Das Tragen der Priesterkleidung kann zu unerwarteten Reaktionen führen

10. August 2010 in Deutschland


Priester sollen durch ihre Berufung durch und durch geprägt sein. Das muß auch durch ihre Kleidung zum Ausdruck kommen. Ein Gastkommentar von Dr. Hubert Gindert.


Kaufering (kath.net)
In diesem Sommer war ein groß gewachsener Mann in Priesterkleidung zusammen mit seiner Mutter und seiner Schwester Gast in einer italienischen Eisdiele in München. Nach Zahlung der Rechnung wurde der Priester höflich vom Inhaber der Eisdiele in einen Raum hinter der Theke gebeten und um seinen priesterlichen Segen ersucht. Alle versammelten Familienmitglieder und Bedienungen knieten sich zum Segen nieder und bedankten sich herzlich bei dem Priester für die Segensspendung.

Der gleiche Priester war auch in diesem Sommer zusammen mit seiner Mutter in der Nähe von München in einem rustikalen Restaurant zum Mittagessen. Als er zahlen wollte, sagte ihm der Inhaber des Lokals, es sei ihm eine große Ehre gewesen einen Priester als Gast zu haben und er müsse nichts zahlen.

Die beschriebenen Begebenheiten sind passiert, weil ein Priester sich als solcher zu erkennen gab. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit möchte man meinen. Denn das Kirchenrecht schreibt vor (can.284): „Die Kleriker haben gemäß den von der Bischofskonferenz erlassenen Normen und den rechtmäßigen örtlichen Gewohnheiten eine geziemende kirchliche Kleidung zu tragen.“ Das „Direktorium über Dienst und Leben der Priester Dives Ecclesia“, das von der Kleruskongregation am 31.01.94 erlassen wurde, präzisiert: „Das bedeutet, dass diese Bekleidung, falls sie nicht die Soutane ist, verschieden von der Art der Kleidung der Laien zu sein hat und konform der Würde und Sakralität des Amtes. …

Was sind die Gründe, dass eindeutige Rechtsvorschriften heute vielfach, bis hinein in Ordinariate, nicht beachtet werden? Da ist einmal das Identitätsproblem. Wenn ein Priester das Bewusstsein seiner Bestimmung und Prägung verliert, wird er zum Spielball der Moden und der öffentlichen Meinung. Er wird zu einem Produkt der falsch verstandenen Anpassung: Er dürfe sich nicht aus dem Feld der Gläubigen herausheben, dürfe nicht über den Menschen stehen wollen. Ein Gedanke, der Priestern, die mit ihren Gläubigen Glück und Leid teilen, nicht kommen kann. Dass Priester durch ihre Berufung geprägt werden, haben auch Menschen außerhalb der Kirche klar erkannt. Ignazio Silone, ehemaliger Führer der kommunistischen Jugend Italiens in der Faschistenzeit, schrieb einmal (L'Uscita di Sicurezza):“ Es gibt drei Stände, die von ihrem Beruf geprägt sind und nie davon ganz los kommen: Priester, Berufsoffiziere und Kommunisten“.

Natürlich hat das Nichttragen priesterlicher Kleidung auch mit Angst und Feigheit in der Öffentlichkeit Zeugnis abzulegen und auch mit dem heute weit verbreiteten Ungehorsam zu tun. Dieser Ungehorsam ist eine der Ursachen, warum die Kirche in ihrem äußeren Erscheinungsbild diffus geworden ist und an Schlagkraft und Engagement eingebüßt hat. Die Ganzhingabe an die Aufgabe hat immer die Reform- und Missionsorden der Kirche ausgezeichnet.

Professor Dr. Hubert Gindert ist Initiator und Vorsitzender des
Forums Deutscher Katholiken und Chefredakteur der katholischen Monatszeitschrift Der Fels.


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