'Hier haben Jesuitenpatres schwere Schuld auf sich geladen'

2. Februar 2010 in Deutschland


Der Versuch einzelner, für das abscheuliche Verhalten der Geistlichen wenigstens teilweise die Sexuallehre der Kirche verantwortlich machen zu wollen, ist ebenso abwegig wie unlauter - Ein Kommentar von Martin Lohmann / AEK


Berlin (kath.net)
Der am Jesuitengymnasium Canisiuskolleg in Berlin bekannt gewordene Missbrauchsskandal macht zutiefst traurig und ist empörend. Hier haben Jesuitenpatres schwere Schuld auf sich geladen und einen unglaublich großen Schaden angerichtet. Nicht nur die ihnen einst anvertrauten Jugendlichen haben sie zu Opfern gemacht und psychisch und physisch geschädigt. Sie haben auch für den Jesuitenorden und die Kirche insgesamt einen großen Schaden angerichtet.

Der Versuch einzelner, für das abscheuliche Verhalten der Geistlichen wenigstens teilweise die Sexuallehre der Kirche verantwortlich machen zu wollen, ist ebenso abwegig wie unlauter. Es wäre eine zusätzliche Verhöhnung der Opfer, nun Schuldige ausgerechnet in´Kirche zu suchen. Denn die Sexuallehre der Kirche hat den ganzen Menschen als Einheit von Körper, Geist und Seele im Blick. Hier geht es um Ehrfurcht und um die Erkenntnis, dass Gott den Menschen als Mann und Frau, die sich einander ergänzen, erschaffen hat. Die Kirche betont daher zu Recht die Kostbarkeit eines geordneten Sexuallebens, in dem Freiheit und Verantwortung gelebt werden. Jeder Missbrauch ist ein individueller schwerer Verstoß gegen die Unantastbarkeit der Menschenwürde – und eine individuelle Straftat.

Wer die wertvollen Hinweise der Sexuallehre der Kirche bekämpft, missversteht oder ablehnt und nicht begreift, dass gerade in der Sexualität eben nicht alles erlaubt sein kann, darf das daraus resultierende Fehlverhalten weniger Einzelner nicht der Kirche insgesamt und allgemein aus anderen Motiven anlasten. Missbrauch und Pädophilie sind insgesamt besorgniserregend wachsende und zunehmende Erscheinungen, die leider überall zu beklagen sind. Sie sind sicher kein Spezifikum der katholischen Kirche. Es kann jetzt nicht um political correctness gehen, sondern ausschließlich um Wahrhaftigkeit.

Es ist für viele betrüblich festzustellen, dass die von einzelnen Straftätern begangenen Missbrauchsdelikte inzwischen verjährt sind und allzu lange verschwiegen wurden. Wegen der Schwere der Schuld und weil die Verletzungen der Seele bei den Opfern keine Verjährungsfrist kennen, ist zu fordern, dass künftig derartige Straftaten keinen Schutz durch Verjährung bekommen. Im Sinne der Opfer ist der Gesetzgeber gefordert, gerade hier langfristige Strafverfolgung zu ermöglichen und entsprechende Regelungen zu treffen.

Martin Lohmann ist Sprecher des
Arbeitskreises Engagierter Katholiken (AEK)
für die CDU


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