18. Mai 2009 in Jugend
Der Papst ist zur Jagd frei gegeben. Das ist das Fazit der letzten Monate - Die Monatskolumne der Generation Benedikt Von Nathanael Liminski
Köln (kath.net)
Der Papst ist der Hüter des christlichen Glaubens und damit eine von der Politik Autorität im sogenannten "Abendland" - diese Vorstellung darf man spätestens heute ad acta legen. Der Versuch des FDP-Abgeordneten Graf Lambsdorf, das Plenum des Europäischen Parlaments in Straßburg zu überzeugen, den Papst öffentlich in einem Bericht über Menschenrechtsverletzungen für seine Äußerungen über die richtige Bekämpfung von HIV/Aids zu kritisieren, spricht Bände. Noch bezeichnender ist die Tatsache, dass der Antrag nur mit einer knappen Mehrheit niedergestimmt werden konnte. 199 Europaabgeordnete stimmten für die Verurteilung des Kirchenoberhaupts, 253 dagegen und 61 Abgeordnete enthielten sich der Stimme.
Der Papst ist zur Jagd frei gegeben. Das ist das Fazit der letzten Monate. Während ihn bisher spätestens sein Status als Religionsoberhaupt oder auch als Staatsoberhaupt des Vatikanstaats vor allzu persönlichen Angriffen bewahrt hat, gelten diese diplomatischen Gepflogenheiten nun auch nichts mehr auf dem Flur des Europäischen Parlaments.
Die Gangart bei dieser Jagd verschärft sich. Wissenschaftliche Erkenntnisse, welche die Äußerungen des Papstes inhaltlich stützen und belegen, werden schlicht nicht anerkannt. Diejenigen, die sich nach eigenen Worten der bedingungslosen Hilfe für die Opfer von Aids verschrieben haben, wollen nicht wahrnehmen, dass Kondome als Allheilmittel versagt haben, die Promotion ehelicher Treue und eines verantwortungsbewussten Umgangs mit Sexualität dagegen in den jeweiligen Gebieten wirkungsvoll die Infektionsrate gesenkt haben. Wer hören kann, der höre, wer Augen hat, der sehe.
Es ist kein Zufall, dass gerade Strukturen wie diejenige der UNO, des Europäischen Parlaments oder andere internationale Institutionen dafür genutzt werden, den Papst zu diskreditieren. In diesen Biotopen arbeiten viele Menschen, die ihr persönliches Fortkommen über alles Andere gestellt haben. Für sie soll keine Regel mehr gelten, allgemein verbindliche Wertvorstellungen oder Konventionen sind per se Zielobjekt ihrer politischen Angriffe.
Ehemals Selbstverständliches ist nicht mehr selbstverständlich. Sachlichkeit tritt hinter Öffentlichkeitswirksamkeit zurück, Wahrheit hinter Opportunität. Relativismus wird als Toleranz in jeden öffentlichen Raum getragen. Für solche Bürger, die bestimmte Werte und Moralvorstellungen als Grundlage des gesellschaftlichen Zusammenlebens ansehen und diese entsprechend hochhalten wollen, gilt es, sich warm anzuziehen. Denn für manche Ansichten soll es keine Toleranz geben dürfen. Für welche genau, das entscheiden nun Stimmungen und politische Mehrheiten. Die Gutmenschen gehen um.
Die Generation Benedikt veröffentlicht monatlich in der Kolumne Junge Gedanken - Generation Benedikt Beiträge von jungen Menschen auf KATH.NET.
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