Katholischer und evangelischer Frauenverband in Deutschland gegen PID

17. November 2010 in Deutschland


Auch der Augsburger Weihbischof Losinger warnt im ZDF vor der Zulassung der Präimplantationsdiagnostik - CDU-Parteitag votiert knapp für Verbot - Lohmann: 'Dankbarkeit und Sorge gleichermaßen'


Augsburg (kath.net/idea/pba) Gegen eine Zulassung der Präimplantationsdiagnostik (PID) haben sich die katholischen und evangelischen Frauenverbände in Deutschland gewandt. Bei der PID werden künstlich befruchtete Eizellen auf genetische Defekte untersucht, bevor sie einer Frau eingepflanzt werden. Als defekt angesehene Embryonen werden getötet.

Die PID „unterzieht menschliches Leben einer Qualitätskontrolle und unterscheidet damit letztendlich zwischen lebenswertem und nicht lebenswertem Leben“, heißt es in einer gemeinsamen Stellungnahme der Evangelischen Frauen in Deutschland (Hannover) und der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (Düsseldorf).

Damit verstoße die PID sowohl gegen das Grundgesetz als auch gegen die Menschenrechtskonvention der Vereinten Nationen. Es gebe kein Recht und auch keine Garantie auf ein gesundes Kind oder auch die Pflicht dazu.

Außerdem bestehe bei der Zulassung der PID die Gefahr, dass Eltern von Kindern mit Behinderungen und Behinderte noch mehr an den gesellschaftlichen Rand gedrängt würden.

Die beiden Frauenverbände vertreten damit eine andere Position als der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Präses Nikolaus Schneider (Düsseldorf). Er hatte sich dafür ausgesprochen, die PID unter eng gefassten Bedingungen zuzulassen. Die Tests sollten nach seiner Meinung nur dann erlaubt sein, wenn die Eltern die Anlage zu schwersten Erbkrankheiten in sich tragen und sie fürchten, dass diese auch auf das Kind übertragen werden.

Zum Verband Evangelische Frauen in Deutschland gehören 40 Organisationen mit zusammen rund drei Millionen Mitgliedern. Die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands ist mit rund 600.000 Mitgliedern der größte katholische Verband in Deutschland.

Augsburger Weihbischof Losinger warnt vor Zulassung

Auch der Augsburger Weihbischof Anton Losinger hat am Dienstag in einem Gespräch mit dem ZDF-Morgenmagazin vor der Zulassung der Präimplantationsdiagnostik (PID) gewarnt. Weihbischof Losinger sagte: „Die Frage des Umgangs mit dem embryonalen Menschen ist eine Frage des christlichen Menschenbildes, der Menschenwürde und des Lebensrechtes. Deswegen sind wir immer konsequent für ein Verbot der Präimplantationsdiagnostik (PID) eingetreten“.

Die Konsequenzen der Zulassung der PID seien nicht abzusehen, warnte Weihbischof Losinger. Das betreffe auch die Lockerung der bisherigen Praxis im Blick auf einige Einzelfälle. „Es geht um die Frage des Lebensrechtes eines menschlichen Embryos“, verdeutlichte Weihbischof Losinger die Haltung der katholischen Kirche.

Es dürfe zudem nicht sein, dass ein Menschenbild – auch von behinderten Menschen – generiert werde, dass äußerst problematisch für den Zusammenhalt unserer Gesellschaft wäre. Das vollständige Gespräch ist in der ZDF Mediathek abrufbar.

CDU votiert knapp für Verbot

Der CDU-Parteitag in Karlsruhe hat sich in einem knappen Votum für ein Verbot der PID ausgesprochen, wie Focus berichtet. Die Entscheidung des Parteitages sei aber für die Bundestagsabgeordneten nicht bindend, sagte Unions-Bundestagsfraktionschef Volker Kauder.

Martin Lohmann, Sprecher des Arbeitskreises Engagierter Katholiken (AEK) in der CDU, sagt in einer Aussendung zu den Ergebnissen des Bundesparteitags in Karlsruhe: „Der Karlsruher Bundesparteitag der CDU ist Grund zur Dankbarkeit und Sorge gleichermaßen.

Die Parteivorsitzende hat mit einer überraschenden und bemerkenswerten Rede gezeigt, wie aufmerksam sie bei den Regionalkonferenzen zugehört und dass sie inzwischen kritische Stimmen, die sich um die Substanz unserer Partei sorgen, ernster nimmt.

Viele in der Partei haben verstanden, dass die Debatte um den Kurs der Union eine existentielle Zukunftsfrage auch für die Mandatsträger geworden ist.

Die Rückbesinnung auf das von Angela Merkel jetzt erstaunlich ausdrücklich betonte christliche Menschenbild mit allen Konsequenzen ist ein notwendiger wichtiger Schritt zur Wiedererlangung der Glaubwürdigkeit einer Partei, für die es keinen Ersatz gibt und die einen besonderen Auftrag zu erfüllen hat.

Zu begrüßen ist sicher, dass sich der Parteitag nach einer insgesamt sehr niveauvollen für ein Verbot der Präimplantationsdiagnostik (PID) ausgesprochen hat.

Die dafür gefundene knappe Mehrheit ist allerdings höchst besorgniserregend. Wichtige Vertreter der CDU-Spitze scheinen in grundsätzlichen Fragen christlicher Verantwortung wenig orientierungssicher zu sein. Es bleibt erschreckend, wie rasch sie die Beschlüsse aus dem vor nur drei Jahren beschlossenen Grundsatzprogramm der Partei zur Makulatur machen und das damals beschlossene Verbot der PID wieder in Frage stellen. Hier grassiert offenbar ein relativistisches, schnelles Verfallsdatum für Grundsätze und Überzeugungen innerhalb der
Union.

Die hauchdünne Mehrheit schon allein in der CDU für ein Verbot der PID und damit für ein Verbot der Selektion menschlichen Lebens lässt Schlimmes befürchten, wenn es im Bundestag zur Entscheidung kommen wird. Mit einem überzeugenderen Votum hätte die Union einen gewichtigen Dienst für das Lebensrecht und die Unantastbarkeit der von Anfang bis Ende gegebenen Menschenwürde leisten können. Diese Chance wurde leider vertan.

Nun bleibt zu hoffen, dass das Lebensrecht nicht irgendwann zur völligen Makulatur wird – in einer C-Partei, in der Halbwertzeiten für Grundsätze offensichtlich sehr gering geworden sind.“


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