Warum Marienerscheinungen auf soviel Skeptizismus stoßen

20. Dezember 2010 in Weltkirche


1600-Seiten-Buch von Laurentin und Scarafoni mit Vorwort von Kardinal Etchegaray: Von 2400 Marienerscheinungen nur 15 anerkannt. Auch bei sehr populären Erscheinungen war die Anerkennung ein Weg voller Schwierigkeiten


Vatikanstadt (kath.net) Ein französisches Standardwerk zu Marienerscheinungen ist jetzt in italienischer Übersetzung erschienen, es zeigt, auf wie viel Skeptizismus Marienerscheinungen stoßen. Dies berichtet Catholic News Service.

Das Vorwort zum „Dizionario delle apparizioni della Vergine Maria“ (etwa: Lexikon der Erscheinungen der Jungfrau Maria) schrieb der Subdekan des Kardinalskollegiums, Roger Kardinal Etchegaray. Die Autoren sind René Laurentin (Experte für Lourdes und andere Marienerscheinungen) und Theologieprofessor Paolo Scarafoni

Bei der Buchpräsentation sagte Tonino Cantelmi, Psychiatrieprofessor der Päpstlichen Universität Gregoriana, dass neue Untersuchungsmethoden der Abbildung von Nervenaktivitäten, wie beispielsweise die Positronen-Emissions-Tomographie, Aktivitäten in bestimmten Hirnregionen zeigen, wenn etwas passiert, was als ekstatische Erfahrung beschrieben wird. Schon in der Vergangenheit hatte Cantelmi darauf hingewiesen, dass Psychologen und Psychiater dazu neigen, Erscheinungen immer als psychologischen Ursprungs zu interpretieren. Doch jetzt sagen die Forscher, „dass es durchaus etwas geben mag, was nicht psychologisch erklärbar ist“.

René Laurentin weißt ebenfalls darauf hin, dass Elektroencephalografien (EEG) in Kalifornien und in Italien gezeigt haben, dass Menschen während einer Vision weder schlafen, träumen, halluzinieren noch Anfälle haben, sondern dass sich ihr Gehirn in einem normalen Aktivitätszustand befindet. Neue Diagnosetechniken und die moderne Psychologie können inzwischen die Behauptungen von jenen Menschen ausscheiden, welche an Halluzinationen oder anderen Krankheiten leiden.

Von den 2.400 Marienerscheinungen, die bisher bekannt geworden sind, wurden nur 15 von der Kirche offiziell anerkannt. Auch bei jetzt sehr populären Erscheinungen war die Anerkennung ein Weg voller Schwierigkeiten, sagt Laurentin, „man kann nicht behaupten, dass Erscheinungen wohlwollend geprüft werden“.

Laurentin schreibt in der der Einleitung des „Dizionario“, dass dieses Buch, an dem er seit mehr als 50 Jahren auf Bitte der Bischofe und der Glaubenskongregation gearbeitet hatte, zum Ziel hatte, „die vielen Missverständnisse und Verwirrungen zu beruhigen, welche visionäre Aussagen umgeben.“

Das 1.600 Seiten starke Buch ist in der italienischen Fassung nochmals um 150 neue Einträge erweitert worden.



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