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Ein Kommentar von Dr. theol. Josef Spindelböck
Gott, der den Menschen als Mann und Frau nach seinem Bild erschuf, hat in seinem menschgewordenen Sohn Jesus Christus, der geboren wurde aus einer Frau (vgl. Gal 4,4), Menschen jeden Geschlechts in seine Kirche und damit auch zur Teilnahme an der ewigen Seligkeit im himmlischen Reich berufen. Gegenüber dieser Glaubenswahrheit der gleichen Würde von Mann und Frau in der Schöpfungsordnung und ihrer fundamental gleichen Berufung in der Heilsordnung gibt es allerdings geschichtliche Verdunkelungen: Es ist ein trauriges Faktum, daß Männer immer wieder über Frauen „geherrscht“ haben und auf diese Weise ein Stück Unheilsgeschichte mitgeprägt haben. Dieses „Herrschen“ (vgl. Gen 3,16) ist theologisch als Folge der Sünde zu qualifizieren. Leider sind auch „Männer der Kirche“ des öfteren der Versuchung erlegen, Frauen zu unterdrücken und zu beherrschen, sei es als Ehemänner oder Unverheiratete, ja sogar im geistlichen Amt.
Wenn heute regelmäßig die Forderung an die Kirche gestellt wird, Frauen endlich zum geistlichen Amt des Priesters oder des Diakons zuzulassen, so scheint dies die einfachste Lösung für eine historische Altlast zu sein. Glaubensfragen – und um eine solche handelt es sich bei der Ämterfrage – können jedoch nicht „von außen“ gelöst oder im Sinn des Zeitgeistes zur Entscheidung verordnet werden. Es gilt, vom Binnenraum eben dieses katholischen Glaubens aus zu fragen, was denn das Priesteramt eigentlich ist und worin sein Sinn liegt. Von daher ist die „Zugangsfrage“ zum geistlichen Dienstamt neu zu stellen.
Da es im Neuen Bund nur ein einziges Priestertum gibt, eben jenes des ewigen Hohenpriesters Jesus Christus, und jedes menschliche Priestertum eine Teilhabe daran ist, kann nur der Blick auf eben diesen einzigen Priester weiterhelfen. Jesus Christus hat das kultische Opferpriestertum des Alten Bundes durch die Hingabe seines Leibes und Blutes am Kreuz aufgehoben und erfüllt. Sein Priestertum ist wesentlich dienende Hingabe im Heiligen Geist an Gott den Vater für uns als seine Kirche, ja für alle Menschen. Paulus schreibt, Christus habe die Kirche als seine Braut geliebt und sich für sie hingegeben (vgl. Eph 5,25). Nach dem Maß seines Liebesdienstes, der sich in der Fußwaschung ausdrückt, sollen die Jünger so handeln, wie er gehandelt hat (vgl. Joh 13,14).
Wenn es also wahr ist, daß das sakramentale Weihepriestertum mit der Ganzhingabe Christi für die Kirche zu tun hat, die wie eine Braut auf Christus den Bräutigam bezogen ist, dann verleiht die ausschließliche Berufung von Männern in dieses heilige Amt der Christusrepräsentation des Priesters einen tiefen Sinn. Es geht um die unverzichtbare symbolisch-sakramentale Dimension, um das durch den Priester und die Gemeinde dargestellte Gegenüber von Christus dem Hirten und der Kirche als seiner Braut. Diese Geschlechtertypologie ist nicht austauschbar und hat mit Diskriminierung nichts zu tun.
Die katholische Kirche ist keineswegs „Priesterkirche“. Priester werden geweiht zum Dienst Gottes für das gläubige Volk. Sie haben keine Heilsprivilegien, sondern sind in Dienst genommen für andere. Dies zu leben ist ein hoher geistlicher Anspruch, der nur eingelöst werden kann, wenn die Geweihten von allen – Männern wie Frauen – durch Gebet und tatkräftige Mithilfe und Mitverantwortung unterstützt werden. Auch dafür gibt es Gottseidank viele Beispiele in Vergangenheit und Gegenwart der Kirche.
Wenn die marianische Dimension der Kirche auf diese Weise die petrinische ergänzt, dann wird die Verschiedenheit der Geschlechter nicht als Störfaktor empfunden oder gar als Hebel der Unterdrückung mißbraucht, sondern es liegt gerade darin die Chance für ein neues Miteinander von Frauen und Männern in Kirche und Welt. Dies zu bedenken und zu leben lädt uns der Weltgebetstag für die geistlichen Berufe neu ein!
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