Scheidung auf ägyptisch

in Weltkirche


Neues ägyptisches Scheidungsrecht drängt scheidungswillige Christinnen zum Religionswechsel


Ägypten (kath.net/RNA)
Die Filmschauspielerin Chala Sidki, bisher koptische Christin, hat jetzt in Kairo einen Musterprozess gewonnen, der ihr die «Verstossung» ihres scheidungsunwilligen Mannes gestattet. Zuvor war die aus vielen Kinofilmen und TV-Serien beliebte Künstlerin aus der orthodoxen koptischen Kirche ausgetreten. Das ist nach der ägyptischen Rechtslage die Grundvoraussetzung, um von den Begünstigungen des neuen Gesetzes über die sogenannte «Chula» Gebrauch zu machen.

Das ägyptische Parlament hatte vor zwei Jahren diese frühislamische Praxis wieder in Kraft gesetzt, mit deren Hilfe Frauen sich von ihren Ehegatten auch ohne deren Zustimmung trennen können. Im späteren mittelalterlichen Islam-Recht war diese Möglichkeit einseitig den Männern reserviert worden.

Die Voraussetzung, um diese «Chula» -Regelung in Anspruch nehmen zu können, ist allerdings die Zugehörigkeit zur islamischen Religion oder zumindest die ausdrückliche Aufgabe der eigenen Kirchenzugehörigkeit. Gerade die koptische Kirche lehnt jede Form der Ehescheidung strikt ab.

Kirchliche Kreise befürchten jetzt, dass der «Modellfall Chala Sidki» bald bei anderen christlichen Frauen Schule machen wird. Bisher waren Scheidungsprobleme in der modernen ägyptischen Gesellschaft zum Hauptgrund geworden, weshalb christliche Männer ihren Kirchen den Rücken kehrten und sich als Moslems bekannten.

Ein frauenfreundliches, nicht den Islam begünstigendes Scheidungsrecht, gab es in Ägypten vorübergehend schon vor 25 Jahren. Es ging auf die Frau des damaligen Präsidenten Anwar as-Sadat zurück, Dschihan as-Sadat, wurde aber nach seiner Ermordung und der Flucht der Gattin in die USA in den frühen achtziger Jahren auf Betreiben radikal-islamischer Gruppen wieder ausser Kraft gesetzt.


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