Ein absurdes Theater

in Österreich


Ein Kommentar zu den "Priesterinnenweihen" Von Stephan Baier/DIE TAGESPOST


Es war wie im Theater: Nur die Requisiten sehen aus als seien sie echt,alles andere ist Bühne und Spiel, Komödie oder Tragödie. Die vieldiskutierte"Priesterinnenweihe", die am Samstag im Rahmen einer Donauschifffahrtvollzogen wurde, ist ein Schauspiel der besonderen Art, komisch und tragischzugleich. Zuerst das Komische bis Komödiantische: Ein obskurer, entlaufenerargentinischer Priester, der sich von nicht weniger obskuren Herren gleichzweimal - zuerst in München, dann in Buenos Aires - zum "Bischof" weihenließ, nebenbei eine Naturreligion führt und als Diözesangebiet Deutschland,die Schweiz, Argentinien und Brasilien beansprucht, weiht in einemoberösterreichischen Privathaus einen ebenfalls entlaufenen, laisiertenBenediktiner-Pater zum "Bischof". Beide legen sich katholischeBischofsgewänder zu, und dann anschließend in Alben gehüllten Damen dieHände auf. Das alles ab Passau auf einem Schiff, und mit peruanischenKlängen zum pseudo-sakralen Vorgang.

Komisch auch: Das ganze Spektakel wird unter strengster Geheimhaltunggeplant. Zunächst soll die "Bischofsweihe" geheim bleiben, doch Teilnehmerplaudern aus, und alles kommt ans Licht. Neo-"Priesterin" ChristineMayr-Lumetzberger leugnet zunächst, gibt schließlich alles zu. Dann soll dieIdentität des Spenders der "Bischofsweihe" geheim bleiben, doch auch der istbald enttarnt und als skurriler Sektierer entlarvt. Neo-"Priesterin" GiselaForster leugnet zunächst, bestätigt dann die Identität von Romuló Braschi.Geheim bleiben sollte auch der Ort der "Priesterinnen"-Weihe. In derEinladung war nur davon die Rede, dass München der nächstgelegene Flughafensei. Doch auch dieses Detail sickert durch. Geheimnisvoll wollten sich dieangeblich "berufenen" Frauen geben, doch die Vorstellung, die sie gaben, warlächerlich.

Nein, mit der Wahrheit, mit der Aufrichtigkeit und dementsprechend mit derkritischen Öffentlichkeit haben es diese Damen und Herren nicht: Feinsortiert wurden die Teilnehmer(innen) des Spektakels, die für 100 Euro dasTheater auf dem Schiff miterleben durften. Die Art der Geheimhaltung, desVertuschens und Verleugnens alleine zeigt schon einen Mangel anKatholizität. Sekten haben immer etwas zu verstecken; die katholische Kirchefeiert alle ihre Sakramente öffentlich. Jeder, selbst jeder ungetaufteInteressierte, kann jede katholische Sakramentenspendung live miterleben,kann sich im Buchladen die Standardwerke der katholischen Lehre und Ordnung(den Katechismus etwa) besorgen und im "Annuario Pontificio" (dem "who iswho" der Weltkirche) jeden Bischof samt Lebenslauf und Telefonnummernachschlagen. Anders bei den Neo-"Priesterinnen" - oder sollten wir besserNeo-Sekten-Priesterinnen sagen: Nichts als Versteckspiel undGeheimniskrämerei!

Damit sind wir schon beim tragischen Teil des wenig begeisternden Theaters:Tragisch sind fürwahr die Biografien der handelnden Personen. Wohin man auchblickt, sieht man gescheiterte Ehen und gescheiterte Berufungsgeschichten:laisierte Priester, ehemalige Ordensleute, eine geschiedene und mit einemEx-Pater in Zweitehe verbundene Frau. Wäre das schon der Tragödie genug, sonimmt das Drama nur deshalb seinen Lauf, weil die allzu offensichtlichenBrüche im eigenen Leben hier keine Chance bekamen, zu heilen. Statt dieSchuld bei sich zu suchen, um sie auch aufarbeiten zu können, zeigen allemit dem drohenden Finger auf die Kirche. All die aufgestauten Emotionenrichten sich gegen die altehrwürdige Institution, an deren Regeln(Ordensregeln, Ehegeboten) man gescheitert ist. Groß wie das eigeneLebensdrama, gewaltig wie der Schmerz und die Wut darüber muss auch derGegner sein - und das Tabu, das zu brechen man sich anschickt. Der Überdruckan Emotion entlädt sich in einem gewaltigen Drama, im Umsturz allerOrdnung - in der lange geplanten Frauen-"Priesterweihe".

Das Publikum in den Medien, und auch innerhalb des kirchlichen Apparates,hatte auf einen solchen Paukenschlag gewartet. Viele, auch viele ausKirchensteuermitteln Bezahlte, waren schon vor Beginn des Stücks zudonnerndem Applaus bereit. Doch noch bevor der Vorhang sich richtig öffnete,noch bevor die Schauspieler auf der Bühne ihre Plätze gefunden hatten, wurdeoffenkundig, wie seicht, wie unzulänglich dieses Spiel ist. Wo "katholisch"drauf stand, war nur Sekte drin, und was als "Priesterinnenweihe" angekündigwurde, entpuppte sich als Sektenspektakel. Ein Trauerspiel mit einigenkomödiantischen Aspekten eben. Der Vorhang ist gefallen. Der Beifall warendenwollend.

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