31. März 2010 in Deutschland
Hans-Ludwig Kröber, Deutschlands bekanntester Kriminalpsychiater und "nicht-gottgläubiger Lutheraner", im Cicero-Interview: Die Bischöfe im Vatikan waren die klügste und aufmerksamste Gruppe, vor der ich zum Thema sexueller Missbrauch je gesprochen h
Berlin (kath.net) Zur Entstehung der Pädophilie gibt es unterschiedliche Theorien: In jedem Fall werden Menschen in ihrer Entwicklungsphase zu Pädosexuellen, und nicht erst, nachdem sie lange Zeit auf Sex verzichten mussten. Man wird, nebenbei bemerkt und rein statistisch gesehen, eher vom Küssen schwanger, als vom Zölibat pädophil. Das sagte Hans-Ludwig Kröber, der bekannteste Kriminalpsychiater Deutschlands, in einem Interview mit dem Magazin Cicero. Kröber ist Universitätsprofessor für Forensische Psychiatrie und Direktor des Instituts für Forensische Psychiatrie der Freien Universität Berlin.
Viele Täter würden sich selbst einreden, dass die Kinder das auch wollten und dass es um Liebe gehe. In Wirklichkeit seien die Kinder angeekelt, aber überfordert und zu schwach, sich zu widersetzen. Betroffene sollten zuerst zur Kripo gehen, da diese die meiste Erfahrung mit solchen Fällen habe. Auch, weil damit die Hemmschwelle für Leute steigt, die sich eigentlich nur wichtig machen wollen. Das kommt leider auch oft vor.
Laut Kriminalstatistik gab es Kindesmissbrauch in früheren Jahren ebenso, weshalb Kröber über die momentane Aufregung verwundert ist. Aber heute schaffen es zwei Priester der Regensburger Domspatzen auf die Titelseite, die verstorben sind und davor rechtskräftig abgeurteilt wurden. Lange nach ihrem Tod. Warum? Weil Georg Ratzinger auch bei den Domspatzen war, und man hoffte, man wäre jetzt endlich beim Papst.
Sich selbst bezeichnet Kröber als militanten Lutheraner, allerdings nicht gottgläubig. Zum katholischen Glauben hat er keinen Bezug. Ich habe viele Vergleichsmöglichkeiten mit anderen Institutionen, auch weil ich mich mit anderen Wissenschaftlern und Forschungsgruppen austausche, und die Bischöfe im Vatikan, die sich mit diesem Thema beschäftigten, waren die klügste und aufmerksamste Gruppe, vor der ich zum Thema sexueller Missbrauch jemals gesprochen habe.
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Foto: (c) www.forensik-berlin.de
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