Wagner: 'Ich komme nicht, um die Spaltung zu bringen'

2. Februar 2009 in Österreich


Designierter Weihbischof von Linz bei Pressekonferenz: Ich stelle fest, dass es diese Polarisierung gibt - Diözesanbischof Schwarz übt Kritik an den Kritikern: Kritik an Wagner ist unchristlich und unmenschlich


Linz (kath.net)
Der Linzer Diözesanbischof Ludwig Schwarz zeigte sich am Montag bei einer Pressekonferenz nochmals erfreut über die Bestellung von Gerhard Maria Wagner als Weihbischof für Linz. "Ich freue mich aufrichtig darüber, dass Papst Benedikt XVI. Pfarrer Dr. Gerhard Maria Wagner zum Bischof ernannt hat.", betonte Schwarz.

Bestürzt zeigte sich Schwarz über die negative Kritik aus der Diözese Linz am neuen Weihbischof. Wörtlich sagte er: "Was mir leid tut, war die zum Teil sehr negative Berichterstattung. Ich glaube, der Weihbischof hat sich um diesen Posten nicht beworben. Er hat in Gehorsam dem Papst gegenüber diese Aufgabe in aller Demut übernommen. Da würde man auf christlicher Seite eine bessere Begrüßung und Einführung erwarten, als hauptsächlich von negativen Dingen zu sprechen. Das war wirklich unschön in unserer Diözese. Das möchte ich hier deutlich sagen." Schwarz erinnerte in dem Zusammenhang an das Bibelwort "Warum siehst du den Splitter im Auge deines Bruders, aber den Balken in deinem Auge bemerkst du nicht".



Später stellte der Diözesanbischof nochmals klar, dass diese Kritik nicht nur "unchristlich" sondern auch "unmenschlich" gewesen sei. "Wenn da Leute aus dem Laienstand oder auch Priester negativ gesprochen haben, so sei auch denen gesagt, dass das nicht richtig ist und dass da nicht aus dem Gebot der Liebe heraus gehandelt wurde." Der Diözesanbischof erinnerte insbesonders diejenigen Priester, die sich öffentlich so hart gegen Wagner geäußert hatten, daran, dass sie bei ihrer Weihe den Gehorsam gelobt haben.

Der designierte Weihbischof Gerhard Maria Wagner betont in einer ersten Erklärung, dass er es als seine Aufgabe sehe, "Menschen zu Gott zu führen" sowie den Menschen zu begegnen und sie zu begleiten. "Seelsorge ist für mich etwas ganz Zentrales. Ich hoffe, dass ich auch in Zukunft Seelsorger sein darf. Denn das sind wir als Bischof und Priester: um die Seele des anderen besorgt. Das ist ein Zeichen von Liebe, ein Zeichen von Zuwendung."

Wagner stellte in der Diskussion mit den Journalisten dann klar, dass es nicht sein Ansinnen sei, den Laien abzuschaffen. "Die Kirche hat sehr stark, angeregt durch das 2. Vatikanum, die Mitarbeit der Laien forciert. An dieser Tatsache kommen wir nicht vorbei." Es gäbe aber trotzdem den Grundsatz, dass ein Priester nur durch einen Priester ersetzt werden kann. Aber: "Selbst wenn viele Priester wären, braucht es den engagierten Laien".

Der designierte Weihbischof erzählte den Journalisten, dass es in Windischgarsten 280 engagierte Mitarbeiter in der Pfarrseelsorge gäbe. Wagner betonte in dem Zusammenhang, dass die Loyalität der Laien gegenüber der Kirche ein grundsätzlich wichtiges Anliegen sei.

Auf die Frage, ob denn Wagner sein Wunschkandidat gewesen sei, erklärte Diözesanbischof Schwarz: "Ich habe keinen Wunschkandidaten. Der Papst alleine hat das Recht, einen Bischof zu ernennen." Die angeblichen Wunschkandidaten auf dem medial kolportierten 3er-Vorschlag bezeichnte Schwarz als "reine Spekulationen". Er werde dazu auch nichts sagen.

Auf eine weitere Journalistenanfrage hin stellte Gerhard Maria Wagner klar: "Ich komme nicht, um die Spaltung zu bringen. Ich komme und stelle fest, dass es tatsächlich ein Stück weit die Polarisierung gibt. Ich werde an der Seite des Bischofs sein und da wird uns nichts trennen können." Und mit einem Schmunzeln fügte er hinzu: "Ich habe nur ein einziges Trennendes mit unserem Bischof: er ist Rapid-Anhänger und ich Lask-Anhänger. Aber da werde ich auch nicht Bekehrungs- sondern Überzeugungsarbeit leisten. Aber wir gehen da gemeinsam."

Kritik übte Wagner dann an so manchen Kritikern: "Man sollte sich schon einmal überlegen, ob nicht diejenigen, die abweichen, die eigentlichen Spalter sind. Ich sehe nicht ein, dass ich, wenn ich heute für die eine Kirche eintrete und mich hinter den Papst stelle, als Spalter dargestellt werde."

Auf Anfrage stellte Wagner klar, dass er ohne Problem zum 2. Vatikanischen Konzil stehen kann. In dem Zusammenhang betonte er: "Die Laisierung des Priestertums und die Klerikalisierung des Laientums hat das 2. Vatikanum in keinem Fall erfunden." Auf die Journalistenfrage, ob er glaube, dass seinetwegen jetzt Menschen aus der Kirche austreten werden, meinte der Pfarrer von Windischgarsten: "Gestern haben mich drei angerufen, die mir erzählt haben, dass sie jetzt wieder eintreten. Auf der anderen Seite sind wir hier nicht erpressbar. Ich kann es nicht verhindern, wenn ein einziger austritt."

Zum Abschluss erteilte Wagner auch den Journalisten eine Ermahnung: "Prügeln Sie nicht ständig die Katholische Kirche. Bei anderen Religionen sind Sie viel vorsichtiger. Sie wissen auch, warum Sie da vorsichtig sein müssen. Ich sehe nicht ein, dass man heute ständig auf die Kirche einschlägt, wo ich auch einmal davon ausgehe, dass die meisten von ihnen getaufte Christen sind."

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