in Weltkirche
Die internationale Aids-Konferenz fand nur Scheinlösungen gegen die Seuche Ein Kommentar von Christa Meves
New York (kath.net/idea)
Die internationale Aids-Konferenz vom 25. bis 27. Juni in New York brachte es mit erschreckenden Zahlen auf den Punkt: ”Die Aidsgefahr wurde bisher unterschätzt.” 22 Millionen Menschen sind weltweit an der tödlichen Geschlechtskrankheit gestorben. 36 Millionen, so schätzt man, seien HIV-positiv, d.h. Angesteckte, die ansteckend sind.
Wie kann und will man der Seuche entgegenwirken? Vor allem wird auf die Pharmakonzerne Druck ausgeübt, auch an Menschen in armen Ländern zu verbilligten Preisen Medikamente zu liefern. Diese Präparate können allerdings nicht heilen, sondern lediglich die Lebenszeit der Infizierten verlängern. Darüber hinaus setzt man – wie seit dem Auftauchen der Epidemie in Deutschland – auf Information und Vorbeugung – vor allem durch das Verteilen von Kondomen.
Warum gibt es keine Meldepflicht?Aber trotz dieses Vorgehens gibt es auch für Deutschland bedrückende Fakten: Laut amtlichen Zahlen sind hierzulande bereits 16.000 Aids-Tote – meist junge Männer – zu beklagen. Und angeblich seien darüber hinaus mindestens 18.000 mit dem HIV-Virus infiziert. Diese Zahlenangaben sind wohl niedriger, als es der Wirklichkeit entspricht; denn in Deutschland gibt es keinerlei Meldepflicht für Aids-Fälle an die Gesundheitsämter; manche Aidskranke sterben an Lungenentzündung oder Herzversagen, ohne daß vorher oder nachher die eigentliche Diagnose erhoben worden ist. Über das wahre Ausmaß der Infizierten haben wir trotz unseres differenzierten Gesundheitswesens auch hierzulande keine Angaben – und das alles trotz der vom Familien- und Gesundheitsministerium der CDU-Regierung unter Rita Süssmuth millionenhaft installierten Kampagne zur Aids-Prophylaxe durch Kondombenutzung.
Übervorsicht bei BSE – Lässigkeit bei Aids
Was für ein merkwürdiger Umstand: Da taucht eine Rinderseuche auf, und ihr Erreger wird als Ursache einer extrem seltenen tödlichen Hirnkrankheit beim Menschen erkannt (obgleich nach dem Auftauchen der Epidemie in Deutschland noch kein einziger Fall dieser Art in Erscheinung getreten ist). Mit höchstgradigem Verantwortungsbewußtsein wird rigoros gegen die weitere Verbreitung und die mögliche Übertragung auf die Menschen vorgegangen. Schmerzlich, erschütternd – aber unumgänglich!Warum geht man nicht so rigide und umsichtig gegen Aids vor? Das Kondom war noch niemals ein sicheres Verhütungsmittel, nicht gegen Schwangerschaft und erst recht nicht gegen Aids! Es kann niemals Sex sicher machen, sondern lediglich ein wenig sichereren Sex ermöglichen. Und auch die Beruhigung der Bevölkerung durch die Entwicklung lebensverlängernder Medikamente bedeutet Augenwischerei – wird die Ansteckungsgefahr und damit die Verbreitung der Seuche so doch eher verstärkt statt gemindert.Gelächter über den Aufruf zu Treue und EnthaltsamkeitAuch die Aids-Konferenz erbrachte es nicht, daß die ausgezeichneten Forschungsergebnisse der Seuchenmedizin auf Aids angewandt werden. Der Einwand des Vatikan-Vertreters auf der Konferenz, Enthaltsamkeit und eheliche Treue seien die besten Kampfmittel gegen Aids, erzeugte Gelächter bei den Delegierten. Und nur am Rande gab es so etwas wie ein gelegentliches Kopfnicken bei den Abgesandten aus den USA, wenn Vertreter der Lebensrechtsbewegungen für bessere Kontrolle plädierten. Nein, man kann sicher sein: Kaum ist die Konferenz vorüber, so wird das Aidsproblem abermals in der Kiste der Verdrängung verschwinden. Aids? In Deutschland kein Thema. Nunmehr seit zwei Jahrzehnten schließt man à la Christian Morgenstern stattdessen messerscharf, daß nicht sein kann, was nicht sein darf.
Um die Ursache für Aids herauszufinden, muß man noch einmal in die Zeit des Ausbruchs der Epidemie zurückgehen. Es begann damit, daß immer häufiger Homosexuelle an dem sogenannten Kaposi-Syndrom erkrankten und starben. Das Potential an Infektionskrankheiten, die durch Ansteckung beim Analverkehr entstehen, war unter den männlichen Homosexuellen immer schon hoch – aber dem ließ sich (außer bei Hepatitis C) durch Antibiotika meist erfolgreich gegensteuern.
Erst das Kaposi-Syndrom bot diese Chance nicht und sorgte für Beunruhigung der Betroffenen. Nachdem dann der HIV-Virus am Beginn der 80er Jahre entdeckt worden war, ergab sich nach einem erstem Überblick, daß an Aids zu 85 Prozent homosexuelle Männer, zu zehn Prozent Fixer und zu fünf Prozent Bluter, die mit verseuchtem Blut versorgt worden waren, dahingerafft wurden. Aber auf dem Boden dieser Erkenntnis wurden nicht etwa – wie beim Auftauchen der Tuberkulose oder des Typhus – gesundheitsamtliche Kontrollsysteme eingesetzt.
Stattdessen begann als unangemessene Reaktion ein ideologischer Abwehrfeldzug; denn bei den Liberalisten mußte zu Recht die Befürchtung auftauchen, daß die 1968 breitflächig angelaufene ”Befreiung zur Sexualität” durch die Furcht vor Ansteckung in Zukunft behindert, ja gestoppt werden könnte.
”Befreiung zur Sexualität” bedeutet vor allem die Abkoppelung der Sexualität von der Fortpflanzung und die Propagierung jeglicher Form von abartiger Sexualität, indem man sie mit dem Etikett ”normal” versieht. Die Homosexuellen hatten ohnehin bereits seit 1969 weltweit einen aggressiven Kampf um ihre ”Normalität” und ihre gesellschaftliche Anerkennung begonnen. Besonders die Kinder und Jugendlichen gehörten zur Zielgruppe dieser umfänglichen Liberalisierung. Vor allem sie sollten von Anfang an die Möglichkeit zur schönen, vielfältigen Lust bekommen.Angst vor der GegenbewegungDiese Trends waren durch die 70er Jahre hindurch mit großem Erfolg durchgesetzt worden. In dieser von den Medien einhellig unterstützten Kampagne brach die Nachricht von der neuen tödlichen Geschlechtskrankheit deshalb als ein den Erfolg gefährdendes Ereignis ein. Auf gar keinen Fall durfte die Veränderung in der Einstellung zur Sexualität gestoppt werden!
Denn logischerweise würde – so befürchtete man – eine Gegenbewegung einsetzen, eine größere Vorsicht im Hinblick auf bedenkenlos gelebten Sex. Ja, ein Ruck der Nachdenklichkeit in der Bevölkerung konnte befürchtet werden, ob die veränderte Haltung zur Liberalisierung der Sexualität nicht vielleicht sogar falsch sein könnte. Hatte sich der moderne Mensch auf diesem Sektor vielleicht doch zu viel Freiheit zum ”Genuß ohne Reue” herausgenommen? Deshalb kam es jetzt in Deutschland – von der CDU-Regierung intensiv angekurbelt – zu jeder Menge beschönigender Werbesendungen in den Medien, zu einer millionenhaften Ausschüttung von Aufklärungsschriften für Jugendliche, in denen zur Kondombenutzung animiert und die Gefahr der Ansteckung heruntergespielt wurde – nach dem Motto: Es gibt keine gefährlichen Freunde! Tut (weiter), was euch Spaß macht! Laßt euch durch Aids nicht verunsichern, vor allem ganz besonders nicht, wenn ihr ”andersrum” seid! Mit Kondombenutzung ist das alles okay und weiterhin gänzlich ungefährlich.
Die sogenannte Aidshilfe wurde installiert und fand vielfältigen Eingang in die Schulen. Mit ihrer Hilfe wurde die Homosexualität der Jugendlichen sogar nachdrücklich verstärkt, weil die unwissenschaftliche Fehlvorstellung verbreitet wurde, sie sei angeboren und sei deshalb ein gleichwertiges Schicksal zur Heterosexualität. Deshalb sollte sie ausgelebt, ”geoutet” werden. Auf diese Weise entstand sogar eine weitere Gefahr zur Verbreitung der Seuche, denn manche Jugendliche, die sich lediglich in der entwicklungsbedingten homoerotischen Übergangsphase befinden, wurden auf diese Weise zu dem Irrtum verführt, sie seien homosexuell.
Die Bibel sagt es unverblümt: Hurerei ist ein Greuel
Auf diese Weise wurde die tödliche Gefahr unter den Teppich gekehrt, ja die Erkenntnis der Wahrheit wurde planmäßig und verantwortungslos verhindert. Denn Aids ist ein Menetekel – ein dunkel-drohendes Zeichen an der Wand unseres Zeitgeistes, das uns sagen will, daß man so leichtfertig mit der Großmacht Sexualität eben nicht umgehen darf. Die Bibel sagt uns das übrigens unverblümt: Diese Formen von ”Hurerei” sind Gott ein ”Greuel”, und deshalb sind auf Zeiten, in denen sich das Klima zu allzuviel leichtfertiger Liberalisierung der Sexualität veränderte, immer schon jeweils apokalyptische existenzmindernde Katastrophen gefolgt – mit Not, Elend und Tod. Wir sind auf dem besten Weg dahin, wenn wir nicht zu der Einsicht kommen, daß Großkampagnen der Enthemmung den Gesellschaften langfristig schwere Schäden zufügen.
Die Gruppe der jungen Gesunden, die durch ihren Arbeitseinsatz die Alten und Schwachen mittragen muß, ist in unserem Land ohnehin bereits viel zu schmal geworden. Viel mehr Einbuße an Lebenskraft, viel mehr chronische Langzeitkranke kann sich unsere Gesellschaft gewiß nicht leisten, wenn sie existent bleiben will. Wir müssen in der Tat erkennen, daß wir uns zu viel Freiheit herausgenommen haben, und zu viele Lebenslügen verbreitet worden sind. Ein Neuanfang in später Stunde ist dringend gefragt!
Foto: www.christa-meves.de
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