Frankfurter Jesuitenpater wirft Papst Benedikt Hetze vor

5. Februar 2010 in Deutschland


Der Jesuitenpater Friedhelm Mennekes startet im Zusammenhang mit den Missbrauchsvorfällen im eigenen Orden schwere Angriffe auf die Kirche und wirft Papst Benedikt Hetze gegen die Gleichstellung homosexueller Lebensgemeinschaften vor


Frankfurt (kath.net)
Der Jesuitenpater Friedhelm Mennekes hat im Zusammenhang mit den Missbrauchsvorfällen bei den Jesuiten schwere Angriffe auf die Kirche gestartet und in einem Interview mit der "Frankfurter Rundschau" von einer "ständigen Tabuisierung der sexuellen Verfehlungen in der Kirche" gesprochen. Wörtlich meint er dann: "Ich kriege das nicht zusammen, wenn ich in der Zeitung über diesen Missbrauchsskandal lesen muss, und ein paar Seiten weiter hetzt der Papst gegen die Gleichstellung homosexueller Lebensgemeinschaften. Diese Fixierung der obersten Hierarchie auf die Frage, wie Menschen ihre Sexualität leben, blockiert letztlich einen offenen und freien Umgang mit den Problemen, die wir in unseren eigenen Reihen genau damit haben. Und letztlich kommt es damit unfreiwillig zu einer unglaublichen Sexualisierung des Alltags, die einem freien, entspannten und wertschätzenden Umgang mit der Sexualität zuwiderläuft. Nicht zuletzt durch die rigide Beichtpraxis früherer Zeiten hat die Kirche ihre Legitimation verspielt, den Menschen in ihr Sexualleben hineinzureden."

Für Mennekes ist klar, dass es mit dem Zölibat als Verpflichtung für alle Priester "so nicht weitergehen kann" . "Eigentlich ist er nur noch in den Ordensgemeinschaften auf freiwilliger Basis möglich. Und in einem zweiten Schritt müssen wir über die Öffnung des Priesteramts für Frauen nachdenken. Sonst fährt das System vor die Wand.", meint der Jesuitenpater.

Der Pater meinte auch, dass es derzeit schwer sei, ein Jesuit zu sein. "Ich hatte schon mit manchen Klöpsen zu tun, aber nie waren sie so dick und nie kamen sie so nah an mich heran. Andererseits finde ich das Verhalten der heute Verantwortlichen vorbildlich. Der Weg der schonungslosen Aufklärung, der klaren Rede ist alternativlos. Wer weiß, was noch alles herauskommt? Aber ich glaube, es gibt bei uns den Mut zu sagen: Okay, dann muss es jetzt raus!"

Nochmals auf den Zölibat angesprochen behauptete Mennekes weiters, dass das System Kirche nicht ausreichend in der Lage sei, beides zusammenzubringen: "eine reife erotische Persönlichkeit und ein reifes "Nein" zu gelebter Sexualität."

Friedhelm Mennekes ist seit 1961 Mitglied des Jesuitenordens und seit 1980 Professor für Praktische Theologie und Religionssoziologie an der Jesuiten-Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt am Main. Mennekes initiierte die Kunst-Station im Frankfurter Hauptbahnhof. 1987 gründete er die Kunst-Station an der Kölner Jesuitenkirche St. Peter, wo er bis 2001 als Pfarrer tätig war.

Kontakt: Deutsche Provinz der Jesuiten, Körperschaft des öffentlichen Rechts Provinzialat, Pater Stefan Dartmann SJ: E-Mail: E-mail [email protected]

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