Legionäre Christi distanzieren sich von Ordensgründer P. Maciel

14. Dezember 2010 in Aktuelles


Grabstätte Maciels in mexikanischer Stadt Cotija de la Paz soll nur noch "wie jedes christliche Grab als Ort des Gebets für ewiges Heil der Verstorbenen" gelten


Rom (kath.net/KAP) Die Ordensgemeinschaft der "Legionäre Christi" hat sich von einer Verehrung ihres Gründers, Marcial Maciel Degollado (1920-2008), distanziert. Wie der Sprecher der Kongregation, P. Andreas Schöggl, am Dienstag in Rom mitteilte, sind alle Portraits von Maciel mittlerweile aus den Eingangshallen der Niederlassungen entfernt worden. Der derzeitige Generalobere des Ordens, P. Alvaro Corcuera Martinez del Rio, hatte am Wochenende Richtlinien für das Andenken Maciels veröffentlicht, der Vater von drei Kindern war und Seminaristen sexuell missbraucht haben soll. Demnach sind Fotografien des Ordensgründers in den Niederlassungen der "Legionäre Christi" nicht mehr erlaubt.

Man habe schon vor Monaten mit dem Abhängen der Bilder begonnen, sagte Schöggl. Maciels Verehrung durch die Legionäre Christi trug bisweilen Züge eines Personenkultes. Auch Schriften von Maciel dürfen in den Niederlassungen der Kongregation nicht länger verkauft werden. Weiters sind Geburtstag, Taufe, Namenstag und Priesterweihe Maciels keine Festtage mehr.

In Veröffentlichungen des Ordens darf von Maciel nur noch als "Pater Maciel" oder als "Gründer der Legionäre Christi und des Regnum Christi" ohne jede besondere Ehrerbietung gesprochen werden. Die Grabstätte Maciels in der Krypta der Kapelle des Centro Cultural Interamericano in der mexikanischen Stadt Cotija de la Paz soll fortan nur noch "wie jedes christliche Grab als Ort des Gebets für das ewige Heil der Verstorbenen" gelten, heißt es in den Richtlinien. Die Normen seien in Abstimmung mit dem Päpstlichen Sonderbeauftragten für den Orden, Kardinal Velasio de Paolis, erlassen worden.

Man wolle den einzelnen Mitgliedern jedoch "das Gedenken nicht diktieren", hob Schöggl hervor. Es bleibe ein privater "Freiraum". Die Mitglieder des Ordens dürfen nach den neuen Richtlinien privat weiterhin Fotos von Maciel besitzen und dessen Schriften lesen.

Der Vatikan hatte im Mai nach einer Untersuchung der gegen den Verstorbenen erhobenen Vorwürfe im Rahmen einer Apostolischen Visitation des Ordens festgestellt, dass Maciel "objektiv unmoralisches Verhalten" vorzuwerfen sei. Im Juli hatte Benedikt XVI. Kardinal De Paolis zum päpstlichen Sonderbeauftragten für den gegenwärtig rund 850 Priester und 2.500 Seminaristen zählenden Orden ernannt. Diesem angeschlossen ist die Laiengemeinschaft "Regnum Christi".

Finanzielle Ungereimtheiten

Marcial Maciel Degollado, der 2008 im Alter von 88 Jahren starb, soll intime Verbindungen mit den wohlhabenden Mexikanerinnen Blanca Gutierrez Lara und Norma Hilda Banos, aus denen drei Kinder hervorgingen, gehabt haben. Weiters soll der Ordensgründer über Jahre hinweg Seminaristen sexuell missbraucht haben.

Nach dem Pontifikatswechsel schritt Benedikt XVI. gegen Maciel ein. Anfang 2006 wurde er wegen Missbrauchsvorwürfen aufgefordert, öffentlich nicht mehr als Priester in Erscheinung zu treten. Er solle künftig "in Gebet und Buße" ein zurückgezogenes Leben führen. Mit Rücksicht auf das fortgeschrittene Alter und den schlechten Gesundheitszustand des 86-jährigen Ordensgründers verzichtete die Glaubenskongregation aber auf eine kanonische Untersuchung.

Nach seinem Tod im Jänner 2008 kamen neue Beschuldigungen zu Tage. Dabei ging es u. a. um finanzielle Ungereimtheiten, die auch Untersuchungsgegenstand des neuen Päpstlichen Sonderbeauftragten sein sollen.

Benedikt XVI. wird in diesem Zusammenhang vom prominenten kirchenkritischen US-amerikanischer Journalisten, Autor und "Aufdecker" der Causa Maciel, Jason Berry, explizit verteidigt. In einem zweiteiligen ausführlichen Artikel für die Zeitung "National Catholic Reporter" (NCR) listete Berry eine Reihe von Bischöfen und Kardinälen auf, die Maciel gegenüber willfährig gewesen sein sollen, indem sie großzügige Geldgeschenke angenommen hätten. Ziel Maciels sei es gewesen, durch "Geschenke" zu erreichen, dass alle gegen ihn eingebrachten Vorwürfe ins Leere liefen. Berry berief sich dabei auf ehemalige Mitglieder der "Legionäre Christi".

1997 sei auch bei Kardinal Ratzinger ein Bestechungsversuch unternommen worden, so Berry. Doch der Präfekt der Glaubenskongregation habe sich geweigert, das Kuvert, das er "für karitative Zwecke" hätte einsetzen sollen, anzunehmen, schrieb Berry. Ratzinger habe freundlich im Ton, aber "hart wie ein Stahlnagel" die Annahme des Kuverts abgelehnt, zitierte der Autor einen Zeugen.

Kritisch setzte sich der Bericht u. a. mit Kardinal Stanislaw Dziwisz - dem damaligen Sekretär von Johannes Paul II. - und Kardinal Angelo Sodano auseinander. Berry zufolge habe sich der damalige Kardinal-Staatssekretär Sodano einer Untersuchung des pädophilen Ordensgründers Maciel widersetzt, die der damalige Präfekt der Glaubenskongregation, Kardinal Ratzinger, einleiten wollte. Sodano und Dziwisz seien von der Redaktion des NCR um eine Stellungnahme zur Causa Maciel gebeten worden; die Anfragen seien aber bisher ohne jede Antwort geblieben, so der Bericht.

In einer Erwiderung verteidigte der Publizist, Theologe und Politikwissenschaftler George Weigel allerdings Kardinal Dziwisz. Der jetzige Krakauer Erzbischof sei von Maciel nicht gekauft, sondern "betrogen worden", so Weigel in der US-Kirchenzeitung "Denver Catholic Register".

Dziwisz habe als Papstsekretär tatsächlich immer wieder Geld von Maciel bekommen. Doch Dziwisz habe das Geld nicht für sich selbst verwendet, betonte Weigel: "Dziwisz gab oft Geld an arme Bischöfe und an andere, die seiner Meinung nach in finanzieller Not waren. Auch ein Teil von Maciels Geld ging anzunehmender Weise in diese Richtung."




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