24. Mai 2009 in Spirituelles
Betrachtung über das große Geschenk des Segens von P. Hermann Geissler FSO.
Vatikanstadt (kath.net/Fidesdienst) Der Segen gehört zu den besonderen geistlichen Schätzen der Kirche. Er ist ein wunderbares Geschenk Gottes an die Menschen. Immer wieder dürfen wir erfahren, welchen Trost und welche Kraft der göttliche Segen uns gibt, wenn wir ihn mit gläubigem Herzen empfangen.
Der Segen zählt zu den einfachsten Zeichen, mit denen die Kirche ihre liebende Sorge für jeden Menschen ausdrückt. Segnend begleitet die Mutter Kirche uns alle von der Wiege bis zum Grab. Die Feier der Gottesdienste und die Spendung aller Sakramente ist mit einem Segenszeichen verbunden.
Im Leben der christlichen Familien hat der Segen einen festen Platz. In allen Lebenssituationen, in Freud und Leid, für Jung und Alt ist der göttliche Segen eine Quelle der Hoffnung und der Zuversicht.
Das lateinische Wort für segnen, benedicere, heißt wörtlich übersetzt: Gutes sagen. Wir bitten Gott bei der Segensbitte, dass er dem Menschen etwas Gutes sage, etwas Gutes wünsche, etwas Gutes und Heilbringendes für Leib und Seele schenke.
Lassen wir uns vom Katechismus der Katholischen Kirche tiefer in das wunderbare Geheimnis des göttlichen Segens hineinführen, um ihn noch bewusster empfangen und spenden zu können.
Der Segen des Vaters im Himmel
Der Segen steht in enger Beziehung zum Leben. Alles Leben - das Leben der Natur und das Leben der Gnade - kommt von Gott. Der Segen ist die göttliche Macht, die Leben schafft und die Leben erhält. Im Katechismus heißt es: Segnen ist eine göttliche Handlung, die Leben schenkt und im Vater ihren Ursprung hat (KKK 1078).
Der Apostel Paulus hat dies in herrlichen Worten zum Ausdruck gebracht, wenn er im Brief an die Epheser schreibt: Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus: Er hat uns mit allem Segen seines Geistes gesegnet durch unsere Gemeinschaft mit Christus im Himmel. Denn in ihm hat er uns erwählt vor der Erschaffung der Welt, damit wir heilig und untadelig leben vor Gott (Eph 1,3-4).
Die Heilige Schrift spricht von der ersten bis zur letzten Seite vom Geheimnis des göttlichen Segens. Vom Anfang bis zum Ende der Zeiten ist das ganze Werk Gottes Segen. Vom liturgischen Gedicht der ersten Schöpfung bis zu den Lobgesängen im himmlischen Jerusalem verkünden die inspirierten Autoren den Heilsplan als eine unermessliche göttliche Segnung (KKK 1079).
Die ganze Heilsgeschichte ist ein Zeichen jenes wunderbaren Segens, mit dem Gott uns schon vor der Erschaffung der Welt gesegnet hat. Vom Anfang an segnet Gott die Lebewesen, insbesondere Mann und Frau. Der Bund mit Noach und allen lebenden Wesen erneuert diesen Fruchtbarkeitssegen trotz der Sünde des Menschen, durch die der Erdboden verflucht ist.
Von Abraham an durchdringt der göttliche Segen die auf den Tod zulaufende Geschichte der Menschen, um sie wieder zum Leben, zu ihrem Ursprung aufsteigen zu lassen. Durch den Glauben Abrahams, des Vaters der Glaubenden, der den Segen entgegennimmt, wird die Heilsgeschichte eingeleitet (KKK 1080).
Der Segen Gottes hat also zwei Richtungen: Er vertreibt die Mächte des Todes und der Finsternis, die durch die Sünde in die Welt eingebrochen sind, und er schenkt den Menschen wieder jenes Leben, das ihn mit dem Ursprung allen Lebens, mit dem dreifaltigen Gott, verbindet.
Weil Abraham den Segen Gottes im Glauben angenommen hat, wurde er selber zu einem Segen: Ein Segen sollst du sein Durch dich sollen alle Geschlechter der Erde Segen erlangen (Gen 12,2.3). Als Glaubende sind wir berufen, dem Beispiel Abrahams zu folgen, denn jeder Getaufte ist berufen, ein Segen zu sein und zu segnen (KKK 1669). Auch Mutter Julia, die Gründerin der geistlichen Familie Das Werk, ruft dazu auf: Wir müssen ein Segen sein. Das ist unsere ganze Aufgabe.
Der Segen Christi
Schon im Alten Bund hat Gott seine Segnungen in erstaunlichen Ereignissen offenbart: in der Geburt Isaaks, dem Auszug aus Ägypten, der Übergabe des verheißenen Landes, der Erwählung Davids, der Gegenwart Gottes im Tempel, im läuternden Exil und in der Rückkehr eines kleinen Restes (KKK 1081).
Diese göttlichen Segnungen finden in der Menschwerdung des Sohnes Gottes und in der Sendung des Heiligen Geistes ihre Vollendung: Der Vater wird als Ursprung und Ziel allen Segens der Schöpfung und des Heiles anerkannt und angebetet; in seinem fleischgewordenen, für uns gestorbenen und auferstandenen Wort überhäuft er uns mit seinen Segnungen und durch das Wort legt er uns die Gabe aller Gaben, den Heiligen Geist, ins Herz (KKK 1082).
Im Kommen Jesu Christi findet die Segensverheißung an Abraham ihre Erfüllung. Darum ruft Elisabet der Mutter Jesu die herrlichen Worte zu, die wir bei jedem Gegrüßet seist du, Maria wiederholen: Gesegnet bist du mehr als alle anderen Frauen, und gesegnet ist die Frucht deines Leibes (Lk 1,42).
Gott hat Maria wegen ihres überragenden Glaubens in einzigartiger Weise gesegnet: Mehr als jede andere erschaffene Person hat der Vater sie mit allem Segen seines Geistes gesegnet durch (die) Gemeinschaft mit Christus im Himmel (Eph 1,3) (KKK 492).
Ihr Sohn Jesus Christus bringt der Menschheit die Fülle des göttlichen Segens, die sie durch die Sünde zurückgewiesen und verloren hat. Wie oben gesagt, gehören Segen und Leben zusammen. Wenn daher Christus von sich selbst sagt: Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben (Joh 10,10), dann könnte er von sich ebenso sagen: Ich bin gekommen, damit sie den Segen haben und ihn in Fülle haben.
In den Evangelien hören wir, wie Jesus die fünf Brote und die zwei Fische segnete, bevor Er sie auf wunderbare Weise vermehrte (vgl. Lk 9,14). Wir alle kennen die ergreifende Szene, wie Jesus die Kinder in seine Arme nimmt, ihnen die Hände auflegt und sie segnet (vgl. Mk 10,13-16).
Als er seinen Jüngern seine kostbarste Gabe hinterließ, nämlich das Sakrament seines Leibes und Blutes, das wir jeden Tag, besonders aber am Sonntag, feiern, nahm er Brot und Wein und sprach den Lobpreis, d.h. ein Segensgebet, und reichte es ihnen mit den Worten: Nehmt, das ist mein Leib. Das ist mein Blut (vgl. Mk 14,22ff).
Schließlich ist es von großer Bedeutung, dass die letzte Handlung Jesu vor der Himmelfahrt darin bestand, seine Jünger zu segnen: Dann führte Er sie hinaus in die Nähe von Betanien. Dort erhob Er seine Hände und segnete sie. Und während Er sie segnete, verließ Er sie und wurde zum Himmel emporgehoben; sie aber fielen vor Ihm nieder (Lk 24,50-52).
Der Segen im Leben der Kirche
In Treue gegenüber dem Testament Christi hat die Kirche von Anfang an gesegnet. Der Apostel Paulus beginnt seine Briefe meist mit einem Segenswunsch: Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus (Röm 1,3; 2 Kor 1,2; Gal 1,3; usw.).
Alle Gläubigen werden ermahnt zu segnen: Segnet eure Verfolger; segnet sie, verflucht sie nicht! (Röm 12,14). Vergeltet nicht Böses mit Bösem noch Kränkung mit Kränkung! Statt dessen segnet; denn ihr seid dazu berufen, Segen zu erlangen (1 Petr 3,9).
Im Laufe der Zeit wurden in der Kirche viele verschiedene Segnungen gebräuchlich, die in einem eigenen liturgischen Buch, dem Benediktionale, zusammengefasst sind. Es gibt Segnungen im Laufe des Kirchenjahres (Segnung des Adventskranzes, Blasiussegen usw.), Segnungen bei besonderen Anlässen (Muttersegen vor oder nach der Geburt, Primizsegen usw.), Segnungen im Leben der Familie und Segnungen im Leben der Öffentlichkeit (z.B. Segnung einer Wohnung, eines Autos usw.). Durch diese Fülle von Segnungen drückt die Kirche ihre Sorge um das Wohl der Menschen, besonders um ihr ewiges Heil aus.
Auch jedes Sakrament ist mit Segenszeichen und Segensformen umgeben. Die Segnungen, die von der Kirche zu den Sakramentalien gezählt werden, sind heilige Zeichen, durch die in einer gewissen Nachahmung der Sakramente Wirkungen, besonders geistlicher Art, bezeichnet und kraft der Fürbitte der Kirche erlangt werden (KKK 1667).
So bereiten sie die Menschen darauf vor, die eigentliche Wirkung der Sakramente aufzunehmen, zugleich wird durch solche Zeichen das Leben in seinen verschiedenen Gegebenheiten geheiligt (KKK 1667).
So kennt die Kirche vielfältige Formen von Segnungen: Die einfachen Segnungen (von Personen, Gegenständen, Orten oder Mahlzeiten) sind ein Lobpreis Gottes und ein Gebet um seine Gaben; die Kirche ruft, wenn sie einen Segen erteilt, den Namen Jesu an und macht dabei für gewöhnlich das heilige Zeichen des Kreuzes Christi (KKK 1671).
Eine besondere Art von Segnungen bilden die - nicht mit dem Weihesakrament zu verwechselnden - Weihen von Personen (Abtweihe, Jungfrauenweihe, Ordensprofess usw.) oder bestimmten Gegenständen wie etwa Kirchweihe, Glockenweihe, Altarweihe usw. Sie haben eine dauernde Bedeutung, nämlich die Wirkung, Personen Gott zu weihen und Gegenstände und Orte dem liturgischen Gebrauch vorzubehalten (KKK 1672).
Schließlich kennt die Kirche die Exorzismen, wenn sie öffentlich und autoritativ im Namen Jesu Christi darum betet, dass eine Person oder ein Gegenstand vor der Macht des bösen Feindes beschützt und seiner Herrschaft entrissen wird (KKK 1673).
In einfacher Form wird der Exorzismus etwa bei der Taufe vollzogen, aber auch, wenn wir gläubig um Schutz vor den Nachstellungen des Teufels beten, den heiligen Erzengel Michael um Hilfe bitten, uns bewusst mit Weihwasser bekreuzigen usw. Der feierliche, sogenannte Große Exorzismus darf nur von einem Priester und nur mit Erlaubnis des Bischofs vorgenommen werden.
Wenn wir die Macht und den Reichtum des göttlichen Segens im Leben der Kirche gläubig bedenken, können wir die Worte von Mutter Julia verstehen: Der Segen ist wie ein Licht, strahlender als das Licht der Sonne.
Der Segen des Priesters
Wie bereits erwähnt, können alle Getauften segnen. Aber je mehr eine Segnung das kirchliche und sakramentale Leben betrifft, desto mehr ist ihr Vollzug dem geweihten Amt vorbehalten (KKK 1669).
Die Kirche hat immer geglaubt, dass dem priesterlichen Segen auch eine besondere Bedeutung zukommt. Schon die Priester des Alten Bundes hatten von Gott eine besondere Vollmacht zum Segnen bekommen. Gott hatte sich Aaron und seine Söhne zu Priestern erwählt und ihnen durch Mose sagen lassen.
So sollt ihr die Israeliten segnen; sprecht zu ihnen: Der Herr segne dich und behüte dich. Der Herr lasse sein Angesicht über dich leuchten und sei dir gnädig. Der Herr wende sein Angesicht dir zu und schenke dir Heil (Num 6,23-27).
In Jesus Christus, dem Ewigen Hohepriester des Neuen Bundes, den der Vater gesandt hat, um euch zu segnen (Apg 3,26), ist uns die Fülle des göttlichen Segens geschenkt. Die Priester des Neuen Bundes erhalten durch die Priesterweihe die Vollmacht, den Menschen im Namen Jesu Christi die Fülle des Segens Christi (Röm 15,29) zu spenden.
Der Glaube lehrt uns, dass Christus selber es ist, der durch die Priester wirkt und segnet. Christus selbst ist im kirchlichen Dienst des geweihten Priesters in seiner Kirche zugegen als Haupt seines Leibes, Hirt seiner Herde, Hoherpriester des Erlösungsopfers und Lehrer der Wahrheit. Die Kirche bringt dies zum Ausdruck, indem sie sagt, dass der Priester kraft des Weihesakramentes in der Person Christi des Hauptes handelt (KKK 1548).
Mutter Julia sagt dies in einfachen Worten, die ihren tiefen Glauben bezeugen: Der Segen des Priesters ist ein wunderbares Geschenk, das von Gott kommt. Denn Gott selbst legte am Tag der Weihe die Segensgewalt in die Hände des Priesters.
Der Segen in der Familie
Schon am Beginn der Schöpfung gilt dem Mann und der Frau ein besonderer Segen: Gott segnete sie und sprach: Seid fruchtbar und vermehrt euch! (Gen 1,28). Darum heißt es mit Recht: Die Heilige Schrift und die kirchliche Überlieferung sehen in kinderreichen Familien ein Zeichen des göttlichen Segens und der Großzügigkeit der Eltern (KKK 2373).
Mit dem Ehesakrament erhalten christliche Eltern die Vollmacht und den Auftrag, einander und die Kinder, die Gott ihnen schenkt, zu segnen. Wenn dies in einer Familie regelmäßig und gläubig geschieht - etwa am Morgen nach dem Aufstehen oder wenn alle aus dem Haus gehen oder am Abend vor dem Schlafengehen -, dann wird dieser Segen die ganze Familienatmosphäre prägen, zu einer Quelle der Gnade, der Einheit und des Friedens werden und dazu beitragen, dass die Kinder die Schönheit des christlichen Glaubens schon in jungen Jahren kennen lernen.
Der Segen, den die Eltern den Kindern spenden, und besonders auch der gelegentliche Segen eines Priesters, der die Familie besucht, ist ein wertvolles Mittel der religiösen Erziehung, wenn er in einer gläubigen und ehrfurchtsvollen Atmosphäre gespendet und empfangen wird:
Durch die Gnade des Ehesakramentes haben die Eltern die Pflicht und das Vorrecht erhalten, ihre Kinder zu evangelisieren. Sie sollen als die ersten Glaubensboten ihre Kinder möglichst früh in die Mysterien des Glaubens einführen und sie schon von früher Kindheit an in das kirchliche Leben miteinbeziehen. Die Lebensweise in der Familie kann jene Gefühlshaltungen prägen, die während des ganzen späteren Lebens Voraussetzung und Stütze eines lebendigen Glaubens bleiben werden (KKK 2225).
Zu den einfachen Ausdrucksformen des Glaubens, die im Familienalltag von größter Bedeutung sind und die Atmosphäre wesentlich prägen, gehört auch das Gebet und der Segen bei Tisch: Auch wenn wir unsere Arbeit getan haben, bleibt die Nahrung eine Gabe unseres Vaters; es ist gut, ihn darum zu bitten, indem wir ihm dafür danken. Das ist der Sinn des Tischsegens in einer christlichen Familie (KKK 2834).
Der Segen ist etwas Großes und Schönes. Bemühen wir uns, ihn in der Haltung des Glaubens und der Ehrfurcht zu empfangen und zu spenden. Der Segen ist wie ein geistliches Band, das uns an die Liebe des Herzens Jesu schmiedet, uns stärkt in der Einheit der Kirche, der großen Familie Gottes, und uns zur Anbetung Gottes hinführt: Heilig, heilig, heilig ist der Herr der Heere! (Jes 6,3).
Mit freundlicher Genehmigung der geistlichen Familie Das Werk.
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