5. Juni 2010 in Aktuelles
Papst ermutigt am Samstag bei Hl. Messe die Christen in Nahost - Am Nachmittag traf Benedikt außerhalb des offiziellen Programms auch mit dem Sufi-Lehrer Scheich Nazim zusammen KathTube-Video: Hl. Messe in voller Länge
Nikosia (kath.net/KNA) Papst Benedikt XVI. hat die Christen im Nahen Osten ermutigt, ungeachtet der schwierigen Situation in ihren Heimatländern zu bleiben. Viele Familien entschieden sich angesichts von Konflikten und Spannungen für eine Auswanderung, sagte der Papst am Samstag in Nikosia. Dies könne auch Seelsorger in die Versuchung führen, ihr Heimatland zu verlassen. Wer jedoch standfest bleibe und weiterhin christliches Zeugnis ablege, sei nicht nur für Christen ein «außerordentliches Zeichen der Hoffnung», sondern für alle Bewohner der Region.
Allein die Präsenz der Christen im Nahen Osten sei Ausdruck für das unerschütterliche Bekenntnis zu Dialog, Versöhnung und «liebender Annahme des Anderen», sagte der Papst bei einer Messe in der Heilig-Kreuz-Kirche von Nikosia. Das Symbol des christlichen Kreuzes bezeichnete Benedikt XVI. als bedeutendstes Zeichen gegen Gewalt und Unterdrückung. Es habe nichts mit dem Aufzwingen eines Glaubens oder einer Philosophie zu tun. Ebenso wenig handele es sich um ein nur «privates Symbol der Verehrung» oder ein Mitgliedszeichen einer gesellschaftlichen Gruppe.
Das Kreuz sei vielmehr das «beredtste Zeugnis der Hoffnung», das es je gegeben habe, sagte der Papst. Eine Welt ohne Kreuz wäre eine Welt ohne Hoffnung, in der Unrecht, Brutalität und Gier ungehindert herrschen und die Armen ausgebeutet würden. Nur das Kreuz könne den «Teufelskreis der Gewalt» beenden. Es stehe für den «Triumph» der Liebe Gottes, der durch seinen rettenden Eingriff die Wirklichkeit des Todes und der Sünde in ihr Gegenteil verkehrt habe.
An der Messe mit dem Papst nahmen rund 300 Priester, Ordensleute und weitere Vertreter der katholischen Gemeinde Zyperns teil. Von den 800.000 Einwohnern der Insel sind rund 25.000 katholisch.
Am Nachmittag traf Benedikt XVI. im Garten der Nuntiatur von Nikosia außerhalb des offiziellen Programms mit dem Sufi-Lehrer Scheich Nazim zusammen. Dessen Sprecher nannte den kurzen Empfang durch den Papst eine «Geste der Warmherzigkeit, Brüderlichkeit und Freundschaft». Er werde seine Wirkung auf den Dialog zwischen Christentum und Islam nicht verfehlen. Politische Themen seien in der Kürze der Zeit nicht angesprochen worden, sagte der Sprecher im Anschluss an die Begegnung der Katholischen Nachrichten-Agentur KNA.
Die zyprischen Katholiken forderte Benedikt XVI. bei einem Treffen auf dem Gelände einer katholischen Schule auf, gegenseitiges Vertrauen zwischen Christen und Nichtchristen zu schaffen. Dieses sei die Grundlage für dauerhaften Frieden und Harmonie zwischen den Anhängern unterschiedlicher Religionen, politischer Regionen und kultureller Hintergründe. Der Papst warb für verstärkte Bemühungen um den interreligiösen Dialog. Nur durch geduldige Arbeit könnten gegenseitiges Vertrauen gewonnen und die Bürden der Geschichte überwunden werden.
In einer Rede vor Diplomaten und staatlichen Autoritäten forderte der Papst zudem am zweiten Tag seiner Zypernreise eine stärkere Ausrichtung der Politik an ethischen Werten. Einzelpersonen, Gemeinschaften und Staaten, die sich nicht von moralischen Wahrheiten leiten ließen, würden egoistisch, skrupellos und machten die Welt gefährlicher. Benedikt XVI. mahnte, sich in der Politik gerade in schwierigen Situationen auch über den eigenen Standpunkt und über Eigeninteressen zu erheben. Dies ermögliche Versöhnung.
Der Papst besucht während seiner dreitägigen Reise ausschließlich den südlichen Teil der seit 1974 geteilten Insel. Der andere Teil, die «Türkische Republik Nordzypern», ist international nicht anerkannt. Es ist die 16. Auslandsreise des Papstes und sein erster Besuch in einem mehrheitlich orthodoxen Land. Höhepunkt der Reise ist am Sonntag eine Messe in Nikosia. Dabei wird das Arbeitspapier für die Bischofssynode für den Nahen Osten vorgestellt, die im Oktober in Rom tagt.
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