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Gattin des Ex-Kanzlers war evangelisch, ging aber zur katholischen Messe
Ludwigshafen/Speyer(kath.net/idea)
An der Trauerfeier für Hannelore Kohl, die der evangelischen Kirche angehörte, sind protestantische Geistliche nicht beteiligt. Auf Wunsch der Familie findet am 11. Juli ein Trauergottesdienst im Dom zu Speyer statt, den der katholische Monsignore Erich Ramstetter leiten wird. Der ehemalige Stadtdekan in Ludwigshafen ist eng mit der Familie Kohl befreundet. Die Gattin des Ex-Kanzlers hatte sich am 5. Juli nach jahrelangem Leiden unter einer Lichtallergie das Leben genommen. ”Frau Kohl hat ihre Ehe auf sehr traditionelle Weise so geführt, daß sie in allen wichtigen Dingen ihrem Mann folgte”, sagte Michael Gärtner, evangelischer Dekan in Ludwigshafen, auf idea-Anfrage.
Als er noch Gemeindepfarrer in Oggersheim gewesen sei, habe er 1990 die Kanzlergattin einmal besucht. Im Gespräch sei deutlich geworden, daß Hannelore Kohl ihr Leben auf die Konfession ihres Mannes ausgerichtet habe. Helmut Kohl ist praktizierender Katholik.
Die beiden Söhne wurden katholisch getauft. Die Regelung, daß auf Wunsch der Familie ein Kirchenmitglied durch eine andere Konfession kirchlich bestattet werde, sei in Ludwigshafen gängige Praxis. ”Ich habe auch schon Katholiken beerdigt”, sagte Gärtner. Im Blick auf die Hinterbliebenen sei diese Praxis seelsorgerlich geboten. Nach Angaben der Pressesprecherin der Evangelischen Kirche der Pfalz, Marita Rödszus-Hecker (Speyer), wird Oberkirchenrat Klaus Bümlein als Stellvertreter von Kirchenpräsident Eberhard Cherdron, der sich zur Zeit im Ausland aufhalte, die Trauerfeier besuchen.
Der katholische Domdekan von Speyer, Hugo Büchler, sagte gegenüber idea, Hannelore Kohl habe häufig ihren Mann zu Meßfeiern begleitet. Der ehemalige Kanzler habe immer wieder unangekündigt Gottesdienste besucht. Seine Frau habe respektiert, daß die katholische Kirche Protestanten nicht zum hl. Kommunion zulasse. Deshalb sei sie nie zur Kommunion gegangen. Daß es am Mittwoch im katholischen Dom ein Requiem für eine Protestantin gibt, hält auch der Dekan für außergewöhnlich. Keineswegs eine Ausnahme ist es nach seinen Angaben, daß jemand, der Suizid begangen hat, eine kirchliche Bestattung erhält. Früher hieß es zwar im katholischen Kirchenrecht: ”Wer gegen sich selbst Hand anlegt, worauf der Tod folgt, – und zwar aus freiem Willen – beraubt sich des kirchlichen Begräbnisses”.
Diese Regelung sei aber 1983 gestrichen worden. ”Man hat gespürt, daß diese Sanktion nicht der richtige Weg ist”, sagte Büchler. In evangelischen Kirchen ging man bereits Anfang des 20. Jahrhunderts dazu über, Selbstmördern nicht mehr die Bestattung zu verweigern. An der Trauerfeier für Hannelore Kohl können im Dom schätzungsweise 1.200 Menschen teilnehmen. Eine Übertragung des Gottesdienstes wird es laut Büchler nicht geben.
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