich möchte das an Hand von 4 Bibelstellen zeigen:
a) "Ich lebe im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich für mich hingegeben hat." (Gal 2,20) Alles, was Paulus tut, geschieht aus dieser Mitte heraus. Sein Glaube ist die Erfahrung des ganz persönlichen Geliebtseins von Jesus Christus, des Gekreuzigten und Auferstandenen.
b)"Sind wir nun mit Christus gestorben, so glauben wir, daß wir auch mit ihm leben werden. " (Röm 6,8) Paulus war frei als ein von Gott Geliebter und von ihm her Mitliebender. Diese Liebe ist nun das "Gesetz" seines Lebens und ebenso die Freiheit seines Lebens. Er spricht und handelt aus der Verantwortung der Liebe heraus. Freiheit und Verantwortung sind hier untrennbar eins. Weil er in der Verantwortung der Liebe steht, ist er frei, weil er ein Liebender ist, lebt er ganz in der Verantwortung dieser Liebe und nimmt Freiheit nicht als Deckmantel für Willkür und Egoismus.
c) "Ich werde ihm zeigen, wieviel er für meinen Glauben leiden muß." (Apg 9,16) Die Hingabe Jesu bis zum Tod am Kreuz und Seine Auferstehung gibt Paulus die Kraft mit Christus und mit IHM in dieser Welt zu leiden. Glauben bedeutet Nachfolge und damit Erlebnis der Kraft des Kreuzes und der Auferstehung.
d) "Wißt ihr nicht, daß ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt" (1 Kor 3, 16) und " ...ihr alle seid "einer" in Christus Jesus" (Gal 3, 28) Diese Sicht des Menschen ist Grundlage der Würde des Person, die Gotteskindschaft eine Revolution des Gesellschaftsbildes.
AdD: In der Heiligen Schrift gibt es vier Evangelien? Welches Evangelium würden Sie als Priester denjenigen empfehlen, die selten Bibel lesen und jetzt beginnen wollen, das Wort Gottes besser kennenzulernen? Und warum?
Konstantin Spiegelfeld: Ich empfehle dazu das Lukasevangelium. das hat vielerlei Gründe:
a) Die Erzählung der Zeit vor, bei und nach der Geburt Jesu ist sehr anschaulich und tiefgehend.
b) Jesus als der barmherzige Heiland und menschgewordene Sohn Gottes. Es hat die schönsten Gleichnisse und Erzählungen: z.B. Der verlorene Sohn. Der barmherzige Samariter. Der reiche Prasser und der arme Lazarus. Zachäus in Jericho. Das Opfer der Witwe. Die Schilderung der Passion mit der Vergebung des Verbrechers am Kreuz. Emmauserzählung.
c) Es ist eine Schule des Gebets. Das Gebet Mariens: Lobgesang bei Elisabeth: Magnificat. Gebet des Zacharias: Benedictus. Gebet des greisen Simeon: Nunc dimittis. Vater unser und vieles mehr.
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Reise ins Heilige Land mit Konstantin Spiegelfeld
TERMIN-Hinweis: Einkehrtage mit "Amici di Dio" vom 21. bis 22. Februar im Stift Wilhering in Oberösterreich mit P. Michael Luxbacher L. C.- Thema ist das heiße Eisen "Wann werde ich endlich heilig?" - Anmeldung bei Amici di Dio
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