Gleichsetzung von 'christlich’ und 'konservativ’ trifft nicht zu

27. September 2010 in Deutschland


Erzbischof Zollitsch auf Kongress der CDU/CSU-Bundestagsfraktion: Eine auf dem christlichen Menschenbild basierende Politik lasse sich nicht verengen in konservative, liberale und soziale Ausrichtungen


Berlin (kath.net/dbk.de/red)
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, hat das Bekenntnis der Unionsparteien zum christlichen Menschen­bild und der Verantwortung vor Gott gewürdigt. Was im aktuellen Grundsatz­programm von CDU und CSU festgelegt sei, stelle sich in einer säkularisierten und pluralisierten Gesellschaft nicht als selbstverständlich dar. „Das grund­sätzliche Bekenntnis bedarf aber immer wieder der Konkretisierung und vor allem der politischen Umsetzung, um kein Lippenbekenntnis zu bleiben oder nur als Gegenstand von Sonntagsreden zu dienen“, sagte Zollitsch auf einem Kongress der CDU/CSU-Bundestagsfraktion in Berlin. Er steht unter dem Leitwort „Das ‚C’ ist für uns Programm – Politik auf der Grundlage des christlichen Menschenbildes“.

Erzbischof Zollitsch forderte zu einer differenzierten Debatte um das christli­che Profil der Partei auf. „Gerade in der derzeitigen Diskussion, die Union vernachlässige ihren konservativen Flügel, wird dies oft mit einer mangelnden Berücksichtigung des Christlichen innerhalb der CDU in Verbindung gebracht. Wer so argumentiert, verkennt jedoch, dass die Gleichsetzung von ‚christlich’ und ‚konservativ’ keinesfalls zutrifft.“ Es werde den christlichen Wurzeln der Union nicht gerecht, wenn man sie lediglich als soziales Korrektiv zu einer wirtschaftsliberalen Position verstehen würde. „Das Christliche ist vielmehr ein Rahmen, ja ein Nährboden, der die Grundlage für alle Geistströmungen in der CDU darstellt. Es hat eine integrierende Funktion. Die aus dem christli­chen Menschenbild abgeleiteten Politikvorstellungen integrieren sowohl die konservativen als auch die liberalen und sozialen Ideen“, sagte Zollitsch. Eine auf dem christlichen Menschenbild basierende Politik lasse sich nicht verengen in konservative, liberale und soziale Ausrichtungen: „Sie umfasst vielmehr all dies, weil sie sich an Jesus Christus orientiert, der kein rückwärtsgewandter Sozialromantiker war, sondern mit allen damit verbundenen Konsequenzen den Menschen in den Mittelpunkt gestellt hat.“

Erzbischof Zollitsch erinnerte in seinen Ausführungen an das Wort der deut­schen Bischöfe vor genau 20 Jahren: Am 27. September 1990 veröffentlichte die Bischofskonferenz den programmatischen Auftrag „Christliche Verant­wortung in veränderter Welt“, in dem sie den Willen zur Mitverantwortung in Staat und Ge­sellschaft der katholischen Kirche von Ost und West unterstrich. Zollitsch betonte in Berlin: „Eine Politik, die auf einem christlichen Menschenverständnis gründet, ist keine Klientelpoli­tik für die Christen in unserem Land. Vielmehr profitieren alle Menschen davon, wenn aus dieser Geisteshaltung heraus Politik betrieben wird.“ So sei er dankbar für das ‚C’ im Partein­namen von CDU und CSU: „Es ermöglicht und bestärkt uns, Sie an den Anspruch zu erin­nern, den Sie sich selbst gegeben haben.“


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