Die Erneuerung kommt von Menschen, die Christus folgen

10. Februar 2009 in Österreich


Der neue Linzer Weihbischof Gerhard Wagner will "Brücken schlagen, aber an allem festhalten, was die Kirche lehrt". Ein Interview von Stephan Baier / Die Tagespost.


Linz (kath.net/DT) Die Tagespost: Sie werden seit Ihrer Ernennung zum Weihbischof in Linz vor einer Woche heftig angegriffen, vor allem aus dem Klerus heraus. Zeigt das eine Gespaltenheit der Kirche in Österreich?

Gerhard Maria Wagner: Das sehe ich auch so: Da ist eine Gespaltenheit und ein Richtungsstreit. Durch diese Ernennung scheint manches aufgebrochen zu sein, was bisher zugedeckt war. Diese Spaltung liegt tief in der Kirche, deshalb sehe ich es als meine Aufgabe, für die Einheit zu werben und einzutreten, obwohl ich medial als großer Spalter gesehen werde. Die Einheit wird sicher ein ganz großes Thema sein in Zukunft.

Worum geht es jenseits der Etiketten „progressiv versus konservativ“ eigentlich inhaltlich bei diesem Richtungsstreit?

Es geht um eine Erneuerung der Kirche. Ich möchte denen, die mich mitunter hart angreifen, nicht den guten Willen absprechen. Letztlich geht es aber um den Richtungsstreit: Wie erneuern wir die Kirche? Geht es mit Strukturreformen, wie es immer wieder der Weg der Kirche in Österreich war? Oder geht es nicht doch um eine tiefere Hinwendung zu Gott?

Der Weg der Erneuerung der Kirche kann nicht darin bestehen, dass wir die Lehre der Verhaltensweise all derer anpassen, die das Evangelium nicht hören wollen. Ich bin fest überzeugt, dass die echte Erneuerung der Kirche in der Zukunft wie in der Vergangenheit von jenen Menschen kommt, die wirklich Christus nachfolgen. Letztlich geht es nicht um den neu ernannten Weihbischof, sondern um die Kirche.


Ein Streitpunkt ist die Rolle des Laien in der Kirche: das war Ihr Promotionsthema. Ist hier in der Vergangenheit etwas falsch gelaufen?

Die Laienmitarbeit ist für die Kirche etwas substanziell Wichtiges. Aber es geht schon auch um eine Positionierung, die wesentlich mit der Identität des Priesters und der Identität des Laien zusammenhängt. Johannes Paul II. hat vor vielen Jahren davor gewarnt, den Laien zu klerikalisieren und den Klerus zu laisieren.

Jeder muss in seiner klaren Identität und dem anderen zugeneigt wirken. Wenn jeder das tut, was ihm zusteht und zukommt, dann glaube ich schon, dass eine Läuterung in der Kirche unseres Landes in die Wege geleitet werden könnte.

In Ihrer Heimatpfarrei Windischgarsten gelten Sie als beliebter Seelsorger. Woher kommt die reservierte Haltung im oberösterreichischen Klerus Ihnen gegenüber?

Es hat wohl manche verärgert, dass sie mich einerseits fest im Glauben erlebt haben, andererseits, wenn es um das Menschliche geht, sehr offensiv. Ich bin jemand, der auf die Leute zugeht, halte aber an der Glaubenslehre fest. Da entsteht eine Spannung, zumal es in den letzten Jahren so war, dass man mit mir auch andere, die eine Erneuerung der Kirche wollten, nicht ans Werk gelassen hat.

So entstand auch eine gewisse Distanz zu manchen Gremien. Die Arbeit mit den Priestern und Laien ist mir aber wichtig. Ich möchte Brücken schlagen und meinerseits guten Willen zeigen, werde aber an allem festhalten, was die Kirche lehrt.

Sie haben in Ihrer Pfarrei seit vielen Jahren ständige Eucharistische Anbetung. Ist das Teil einer pastoralen Strategie?

Es braucht die Aktion und die Kontemplation. Ich wollte nie nur „seelsorglich umtriebig“ sein, sondern die Seelsorge aus der Tiefe der Gottverbundenheit heraus gestalten. So ist die Anbetung heute tief in unserer Pfarrei verankert: eine Seelsorge, die sich aus der Anbetung heraus erklärt und offenlegt.

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