Meisner: 'Das Schisma der Piusbruderschaft dauert noch an'

3. Februar 2009 in Deutschland


Kölner Kardinal Meisner verteidigt Papst Benedikt gegen mediale Angriffe: Aufhebung der Exkommunikation gleichsam als Vorschuss an Barmherzigkeit für die vier Exkommunizierten, damit diese wieder in die volle Gemeinschaft der Kirche zurückzukehren


Köln (kath.net)
Der Kölner Kardinal Joachim Meisner hat in einem Interview mit der "Kölner Kirchenzeitung" Papst Benedikt gegen die derzeit durchgeführten medialen Angriffe im Zusammenhang mit der Aufhebung der Exkommunikation für die vier Piusbruderschaftsbischöf verteidigt. Wörtlich sagte Meisner "Die entstandene Verwirrung über diesen Vorgang hat Ausmaße angenommen, die ein klares und ruhiges Wort nötig machen, damit der wahre Sachverhalt sichtbar wird. Deshalb kann ich als Kardinal auch nicht schweigend zusehen, wenn eine solche Verwirrung um sich greift. Eine Exkommunikation ist wie auch ihre Aufhebung ein zunächst rein kirchenrechtlicher Akt ohne jede politische Absicht. Er betrifft allein theologische Aspekte. Hier ist es jetzt durch die unglaublich dummen und völlig indiskutablen Äußerungen von Bischof Williamson zu einer Verquickung gekommen, die viele nachvollziehbar irritiert und empört. Gerade deshalb aber muss man sehr genau hinsehen: Die aufgehobene Exkommunikation ermöglicht es den vier Bischöfen, nun wie katholische Laienchristen, nicht aber als Bischöfe am Glaubensleben der Kirche teilzunehmen. Damit haben sie wieder die Möglichkeit, die Sakramente zu empfangen. Dieses Anliegen bewegte das Herz des Papstes. Die weiter bestehende Suspendierung, die nur Kleriker trifft, verbietet ihnen jede Wirksamkeit als Bischöfe in der Kirche. Sie dürfen weder als Zelebranten der Messfeier vorstehen noch dürfen sie die Sakramente spenden. Das Aufsehen um das Williamson-Interview hat leider das eigentliche Anliegen des Papstes, der Einheit der Kirche zu dienen, überlagert."

Meisner stellt dann fest, dass es die "wichtigste Aufgabe des Papstes" sei, für die "Einheit der Kirche" zu sorgen, bzw. sie wieder herzustellen, wo sie zerbrochen ist. "Diese Aufgabe wurde dem Petrus und damit den Päpsten vom Herrn selbst übergeben, als er zu Petrus sprach: „Weide meine Lämmer“ (Joh 21,15). Das hat der Papst jetzt getan, nicht mehr und nicht weniger, wie auch der Vorsitzende unserer Deutschen Bischofskonferenz in seiner Erklärung vom 24. Januar herausgestellt hat. Die Rücknahme einer Exkommunikation ist nicht abhängig von der Sündhaftigkeit der Betroffenen oder ihrer Äußerungen. Der Papst geht dem Auftrag des Herrn entsprechend wie der Hirt dem verlorenen Schaf nach. Der Hirt - lateinisch pastor - denkt in erster Linie pastoral. Um es noch einmal zu sagen: Die Aufhebung der Exkommunikation soll gleichsam als Vorschuss an Barmherzigkeit die vier Exkommunizierten dazu bewegen, wieder in die volle Gemeinschaft der Kirche zurückzukehren." betonte Meisner wörtlich.

Zur Frage, ob damit denn nicht Benedikt hinter das II. Vatikanum zurückgehe, erklärte Meisner: "Dieser Vorwurf entbehrt jeder Grundlage. Der Papst ist, wie der barmherzige Vater der Bibel, dem verlorenen Sohn entgegen gegangen, indem er die Exkommunikation aufhob, nicht aber die Suspendierung." Es sei nun zu allererst Sache der Priesterbruderschaft, ihre Einheit mit der Kirche, die sie nach eigenem Bekunden ersehnt, unter Beweis zu stellen. Zur Einheit der katholischen Kirche gehöre die Anerkennung ihres Lehramtes. Dies schließe laut Meisner die Akzeptanz aller Konzilien einschließlich des Zweiten Vatikanums ein.

Meisner erwartet auch, dass die Piusbruderschaft alle Vorwürfe gegenüber dem Papst, dass er nicht rechtgläubig sei, zurücknehme. "Wer lehramtliche Aussagen ganz oder teilweise ablehnt, kann nicht in der vollen Gemeinschaft der Kirche stehen. Die Piusbruderschaft bleibt somit eine schismatische Gruppe und ihre Bischöfe weiterhin suspendiert, bis sie das Zweite Vatikanische Konzil in vollem Umfang anerkennen, einschließlich seiner Dekrete über die Religionsfreiheit und das Verhältnis zu den Juden sowie die heute gültige Form der Liturgie der katholischen Kirche."

Es sei daher unhaltbar, dem Papst in seinem Einheitsdienst jetzt "theologisch unredliche Motive" vorzuwerfen oder dass er die "Ergebnisse und Intentionen des II. Vatikanums relativieren" möchte. "Solche Kritiker haben im Gleichnis vom barmherzigen Vater im daheimgebliebenen Bruder des verlorenen Sohnes ihr Pendant: Er nahm Ärgernis am Verhalten des Vaters, weil er dem Bruder zuviel Barmherzigkeit erwiesen hat. Mit Benedikt XVI. wird es hier keinen Schritt hinter das Konzil zurück geben.", betonte Meisner.

Der Kölner Kardinal stellt auch klar, dass man sich "von solchen Menschen wie Bischof Williamson" nicht durcheinander bringen lassen dürfe. Auf die Frage, ob Katholiken z.B. gültig Gottesdienste bei Priestern der Piusbruderschaft mitfeiern können, betonte Meisner: "Nein, das ist nicht möglich, denn das Schisma - die Abspaltung der Bruderschaft von der Kirche - dauert noch an. Die aufgehobene Exkommunikation bezieht sich ausschließlich auf die vier Bischöfe. Um das Schisma zu beenden, müsste jetzt die Verwirklichung der vollen Kirchengemeinschaft seitens der gesamten Priesterbruderschaft Pius X. folgen."

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