Leistet Widerstand gegen den Zeitgeist!

30. August 2010 in Deutschland


In Fulda ging am Sonntag der Kongress "Freude am Glauben" zu Ende – Ein Kath.Net-Bericht von Michael Hesemann.


Fulda (kath.net)
„Geht nicht konform mit dem Geist dieser Zeit! Leistet Widerstand gegen alle Versuche, die Kirche aus dem öffentlichen Leben zu verdrängen und unseren Glauben zu diskreditieren! Schart Euch um den Felsen Petri!“ – mit diesem ebenso kämpferischen wie leidenschaftlichen Appell endete am gestrigen Sonntag in Fulda der Kongress „Freude am Glauben“ des „Forums Deutscher Katholiken“. Er stand in diesem Jahr ganz unter dem Motto „Die Kirche – Dienerin der Wahrheit und Zeichen des Widerspruchs“. Über 1600 Besucher aus dem deutschsprachigen Raum zählten die Veranstalter.

Drei Tage lang hatte man sich mit den jüngsten Angriffen auf die katholische Kirche und ihre Werte auseinandergesetzt, hatte der ebenso präzisen wie erschütternden Lagebeschreibung von Kardinal Meisner applaudiert und sich mit der Bestsellerautorin Gabriele Kuby für die Rettung christlicher Grundwerte wie Familie, Leben und Keuschheit engagiert. So stand am dritten Kongresstag folgerichtig der Aufruf zum Widerstand durch das persönliche Zeugnis im Mittelpunkt. „Prinzipientreue - Kompromissbereitschaft – Widerstand“ lautete das Thema eines hochkarätigen Podiumsgespräches, an dem der CSU-Bundestagsabgeordnete Norbert Geis, Ministerpräsident a.D. Prof. Werner Münch, der Sozialwissenschaftler Prälat Prof. Lothar Roos sowie der Generalanwalt am Europäischen Gerichtshof a.D und ehemalige Vizepräsident des Europaparlaments, Prof. Siegfried Alber, teilnahmen. Es sollte zu einem weiteren Höhepunkt des Kongresses werden.

Münch, ein CDUler der „alten Schule“, der selbst im Amt vor jeder Kabinettssitzung die hl. Messe besuchte, bedauerte die Veränderung dieser ehemals christlichen Volkspartei in den letzten 40 Jahren. Er selbst zog nach 37jähriger Mitgliedschaft die Konsequenz, als er auf die unselige Papstschelte von Bundeskanzlerin Angela Merkel hin seinen Parteiaustritt erklärte. Dass Merkel ausgerechnet auf einer Pressekonferenz im Beisein des kasachischen Diktators Nursultan Nasarbajew von Benedikt XVI. eine Erklärung zum Holocaust einforderte, brachte für ihn „das Fass zum Überlaufen“. Die Bundeskanzlerin habe dabei nicht nur alle Grundregeln der Diplomatie und des persönlichen Anstands ignoriert, sondern offenbar weder die Papstrede in Auschwitz noch seine nur zwei Tage zuvor abgegebene Erklärung zum Holocaust-Gedenktag – sie wurde immerhin im Rahmen einer mittwöchlichen Generalaudienz verlesen - zur Kenntnis genommen.

Am deutlichsten sei der Unterschied zwischen der CDU eines Konrad Adenauers und einer Frau Merkel an ihrer Antwort auf die Frage festzumachen, was sie denn am Sonntag täten. „Den Gottesdienst besuchen“ antwortete noch der Alte aus Rhöndorf, „Ausschlafen und Nachdenken“ die Pastorentochter aus der Uckermark.

„Prinzipien treu kann man nur sein, wenn man noch welche hat“, stellte Prof. Alber fest und bedauerte, wie weit das Christentum, das immerhin die Grundlage unserer Kultur ist, auch in der Legislative verdrängt wird. Eine Mitschuld gibt er der Verwässerung des christlichen Glaubensgutes auch in weiten Kreisen der Kirche: „Es ist mehr Welt in die Kirche geflossen als umgekehrt.“ Satan habe sich einst der römischen Kaiser bedient, um die Christen zu verfolgen, heute habe er sich die Theologieprofessoren geschnappt und sei damit erfolgreicher. Aber nicht Werte ändern sich, sondern die Einstellung der Menschen. Darum bedankte er sich für alle öffentlichen Demonstrationen des Glaubens, als Beispiel nannte er die Lichterprozession am Kongresssamstag, und rief jeden Einzelnen dazu auf, in der Gesellschaft Farbe zu bekennen.

Auch Norbert Geis mahnte Prinzipientreue an und lud engagierte Katholiken zum Eintritt in die Parteien ein; nur so ließe sich mittelfristig etwas verändern. Es helfe nicht, „die Politik“ von außen zu kritisieren; Christen müssten wieder in die Spitzengremien gewählt werden. Prinzipientreue hieße aber auch, seinen Glauben öffentlich zu leben. Dazu gehöre das Tragen der Priesterkleidung auf der Straße ebenso wie das Tischgebet im Restaurant oder der Kirchgang mit den Enkeln, wenn schon die Eltern diesen versäumten.

Vor allem aber dürften Kirchenvertreter nicht immer klein beigeben. Dass die Bischöfe nicht offen gegen Abtreibungen oder die unselige Homo-Ehe aufträten, dass eine Frau Käßmann die Pille als Gottesgeschenk bezeichnen durfte, ohne daraufhin Kanzelverbot zu bekommen und dass sich seine Amtsbrüder nicht geschlossen hinter Bischof Walter Mixa gestellt hätten, als ihm der eiskalte Wind einer medialen Verleumdungskampagne entgegenwehte, seien besorgniserregende Symptome klerikaler Feigheit. Gerade während des Missbrauchsskandals hätten sich auch die Gläubigen um ihre Priester scharen müssen, statt sie misstrauisch zu beäugen und sich beschämt zu verstecken.

So fand Moderator Dr. Andreas Püttmann keinen Widerspruch, als er nach dem Podiumsgespräch die Resolution „Gebt Zeugnis für Christus und Seine Kirche!“ präsentierte. Sie wurde bei zwei Enthaltungen einstimmig angenommen.

„Wir in Fulda zum Kongress ‚Freude am Glauben‘ versammelte Katholiken rufen angesichts des dramatischen Verfalls katholischen Glaubens, kirchlichen Lebens und christlicher Leitkultur in Deutschland alle Gläubigen auf, die Zeichen der Zeit zu erkennen, ihre Herausforderung anzunehmen und ihre Bereitschaft und Fähigkeit zum christlichen Zeugnis zu erneuern.“ Monatelange Kampagnen gegen Papst und Klerus, ein militanter, missionarischer „neuer Atheismus“ und die Beschneidung der Religionsfreiheit von Christen „ermahnen uns, den Anfängen zu wehren, unsere Kirche entschieden zu verteidigen und dabei auch soziale Blessuren nicht zu scheuen“.

Dabei zitierte die Erklärung das „Stuttgarter Schuldbekenntnis“ der evangelischen Christen aus dem Jahre 1945, das ebenso gut in unsere Zeit passt, in der die Kirche nicht weniger, wenn auch subtiler bedrängt wird: „Wir klagen uns an, dass wir nicht mutiger bekannt, nicht treuer gebetet, nicht fröhlicher geglaubt und nicht brennender geliebt haben.“ Kath.Net dokumentiert die Resolution im Wortlaut.

Ein feierliches Pontifikalhochamt im Fuldaer Dom, zelebriert von Zenon Kardinal Krocholewski aus Rom, dem Präfekten der Kongregation für Katholische Erziehung, schloss die ereignisreichen Kongresstage harmonisch ab. Das Wirken des hl. Bonifatius, des „Apostels der Deutschen“, der in Fulda begraben liegt, mag auch den einen oder anderen Kongressteilnehmer inspiriert haben; seine Bereitschaft zum Martyrium, und sei es nur in Form medialer Verhöhnung, ist jedenfalls unbedingter Bestandteil der Christusnachfolge.


© 2010 www.kath.net