Evangelische Kirche geht 'auf Teufel komm raus' mit dem Zeitgeist

in Weltkirche


Kommentar in der ”Süddeutschen”: Kirchliches Selbstbewußtsein sollte aus der Bibel kommen


München (idea)
Die Süddeutsche Zeitung (München) hat in einem Kommentar heftige Kritik an der evangelischen Kirche geübt. Sie sei in der Krise, weil sie sich dem Zeitgeist anpasse und sich Kommerz und Kapitalismus nicht entschlossen widersetze. ”An Autorität hat die Kirche in der pluralisierten Gesellschaft eingebüßt, weil sie sich selbst als eine Institution unter anderen sieht und nicht mehr selbstbewußt als die eine, die etwas Einzigartiges zu verkünden hat: Gottes Wort”, schreibt Burkhard Brunn in der Ausgabe vom 30. Juni. Der Autor kritisiert, daß die Kirche wie ein Wirtschaftsbetrieb geführt werde und dazu Unternehmensberater und Werbeleute engagiere.

So würden Pfarrer, deren Motivation aus dem Glauben kommen sollte, einer Leistungskontrolle unterworfen. ”Gemeindeschwestern, die auch ohne Uhr für die Kranken und Siechen sorgten, werden durch Pflegepersonal ersetzt, das eine Anzahl von ‚Fällen’ pro Tag rein professionell zu erledigen hat.” Luthers Ausspruch ”Hier stehe ich, ich kann nicht anders”, der als Ausdruck felsenfesten Glaubens vor dem Reichstag in Worms getan worden sei, verkomme aufgedruckt auf ”Luthersocken” zu einem ”Gag”, der auch noch ”blöd” sei. ”Im Bestreben, auf Teufel komm raus mit der Zeit zu gehen, aus Angst, wie von vorgestern zu wirken, hat die evangelische Kirche sich allen modernen Zeitströmungen bloß angepaßt”, kritisiert Brunn.

Er fragt, warum sich die Kirche als global organisierte Institution nicht dem ”global operierenden Shareholder-Kapitalismus” entgegenstelle. ”Nicht durch Austritte gerät die Kirche in eine Identitätskrise, sondern durch den Verlust ihrer Glaubwürdigkeit”, heißt es in dem Kommentar.


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