'Er war stets um ein Miteinander bemüht'

17. Februar 2009 in Österreich


Die Stellungnahme der Pfarrgemeinde von Gerhard Maria Wagner, St. Jakob in Windischgarsten.


Linz (kath.net) Mit einem lachenden und einem weinenden Auge haben wir gestern Abend von dem Rücktritt unseres Herrn Pfarrers als designierten Weihbischof der Diözese Linz gehört. Es ist in der Tat eine „Sauerei“ – wie viele Windischgarstner auf der ORF–Homepage zitiert werden -, wie in den vergangenen zwei Wochen medial und auch innerkirchlich eine Hetzkampagne gestartet wurde, die in der Tat jeglichen Kommentars unwürdig ist.

Unser Unverständnis galt in einer ersten, emotionalen Reaktion auch unserem hochwürdigen Herrn Diözesanbischof. Zuerst freute er sich, dass ihm der Heilige Vater in unserem Herrn Pfarrer einen so guten Mann als Weihbischof zur Seite gestellt hat, dann jedoch ist er in Anbetracht seines Rückziehers plötzlich erleichtert.

In einem persönlichen Gespräch zwischen Bischof Ludwig und Vertretern des Pfarrgemeinderates konnte inzwischen das mediale Missverständnis aus dem Weg geräumt werden. Unser hochwürdiger Herr Diözesanbischof ist nicht über den Rücktritt erleichtert, sondern erleichtert darüber, dass jetzt die Hetze und unchristliche und unwürdige Behandlung unseres Herrn Pfarrers hoffentlich ein Ende haben wird und wieder etwas Ruhe in die Kirche eintreten wird.

Zu den ganzen Streitereien und Rätselraten rund um die Ernennung möchten wir die Worte des Nuntius in Erinnerung rufen – sollten Sie nicht bekannt sein: „Die Nominierung eines Bischofs wird nicht im Alleingang gemacht, und ein Weihbischof wird nie ernannt, wenn er nicht von seinem Ortsbischof vorgeschlagen wurde. Seine Funktion ist „auxiliaris“, das heißt „helfend“, und das ist nur möglich, wenn es vom Ortsbischof gewünscht ist.

Wir hier in Windischgarsten sind froh und stolz, einen bewährten Priester behalten zu dürfen, der seine Schafe kennt, auf sie zugeht und stets um ein Miteinander bemüht war und auch in Zukunft bemüht sein wird. Wir und auch er finden jetzt hoffentlich in den nächsten Tagen wieder unseren Seelenfrieden. In den letzten beiden Wochen stand die Welt ja in gewissem Sinne Kopf.

Nichtsdestoweniger würden wir unserer Diözese natürlich einen Bischof seines Formats wünschen – dass dies in der heutigen Zeit scheinbar nicht machbar ist, zeigten ja die letzten Wochen. Dass er aber dringend notwendig ist, muss wohl allen klar sein, die vor den Missständen in den einzelnen Pfarreien nicht die Augen verschließen.

„Wir sind Kirche“ stellt viele Forderungen – aber wurde irgendjemand von uns – auch Katholiken – gefragt, ob wir mit den Forderungen einverstanden sind, oder gehören wir etwa nicht zur Kirche? Viele sind irritiert und fühlen sich unverstanden – trotzdem geht es um das Ganze.

Zum Abschluss fällt mir noch ein Zitat der Hl. Therese ein, in dem es heißt: Je größer das Leid auf Erden, umso reicher die Belohnung im Himmel – diesen Zuspruch möchten wir unserem Herr Pfarrer und all jenen mit auf den Weg geben, die in der jetzigen Situation zutiefst traurig und enttäuscht sind. Jeder ist gefordert, sein Christsein zu leben – aber nicht so, wie er will, sondern treu zur Lehre. Nicht so, wie es ihnen von manchen Seelsorgern aufgezwungen wird, sondern so, wie es uns das Lehramt mit auf den Weg gibt.

All jene, die auch in Zukunft trotzdem mit Herrn Pfarrer Wagner verbunden bleiben möchten, weil sie sich für ihren persönlichen Glauben Stärkung erhoffen, können zumindest bei uns den Pfarrbrief Lebendige Pfarre abonnieren – ein Mail mit Angabe der Adresse genügt.

Jesus ist zum Eckstein geworden, den die Bauleute verwarfen – auch unser Herr Pfarrer ist ein Eckstein. Wenn er es schon nicht für die ganze Diözese sein darf, so zumindest für uns hier in Windischgarsten. Gott segne Sie und Ihr weiteres Wirken in unserer Pfarre! Wir freuen uns, dass Sie uns erhalten bleiben, und der Rest der Welt - oder zumindest unserer Diözese hat Sie ja gar nicht verdient!

Pfarre St. Jakob Windischgarsten

Foto: (c) Pfarre St. Jakob Windischgarsten


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