30. November 2010 in Österreich
Am Sonntag Abend diskutierten im ORF zwei Homosexuelle und zwei Berufskatholiken über das Papstbuch. Mit dabei war Toni Faber, der zum verbalen Tiefschlag gegen Gerhard Maria Wagner ausholte, und Rudolf Gehring von der CPÖ (Christlichen Partei Österr
Wien (kath.net/rn/pl)
Schein und Sein in der katholischen Kirche. So nannte sich eine Diskussionssendung am vergangenen Sonntag am Abend im ORF. Inhaltlich sollte es ursprünglich um das Papstbuch an sich gehen. Dann stellte sich heraus, dass die Programmmacher vor allem die Kondom-Frage und das Thema der kirchlichen Sexualmoral thematisieren wollten, ein Grund, warum unter anderem mehrere katholische Bischöfe mit gutem Grund eine Teilnahme an der Diskussion verweigerten.
Eingeladen wurden vom ORF primär Personen, die entweder die Lehre der katholischen Kirche zu dem Thema seit Jahren ignorieren, wie die bekennenden Homosexuellen David Berger und Gary Keszler, oder mehr oder weniger relativieren, wie der Religionspädagoge Anton Bucher und Luitgard Derschmidt (Präsidentin Katholische Aktion Österreich)
Die rühmliche Ausnahmeerscheinung an der sonst sehr schwachen Diskussionsrunde war Rudolf Gehring von der CPÖ (Christlichen Partei Österreichs), der als einziger klar und überzeugend die Kirche verteidigte.
Gleich zu Beginn stellte Rudolf Gehring dar, dass er bei der Diskussion nicht die Genderausdrücke verwenden werde. Er sei sehr froh, dass das Thema diskutiert werde. Es gehe für ihn um nicht um die Kondome, sondern um die Werte, die dahinter stünden und um den Lebensstil. Ich bin dem Papst dankbar, dass er hier Vorgaben macht.
Auch der Salzburger Religionspädagoge Anton Bucher lässt wenig gute Worte über die Sexualmoral der Kirche kommen und bedauert, dass der Papst nach wie vor positiv über Humanae vitae denke.
Dann wird Toni Faber auf sein Kurier-Interview angesprochen, in dem er lt. Kurier gemeint hatte, dass der Zölibat ein Auslaufmodell sei. Jetzt meint Faber, dass dies damals verkürzt worden sei und für ihn persönlich der Zölibat nicht ein Auslaufmodell sei, sondern ein ergänzungsbedürftiges Modell. Ich glaube nicht, dass wir gegen eine säkularisierte Interviewgemeinschaft klar machen können, warum wir den Zölibat leben und warum der Zölibat auch weiterhin Lebensmodell sein kann. Da braucht es ein gläubiges Grundgefüge, dass man dieses Zeichen überhaupt lesen kann. Luitgard Derschmidt, die Präsidentin der Katholischen Aktion Österreich, möchte den Pflichtzölibat aufheben.
An der Diskussion nahm auch David Berger teil, der sich als homosexuell bekennt und derzeit übrigens noch immer als katholischer Religionslehrer im Erzbistum Köln unterrichten darf. Bei der Sendung macht er jetzt P.R. in eigener Sache, um seine wirren Thesen zu verbreiteen, die vor allem einem dienen sollen: Sein homosexuelles Leben zu rechtfertigen. Berger mockiert sich in der Diskussionsrunde über die vom Papst geforderte Ehrlichkeit im Zusammenhang mit dem Zölibat. Für den Theologen ist es moralisch einwandfrei, wenn sich ein Priester in einen anderen Priester oder in einen anderen Mann oder eine andere Frau verliebt
Kontra gab es für diese Behauptungen von Rudolf Gehring: Sie können hier nicht einen Lebensstil propagieren, von dem Sie ganz genau wissen, dass dieser der Bibel, dem Neuen Testament, eindeutig widerspricht. Als Theologe wissen Sie das. Gehring bezeichnete Berger dann als Kondom-Vertreter und sprach von einer Kondom-Lüge: Sind Sie Ihrer Verantwortung bewusst, wenn Sie jemanden ein Kondom empfehlen, das eigentlich gar nicht den Schutz bringt, der erwartet wird?
Berger versteigt sich dann sogar zur Behauptung: Was wäre die katholische Kirche ohne die Homosexuellen, die die Kunst bereichert haben, die die Liturgie mitgestaltet haben, die sich um die tollen Gewänder gekümmert haben. Er stellte sogar den (ebenfalls unbewiesenen) Vorwurf in den Raum, dass die schlimmste Homophobie von denjenigen ausgehe, die selber homophil veranlagt seien.
Religionspädagoge Anton Bucher verteidigt dann die Homo-Ideologie und behauptet, dass Homosexualität nicht bewusst eine Sünde sei und es diese Veranlagung eben gäbe. Der Katechismus der Kirche spreche übrigens nicht von Veranlagung, sondern von Tendenzen.
Schließlich meint Toni Faber in der Diskussion dann, dass im Katechismus jede Form von Diskriminierung von Homosexuellen gebrandmarkt werde. Dass andere Stellen auch dabei stehen, mit denen sich homosexuell empfindenden Menschen schwer tun, sehe ich sehr wohl. Aber da ist Bewegung drin.
Bizarr wird es dann, als sich David Berger erneut darüber mokiert, der Vatikan habe auch klargestellt, dass homosexuell veranlagte Menschen keine Priester werden könnten. Dies sei für ihn Diskriminierung und widerspreche den Vorgaben des Katechismus.
Auch hier gab es schließlich Kontra von Rudolf Gehring, der darauf verwies, dass es die höchste Kindesmissbrauchsrate unter den Gleichgeschlechtlichen gebe. Diese Aussage führte zu einer wütenden Reaktion von Luitgard Derschmidt, der Präsidentin der Katholischen Aktion Österreichs, die sich dagegen wehren wollte, dass Homosexualität und Pädophilie identisch sei. Zum Verweis von Gehring auf entsprechende Statistiken, die hier Zusammenhänge herstellten, meinte Derschmidt: Nein, Nein, das ist keine Statistik. Das ist de facto so.
Gehring fragte schließlich nach, warum Derschmidt denn dies leugnen wolle und bekam als Antwort. Ich leugne nicht. Ich will nur, dass die Wahrheit auf den Tisch kommt. Dann meint Derschmidt wörtlich: .. und das steht ja auch im Papst-Buch drinnen, dass man die gesamtmenschliche Komponente der Sexualität wahrnimmt. Und diese gesamtmenschliche Komponente bei Sexualität wird sowohl bei Frauen als auch bei Männern wahrgenommen, genauso wie bei Homosexuellen und bei Heterosexuellen.
In der Diskussion gehen dann die Berger-Verwirrungen weiter. So meinte er, dass die Kirche eine Wagenburgmentalität entwickele und Journalisten rausgeworfen würden, weil sie leise Papstkritik übten. Auch hier erbringt Berger keine Nachweise.
Auf diese Behauptung von Berger kommt dann eine merkwürdige Replik vom Wiener Dompfarrer Toni Faber mit eine verbalen Tiefschlag auf den Windischgarstner Pfarrer Gerhard Maria Wagner: Aber ich glaub', für Österreich müssen wir klar sehen, dass dieser Kurs des Antimodernismus nicht gefahren wird, sondern ein Gerhard Maria Wagner, ein Priester, der sich in verschiedensten Positionen disqualifiziert hat, wird zwar ernannt, wird dann aber nicht geweiht, wird zurückgenommen! Ist das nicht ein Zeichen dafür, dass es ganz anders geht? Ein Kardinal Schönborn sagt sehr klar, wenn von Rom hier langsame Schritte, zögerliche Schritte kommen, wir müssen hier im Dom einen Gottesdienst feiern mit der Kirche, "Wir sind Kirche", wir machen hier einen Opfergottesdienst, der, glaube ich, klar alles das benennt, was in der Luft gelegen hat, und das sind wichtige Schritte, die nicht antimodern beschrieben werden können, sondern wirklich zeitgemäß jetzt den ersten Schritt machen, und weitere folgen müssen, wir sind noch lange nicht am Plafond!"
Am Ende der Sendungen durften nochmals Anton Bucher und Luitgard Derschmidt ihre Privatmeinungen vorbringen und wieder das Papstbuch kritisieren. So meinte Derschmidt: Es gibt die Amtsträger in der Kirche und es gibt die Kirche Jesu Christi, wo alle dazugehören. Und es gibt seit dem 2. Vatikanum auch sehr stark die Laien und da gibt es das allgemeine Priestertum. Da steht kein Wort in diesem Buch. Anton Bucher schließlich outet sich der Gesprächsrunde als ein Unterstützer des Kirchenvolksbegehrens und stellte sich mit der Forderung nach der Frauenweihe am Ende der Sendung (wieder einmal) gegen die Kirche.
Redaktionelles Fazit aus der Sendung: Wer es nicht gesehen hat, hat nicht viel verpasst. Die Sendung bestätigt ein Zitat aus dem Papstbuch: Das sind alles Phänomene, die man nur mit Trauer beobachten kann. Dass es sozusagen Berufskatholiken gibt, die von ihrer katholischen Konfession leben, aber in denen die Quelle des Glaubens offenbar nur noch ganz leise, in einzelnen Tropfen wirksam wird.
kathTube: Pfarrer Wagner über Toleranz
Foto: (c) ORF.at
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