'Ansonsten muss ich dies als Verleumdung betrachten'

14. April 2010 in Deutschland


Kölner Theologe David Berger nimmt zu den schweren Anschuldigungen von Prof. Manfred Hauke Stellung und meint: "Ich habe allerdings einen anderen Begriff von homosexuellem Milieu und in dem bin ich nicht verwurzelt!"


Köln (kath.net)
Der Kölner Theologe David Berger, der diese Woche die Herausgeberschaft der Zeitschrift „Theologisches“ zurückgelegt hat, nahm am Mittwoch in einer Stellungnahme gegenüber kath.net zu den schweren Anschuldigungen des Luganer Theologen Manfred Hauke Stellung. Dieser hatte in seiner Funktion als Sprecher der Fördergemeinschaft von "Theologisches" am Dienstag im Gespräch mit kath.net Berger vorgeworfen, dass dieser mit dem homosexuellen Milieu liebäugelt. Hauke betonte am Dienstag gegenüber kath.net, dass man sich erwarten müsse, dass sich Berger auch in seinem Privatleben um einen „kirchlichen Lebenswandel“ bemühe. Stein des Anstoßes ist unter anderem ein Facebook-Account von Berger.

Der Kölner Theologe meint jetzt dazu: „Was ist ein kirchlicher Lebenswandel? Brevierbeten? Talartragen? Gemeinsames Abendessen mit anderen Klerikerkollegen? Als Laie unterliege ich diesen Vorschriften nicht. Ich bitte Herrn Prof. Hauke doch darum, mir kurz mitzuteilen, wo er einen Anhaltspunkt dafür findet, dass ich gegen die Gebote des Christentums bzw. der katholischen Kirche für Laien in meinem Lebenswandel verstoßen habe? Ansonsten muss ich dies als Verleumdung betrachten“

Berger wirft Hauke dann vor, dass dieser ungeprüft die Einschätzungen einer „rechtsradikalen und verfassungsfeindlichen Seite“ übernehme. Angesprochen auf die Kritik an einem Artikel
über den homosexuellen und pädophilen Dichter Roger Peyrefitte im „Biographisch-Bibliographischen Kirchenlexikon“ meint Berger: „Ich habe etwa 50 BBKL-Artikel zu allen möglichen Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens verfasst, ein Beitrag über den ebenfalls homosexuellen Julien Green in „Theologisches“ von einem anderen Autor stillschweigend gutgeheißen, weil dessen sexuelle Präferenzen dort schamhaft ausgeklammert waren. Im Gespräch hatte ich darauf bestanden, dass das verhalten Peyrefittes, sich in dieser Zeit – als es noch drakonische Strafen für homosexuelle Handlungen gab - zu seiner Homosexualität zu bekennen, natürlich mutig war, ich aber nicht auf diesem einen Adverb in dem Beitrag bestehen würde. Nach dieser Einlassung kam von einem Dogmatikprofessor, in dessen Kölner Wohnung das Gespräch stattfand, der illustre Vorschlag, in den biographisch-bibliographischen Lexikonartikel doch eindeutige Urteile einzubauen. So sollte ich z.B. statt „Lebenspartner“ „Unzuchtspartner“ schreiben!! Ich habe über eine solch unprofessionelle, von dumpfen Vorurteilen geleitete, geradezu lächerliche Herangehensweise, eindeutig mein Missfallen ausgedrückt. Hinzukommt, dass ein solch gehässiges Vorgehen eindeutig gegen die aktuelle Lehre der Kirche (KKK 2358) verstoßen hätte!“

Berger drückte gegenüber kath.net sein Bedauern aus, dass er die umstrittene „Petition Vaticanum II“ unterschrieben hatte. „Ich habe im Gespräch ausdrücklich betont, dass ich die Entscheidung des Papstes einen Holocaustleugner wie Williamson öffentlich zu rehabilitieren, nach wie vor für einen großen Fehler halte, die Wortwahl der Petition jedoch zum Teil unglücklich finde. Hinzu kamen persönliche Rücksichtsnahmen auf Verwandte, die mich zu diesem – aus der Retrospektive heute bedauerten, inkonsequenten - Schritt verleitet haben.“

Zu seinem Auftritt bei Facebook, der von Hauke als ein Indiz gesehen wird, dass Berger eindeutig in einem "homosexuellen Milieu" verwurzelt ist, meint Berger gegenüber kath.net: „Auch hier muss ich wieder fragen: was heißt „Verwurzeltsein im homosexuellen Milieu“? Was ist „homosexuelles Milieu“ überhaupt? Sind das Männer, die im Hochsommer kurze Hosen, ärmellose T-Shirts tragen und einen Labrador-Hund ihr eigen nennen wie Hauke mutmaßt? Sind das Verlinkungen mit Männern, die Sex mit Männern haben? Wenn das so ist, dann bin ich tatsächlich im homosexuellen Milieu verwurzelt. Ich habe allerdings einen anderen Begriff von homosexuellem Milieu und in dem bin ich nicht verwurzelt! Ganz nebenbei: Ist eine die positive Antwort auf eine solche Verlinkungsanfrage nicht eine Erfüllung jenes Respektes, den der KKK 2358 fordert? Wie dem auch sei, Hw. Hauke sollte, wie Msgr. Pytlik zurecht vorgeschlagen hat, einmal seine eigenen Freundes-Verlinkungen sehr genau durchforsten!"

Berger wird dann gegenüber Hauke sehr persönlich: „Lieber Manfred, da wir uns schon lange kennen und uns seit vielen Jahren eine Dutzfreundschaft verbindet, frage ich dich: kannst du dich nicht mehr an die letzte Sitzung der Fördergemeinschaft erinnern, als ich bereits mit Nachdruck meinen Rücktritt angeboten habe, aber von euch mehr oder weniger bekniet wurde, das Amt weiter zu machen? (vgl. die Protokollaufzeichungen) Wenn die Sache mit meinem homosexuellen Verwurzeltsein zu dieser Zeit angeblich schon so klar war, warum dann das? Weitere Einmischungen im vorangegangenen Stil (Vorladungen als Angeklagter, für den im Zweifel zu plädieren sei, wie du schön formuliert hast) sollten unterbleiben … Warum dann diese stillose Vorladung durch Pfarrer Freyaldenhoven? Warum nicht einfach ein klärender Anruf von dir bei mir mit der ganz einfachen Frage: ‚Hältst du dich bezüglich deines Privatlebens an die kirchlichen Vorschriften?‘ Oder noch einfacher die kommentarlose Annahme meiner vielen Rücktrittsangebote (zuletzt im Herbst 2009)? Was hätte wohl „Theologisches“ weniger geschadet? Liege ich völlig falsch mit der Annahme, dass es – angesichts der derzeitigen Lage der katholischen Kirche in der uns die Medien jeden Tag neu das Bild von prügelnden Bischöfen und nach Ministranten grabschenden Priestern vor Augen stellen – die pure Angst war, die dich zu diesem Schritt getrieben hat, die (natürlich von der Sache her völlig unbegründete) Angst selber in Verdacht zu geraten?“

Am Schluss übt Berger Kritik an der Ausführung von Manfred Hauke, in dem dieser am Dienstag meinte: „Wir hätten ihm sonst die Chance gegeben, nach einem Rücktritt diskret von dem Milieu Abstand zu nehmen, von dem sein Auftritt bei Facebook ein trauriges Zeugnis ablegt und sich auf seinen verantwortungsvollen Stand als habilitierter Theologe neu zu besinnen. „ Berger meint dazu: „Dies ist die unglückliche Taktik, die offensichtlich viele Verantwortliche in der katholischen Kirche jahrelang im Hinblick auf den Missbrauch von Kindern angewandt haben. Sie wurde mir bereits mehrmals in anderen Zusammenhängen von Mitgliedern der FG nahegelegt … Ein nicht ganz unbedeutender Unterscheid besteht allerdings: ich habe niemals mir anvertraute Kinder geschlagen und wäre niemals auf die Idee gekommen, mich in irgendeiner Weise Minderjährigen sexuell zu nähern. Böse Zungen würden jetzt vielleicht hinzufügen: „Vielleicht besteht darin ja die unkirchliche Haltung …“

Diskussion im Forum

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Foto: David Berger; (c) David Berger


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