8. Februar 2010 in Deutschland
In einer Münsterer Pfarrei sollte nach längerer Vakanz ein neuer Pfarrer in sein Amt eingeführt werden, nach einem Mobbing gab es eine Absage - Diözesanbischof Felix Genn spricht jetzt in einem Brief an die Pfarre Klartext
Münster (kath.net)
Eigentlich sollte Detlef Ziegler neuer Pfarrer von Heilig Geist in Hamm-Bockum-Hövel werden. Die Amtseinführung war für vergangenen Sonntag, den 7. Februar, geplant. Kurz zuvor wurde das ganze aber abgesagt. Der offensichtlicher Grund für das Priester-Mobbing dürfte in der Pfarrei selbst zu finden sein. Diözesanbischof Felix Genn ist über die Vorfälle offensichtlich wenig begeistert und spricht in einem offenen Brief jetzt Klartext.
Kath.Net dokumentiert den Brief von Bischof Felix Genn zur Situation im Wortlaut:
Liebe Schwestern und Brüder im Herrn,
nach längerer Vakanz der Pfarrstelle in Hamm-Bockum-Hövel habe ich mich gefreut, Ihrer Pfarrgemeinde am Sonntag, 7. Februar 2010 Herrn Pfarrer Dr. Detlef Ziegler als neuen Pfarrer geben zu können. Ich habe ihn für Ihre Gemeinde ernannt, da ich ihn für einen qualifizierten Pfarrer halte. Er hat sich in der Zeit der Pfarrverwaltung gut eingearbeitet und in meinem Sinne mit dem Team und vielen Gemeindemitgliedern zusammen gearbeitet. Zuverlässig und mit Leidenschaft hat er das Evangelium verkündet und mit Vielen in Ihrer Gemeinde im Leben bezeugt.
Ich habe auch große Hochachtung davor, dass er sich vor seine Vorgänger in der Pfarrverwaltung gestellt hat, als diese erneut öffentlich in ein schlechtes Licht gerückt wurden. Bereits im vergangenen August hatte eine die Emotionen schürende Berichterstattung in der Zeitung zu einer für die damaligen Pfarrer unerträglichen Situation beigetragen. Kein Pfarrer macht alles richtig. Es macht mich aber schon mehr als nachdenklich, wenn Pfarrer in Hamm - wie die Zeitung schreibt - als Priester dargestellt werden, die "Ketzer verfolgen" und "Gemeinden ins Mittelalter" zurückversetzen, und dass die selben Pfarrer an anderer Stelle gelobte und gern gesehene Seelsorger sind.
Leider gibt es in der Gemeinde einige Kräfte, die die Pfarrer in solchen kritischen Situationen wenig stützen. Dies ist in den letzten Tagen wieder geschehen. Ich bedauere diese Entwicklung sehr. Pfarrer Dr. Ziegler hatte im November eine andere ihm angebotene gute Stelle ausgeschlagen, da er lieber Pfarrer in Ihrer Gemeinde werden wollte. Dies hat sich in den vergangen Wochen sehr geändert. Wie berechtigt Pfarrer Zieglers neuer Wunsch ist, die Pfarrstelle jetzt nicht anzutreten, konnten Herr Generalvikar Kleyboldt, Herr Domvikar Köppen und Herr Justitiar Honkomp erleben, als sie in dieser Woche an einer Kirchenvorstandssitzung teilgenommen haben.
Auch das übrige Pastoralteam steht unter einem starken psychischen Druck. Mit den anderen Priestern und Pastoralreferenten werden wir in den nächsten Tagen weitere Gespräche führen. Einige haben bereits deutlich ihren Wunsch nach einer Versetzung geäußert. Als Bischof bin ich nun in der schwierigen Situation, die vielen Gläubigen, die auf einen Pfarrer warten und ihren Glauben mit ihm leben wollen, nicht zu enttäuschen und zugleich keine weiteren Priester und andere Seelsorger mehr in Hamm-Bockum-Hövel aufzureiben.
Ich habe darum Herrn Pfr. Heinrich Innig gebeten, neben seiner Pfarrei Seliger Nikolaus Groß in Werne, die Pfarrverwaltung in der Pfarrei Hl. Geist zu übernehmen. Er wird nicht in Ihrer Gemeinde wohnen und steht für Sie lediglich als Ansprechpartner in allen grundsätzlichen Fragen der Seelsorge zur Verfügung. Für die aktive Seelsorge in Ihrer Pfarrei habe ich einen anderen Priester angesprochen, der mit Ihnen die Gottesdienste feiern wird und für Beerdigungen und die Spendung der Sakramente zur Verfügung steht.
Es ist mir ein großes Anliegen, dass dies in den kommenden Monaten in Ihrer Pfarrgemeinde gewährleistet ist. Alle Glieder der Kirche leben zunächst aus den Sakramenten und dem Gottesdienst. Auch die Trauernden sollen den Trost des Glaubens durch den Beistand der Seelsorger erfahren können und nicht unter der gegenwärtigen Situation in der Pfarrgemeinde zusätzliches Leid erfahren. Ich bin zuversichtlich, diesen Priester in der kommenden Tagen von seinen bisherigen Verpflichtungen in einer anderen Gemeinde entbinden zu können.
Ich wünsche, dass in dieser Zeit alle darüber nachdenken, wie zukünftig Seelsorger vor Ort leben und arbeiten können und Ihre Gemeinde wieder Frieden und Einheit finden kann. Darüber sollten wir miteinander im Gespräch bleiben und füreinander beten.
http://www.bockum-hoevel.de/heiliggeist/index.htm
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