Die Seligpreisungen Jesu sind das Testament Jesu an uns.

27. Jänner 2011 in Spirituelles


Grundkurs des christlichen Glaubens: die Seligpreisungen Meditation für jeden Tag der kommenden Woche - Gedanken zum Sonntagsevangelium von Dr. Bernhard Sirch


Rom (kath.net)
A - 4. So. i.Jk. 1. Lesung: Zef 2, 3; 3, 12-13; 2. Lesung: 1 Kor 1, 26-31; Ev. Mt 5, 1-12a

Grundkurs des christlichen Glaubens: die Seligpreisungen
Meditation für jeden Tag der kommenden Woche

Die Seligpreisungen beginnen mit „selig“. Der Begriff »selig« hat im Hebräischen die Bedeutung «Glück«, auch im Sinne von Glückwunsch, im Griechischen die Bedeutung »glücklich«. Die ersten drei Seligpreisungen sind als Zuspruch und Glückwunsch zu verstehen. Jesus beginnt also die Bergpredigt mit „Herzlichen Glückwunsch!“

Man wird sofort neugierig, wem Jesus Glück wünscht und wir müssen sehen, dass Jesus ausgerechnet diejenigen, die nach unseren Vorstellungen weit vom Glück entfernt sind, beglückwünscht. Genau hier wird deutlich, wie weit unsere Vorstellungen von den Vorstellungen Jesu auseinander klaffen. Schauen wir uns genauer an, wen Jesus glücklich preist: wir sehen, Jesus beglückwünscht die vielen, vielen Menschen, die Leid tragen. Es ist unschwer zu erkennen: in den Seligpreisungen wird uns christliches Leben vorgestellt. Jesus hinterläßt uns in den Seligpreisungen einen Grundkurs des christlichen Glaubens. Präziser, prägnanter und klarer könnte man nicht ausdrücken, was Jesus uns als sein Testament hinterlassen wollte. Gleichzeitig gilt: wenn wir die Bergepredigt in unserem Leben umsetzen, sind wir gewappnet für unser Leben vor Gott und durch nichts aus der Bahn zu werfen. Die Seligpreisungen gehören zum Ur-gestein des christlichen Glaubens.

Schon die Einleitung zu den Seligpreisungen im heutigen Evangelium läßt uns aufmerken: Als Jesus die vielen Menschen sah, die ihm folgten, stieg er auf ei-nen Berg und setzte sich und die Jünger traten hinzu. Dann begann er zu reden und lehrte sie. Auch wir müssen bisweilen aus den Niederungen des Alltags hinaufsteigen in die Höhen, um auf das Wort Gottes zu hören und dort zu verweilen; dies braucht unsere Seele, um für den Alltag, für das alltägliche Leben, auf das es eigentlich ankommt, gestärkt zu sein. Bei der sonntäglichen Messe, bei der wir das Wort Gottes hören, können wir uns aus den Niederungen des Alltags erheben und ein wenig verweilen, um aus der Hetze des Alltags zur Ruhe zu kommen. Gott will uns ein Wort, sein Wort, das uns aufmuntert, geben.

Diesen Jüngern, die geplagt sind und nach Hilfe ausschauen, gibt nun Jesus Worte des Trostes in ihre Herzen und zeigt auf, welchen Geist seine Jüngerschaft haben soll, wobei Jesus im Anschluß an die Seligpreisungen die Jünger auf ihre verantwortungsvolle Stellung hinweist: "Ihr seid das Salz der Erde" (Mt 5,13), "Ihr seid das Licht der Welt" (Mt 5,14).
Jesus gibt seinen Jüngern Leitmotive an:

Sonntag: Selig, die arm sind vor Gott; denn ihnen gehört das Himmelreich (Mt 5, 3)

"Arm vor Gott" zu sein, bedeutet nicht: bettelarm zu sein. Arm vor Gott ist etwas ganz anderes. Wer arm ist vor Gott, der hat die Größe Gottes erfaßt. Die Größe Gottes können wir heute mehr denn je erkennen, etwa wenn sich unserem Blick ins Weltall immer neue ungeheure Welten auftun, oder im Mikrokosmos, wenn wir immer mehr erkennen, wie tief durchdacht die Natur im Innersten zusammengehalten wird, sodass wir wieder die Natur schätzen lernen und unser ganzes Bestreben dahingeht, die Natur zu erhalten.

Die Krone der Schöpfung ist der Mensch, der mit seinen Anlagen alle diese Zusammenhänge im nachhinein erforschen kann, die Gott hineingelegt hat. Gott ist der Schöpfer, der Urgrund.
Betrachten wir den Menschen mit den Augen Gottes. Gott gab dem Menschen die verschiedensten Anlagen, dem einen ein Talent, dem anderen zwei oder fünf Talente. Da Gott der Geber der Gaben ist, darf der Mensch nicht überheblich sein.

Jeder innerhalb einer Gemeinschaft muß sein Talent oder seine Talente einsetzen. Wer mehr Talente hat, muß - im Gegensatz zu dem, der nur ein Talent hat - alle seine von Gott erhaltenen Talente für die Mitmenschen einsetzen! Natürlich darf ich mir nicht von vorneherein sagen: ich habe nur ein Talent und brauche deswegen nicht viel beitragen, da ich durch dieses Verhalten die anderen Menschen lähme und ihnen meine Kraft vorenthalte, die Gott mir gegeben hat. Andererseits dürfen Menschen nicht mit Neid und schließlich mit Hass auf den schauen, dem Gott viele Talente gegeben hat.

Ein talentierter und arbeitsfreudiger Mensch, der sich bewußt ist, dass er seine Talente allein von Gott empfangen hat und der sich nicht hervortut, weiß sich "arm vor Gott". Jesus warnt die Menschen vor der "Werkgerechtigkeit": "Weh euch, ihr Heuchler! Ihr gebt den Zehnten von Minze, Dill und Kümmel und laßt das Wichtigste im Gesetz außer acht", nämlich die Liebe (Mt 23,23). Es geht nicht darum, die 513 Einzelgebote, die die Schriftgelehrten den Menschen lehrten, genau zu befolgen und sich zu rühmen: "Ich faste zweimal in der Woche und gebe dem Tempel den Zehnten meines ganzen Einkommens" (Lk 18,12). Jesus sagt uns: "Wenn ihr alles getan habt, was euch befohlen wurde, sollt ihr sagen: Wir sind unnütze Sklaven; wie haben nur unsere Schuldigkeit getan" (Lk 17,10). Jesus drückt es so aus: ein Mensch, der in den Augen der Welt glänzt, der aber weiß, dass er diese Talente allein von Gott erhielt, ist "arm vor Gott".

Wie schön wäre unser Leben, wenn sich keiner hervortun würde, sondern die Gesinnung hätte, die Jesus uns nahe legt: "Der Größte von euch soll euer Diener sein" (Mt 23,11). Armsein vor Gott, bedeutet von der erhabenen Größe Gottes erfaßt zu sein und um die eigene Schwäche zu wissen, aber auch um die Talente, die wir von Gott haben. Dies ist die Grundlage für ein Zusammenleben unter den Menschen. Diesen Menschen gibt Jesus die Verheißung: "Selig, die arm sind vor Gott; denn ihnen gehört das Himmelreich".

Montag: Selig die Trauernden; denn sie werden getröstet werden (M 5, 4)

Gemeint ist hier nicht, daß wir ständig jammern sollen, um getröstet zu werden. Der Mensch kommt jedoch unausweichlich immer wieder in Lagen, wo das Leid überhand nimmt, wo er untröstlich ist; ja, die Menschen steigern sich bisweilen in das Leid hinein und fühlen sich sogar darin wohl. Das Leid bohrt sich tief in das Herz des Menschen und verletzt ihn, so daß er nicht aus und ein weiß. Der Mensch muß in einer solchen Lage sagen können: ich bin am Ende. Wir müssen den Mut, die De-Mut aufbringen, dies Gott zu bekennen, bzw. ruhig einmal auch zum Mitmenschen zu sagen: Du quälst mich mit deinem Verhalten, du tust mir weh. Öffnen wir unsere Augen, daß wir die Trauer, das Leid des anderen Menschen sehen und ihm helfen durch ein tröstendes Wort. Wenn das Leid unergründlich tief ist, so soll man sich ausweinen und sich nicht der Tränen schämen: das Leid herausfließen lassen, bringt dem Menschen Erleichterung.

Auch von Jesus wird uns berichtet, daß er geweint hat: "Als Jesus sah, wie Ma-ria weinte und wie auch die Juden weinten, die mit ihr gekommen waren, war er im Innersten erregt... Da weinte Jesus... Die Juden sagten: Seht, wie lieb er ihn hatte!" (Jo 11, 33.35.36).

Gerade im tiefsten Leid können wir die Größe Gottes erkennen, er ist gerade diesen Menschen nahe und hilft ihnen, wie wir aus der Geschichte über die Erweckung des Lazarus erfahren: "Jesus aber erhob seine Augen und sprach: Vater, ich danke dir, daß du mich erhört hast. Ich wußte, daß du mich immer erhörst; aber wegen der Menge, die um mich herum steht, habe ich es gesagt; denn sie sollen glauben, daß du mich gesandt hast (Jo 11, 41b.42).

In der Geheimen Offenbarung wird uns zugesichert: "Gott wird alle Tränen von ihren Augen abwaschen" (Offb 7,17; 21,4). Nur von unserem Ziel her ist das Leid, die Trauer zu ertragen in der Nachfolge Christi.

Dienstag: Selig, die keine Gewalt anwenden; denn sie werden das Land erben (Mt 5, 5).

Zunächst ist gemeint: keine kriegerischen Auseinandersetzungen hegen, es ist eine Verurteilung jeder Gewalttätigkeit. Wir brauchen dabei aber nicht nur in die Krisen geschüttelten Gegenden der Erde blicken, sondern sollen uns fragen, was bedeutet diese Aussage für unser praktisches Leben? Dem anderen die eigene Meinung, die sich auch wieder ändern kann, nicht mit allen Mitteln aufzwingen wollen, Dialogbereitschaft zeigen, den anderen in Ruhe anhören, ihn ausreden lassen, ihn nicht mundtot machen. Man kann einen anderen mit einem Wort fertig machen.

Vielleicht kennen Sie den Ausdruck: "Du bist so ein 'Gwalt', ein Gewalttätiger." Man beharrt auf seinem Recht und gibt keinen Millimeter preis. Keine Gewalt anwenden, den anderen nicht ausschalten in der Familie, im Be-trieb, in der Erziehung, auch in den Schulklassen unter Kindern. Bisweilen erreicht man durch Loben mehr als durch ständiges Schimpfen! Sehe ich das Gute im anderen? Dennoch müssen wir natürlich klare Grundsätze haben.

Vielleicht können wir uns - was beständiges, zielstrebiges Arbeiten angeht - ein Beispiel nehmen am Holzwurm. Er nagt sich durch das Holz, ohne viel Lärm; aber langsam und stetig gelangt er sicher ans Ziel.

Wir sollten nicht so sehr dem anderen unsere Gewalt aufzwingen, sondern wir sollten vor allem uns selber "zwingen". Wer sich selber bessern will, wird spüren, wie schwierig dies ist. Umso mehr kann er dabei erahnen, wie schwierig es ist, einen anderen zu ändern, wenn er schon sich selber nicht ändern kann. Wer in der Ehe den Anderen mit allen Mitteln ändern will, muß sehen, man kann einen Menschen der über 40 Jahre ist, nur schwerlich grundsätzlich ändern. Ich muß ein Auge zudrücken können, sonst bin ich bis an mein Lebensende damit beschäftigt, den Anderen zu ändern und kommt deswegen selber nie zur Ruhe; anstatt inneres Glück zu empfinden, kommt er wegen einem Kritikpunkt an seinem Parter/in bis an sein Lebensende nicht zur Ruhe und leidet tagtälich! Schade.

Vor allem Vorgesetzte, ob im Beruf, Staat oder Kirche, müssen von Langmut, Geduld und Barmherzigkeit erfüllt sein.

Nichts ist grausamer, als einen Menschen kraft seiner Machtfülle aus religiösen Gründen, in der Meinung kraft der von Gott gegebenen Stellung, zur Vollkommenheit zwingen zu wollen.
Man muß an sich selber ausprobieren, wie weit man mit sich selber gehen kann, wie viel man von sich verlangen kann, etwa im Verzicht auf scheinbar unaufgebbare Dinge oder Positionen. Die Einsicht in die eigene Schwäche läßt die Gewalt bei anderen Menschen oft versiegen. Nur wer sich selber nicht kennt, ist grausam gegenüber anderen. Das Ideal wäre ein Zusammenleben, wo wir den anderen mit den Augen Gottes sehen, der es "regnen läßt über Gerechte und Ungerechte" (Mt 5,45).

Mittwoch: Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit;
denn sie werden satt werden (Mt 5, 6).

"Gerechtigkeit" ist eigentlich nur ein Begriff. Hunger und Durst gehören zum tägli-chen Leben, es sind sehr materielle Dinge: wir müssen täglich essen und trinken. "Gerechtigkeit" ist nicht etwas, was wir fest besitzen, wir müssen die Ge-rechtigkeit täglich, ständig - wie wir Essen und Trinken täglich brauchen - verwirklichen in unserem jetzigen Leben. In Ps. 5,9 bitten wir: "Leite mich, Herr, in deiner Gerechtigkeit".

Wir müssen uns immer wieder fragen: Beurteilen wir den anderen gerecht oder verurteilen wir ihn vorschnell und versündigen uns dabei nicht nur am anderen, sondern an Gott, der diesen Menschen so erschaffen hat. Können wir ertragen, wenn ein anderer im Orchester einer Gemeinschaft die erste Geige, die erste Trompete oder ein Solo spielt? Können wir uns daran freuen? Nur so werden wir dem anderen gerecht. "Euch aber muß es zuerst um sein Reich und um seine Gerechtigkeit gehen; dann wird euch alles andere dazugegeben werden" (Mt 6, 33f).

Gerechtigkeit bedeutet zuerst einmal, dass einem Menschen, wenn nötig auch gerichtlich, Recht gesprochen wird, wobei schon die Rechtsprechung in den ver-schiedenen Ländern ganz verschieden ist, vor allem in westlichen Ländern und in Ländern, wo die Sharia gilt. Selbst in unseren Ländern ist es ganz entscheidend, ob jemand einen guten Rechtsanwalt sich leisten kann. Sowohl im weltlichen Recht wie im kirchlichen Recht (CIC) gibt es Schlupflöcher. Ein Sprichwort sagt: summum ius, summa iniuria. Terenz drückt es so aus: "ius summum saepe summa est malitia: Das höchste Recht ist oft die höchste Bosheit" (Heaut,795). Jesus weiß um die Brüchigkeit des Rechts. Jesus geht sogar unmittelbar nach den Seligpreisungen nochmals auf das Thema Gerechtigkeit ein und verknüpft sogar damit das Eingehen in das Himmelreich: "Wenn eure Gerechtigkeit nicht weit größer ist als die der Schriftgelehrten und der Pharisäer, werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen (Mt 5,20).

In den Seligpreisungen verkündet Jesus: "Selig, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn ihnen gehört das Himmelreich" (Mt 5,10).
Jesus selber mußte erleben, was es bedeutet, wenn die Rechtsprechung versagt. So berichtet Markus: "in der neunten Stunde rief Jesus mit lauter Stimme: Eloï, Eloï, lema sabachtani?, das heißt übersetzt: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?" (Mk 15, 34). Wie viele Menschen sind heute in der gleichen Lage! Gerechtigkeit ist nicht nur Recht sprechen. Es ist verständlich und folgerichtig, wenn Jesus verkündet:

Donnerstag: Selig die Barmherzigen; denn sie werden Erbarmen finden (Mt 5,7).

Der Barmherzige ist ein Mensch mit Kultur des Herzens, mit Herzensbildung; er sieht den anderen mit dem Herzen. Um Herzensbildung, um Barmherzig sein müssen wir uns bemühen, auch in Dingen, wo wir hart bleiben möchten.

Wie sehr Jesus und seine Barmherzigkeit schenken will, wurde deutlich durch die Aufzeichnungen von Schwester Faustina (siehe meine Predigt zum Barmherzig-keitssonntag: www.pater-bernhard.de).

Freitag: Selig, die ein reines Herz haben; denn sie werden Gott schauen (Mt 5, 8).

Nur ein reines Herz kann zur Anschauung Gottes gelangen. So lesen wir bei Jeremia: "Wasche dein Herz vom Bösen rein, Jerusalem, damit du gerettet wirst" (Jer 4,14). Christus hat uns rein gewaschen durch sein Blut am Kreuz: "Denn wenn schon das Blut von Böcken und Stieren und die Asche einer Kuh die Unrei-nen, die damit besprengt werden, so heiligt, dass sie leiblich rein werden, wie viel mehr wird das Blut Christi, der sich selbst kraft ewigen Geistes Gott als makello-ses Opfer dargebracht hat, unser Gewissen von toten Werken reinigen, damit wir dem lebendigen Gott dienen (Hebr 9, 13.14). "Jesus Christus liebt uns und hat uns von unseren Sünden erlöst durch sein Blut" (Offb 1,5).

Christus, das Lamm Gottes wurde geschlachtet und hat mit seinem Blut Menschen für Gott erworben aus allen Stämmen und Sprachen, aus allen Nationen und Völkern und hat uns für unsern Gott zu Königen und Priestern gemacht (siehe Offb 5,8-10).
Wenn Jesus sagt: "Selig, die ein reines Herz haben; denn sie werden Gott schauen" (Mt 5.8) so wird dieses Sein vor Gott in der Geheimen Offenbarung geschildert: "Da fragte mich einer der Ältesten: Wer sind diese, die weiße Gewänder tragen, und woher sind sie gekommen? Ich erwiderte ihm: Mein Herr, das musst du wissen. Und er sagte zu mir: Es sind die, die aus der großen Bedrängnis kommen; sie haben ihre Gewänder gewaschen und im Blut des Lammes weiß gemacht. 15 Deshalb stehen sie vor dem Thron Gottes und dienen ihm bei Tag und Nacht in seinem Tempel; und der, der auf dem Thron sitzt, wird sein Zelt über ihnen aufschlagen. Sie werden keinen Hunger und keinen Durst mehr leiden und weder Sonnenglut noch irgendeine sengende Hitze wird auf ihnen lasten. Denn das Lamm in der Mitte vor dem Thron wird sie weiden und zu den Quellen führen, aus denen das Wasser des Lebens strömt, und Gott wird alle Tränen von ihren Augen abwischen" (Offb 7, 13-17).

Samstag: Selig, die Frieden stiften; denn sie werden Söhne Gottes genannt werden (Mt 5, 9).
Nach nichts sehnen sich die Menschen mehr als nach Frieden. Gleichsam wie ein Leitstern steht über der Krippe von Bethlehem: "Friede den Menschen auf Erden". Am Jakobusbrief können wir erkennen, wie die einzelnen Seligpreisungen, vor allem Frieden und Gerechtigkeit, ineinander und miteinander verknüpft sind: "Wo Frieden herrscht, wird (von Gott) für die Menschen, die Frieden stiften, die Saat der Gerechtigkeit ausgestreut" (Jak 3,18).

Christus ist der Friedensstifter durch sein Blut, das er für uns vergossen hat: "Jetzt aber seid ihr, die ihr einst in der Ferne wart, durch Christus Jesus, nämlich durch sein Blut, in die Nähe gekommen. Denn er ist unser Friede.... Er stiftete Frieden und versöhnte die beiden durch das Kreuz mit Gott in einem einzigen Leib. Er hat in seiner Person die Feindschaft getötet. Er kam und verkündete den Frieden: euch, den Fernen, und uns, den Nahen. Durch ihn haben wir beide in dem einen Geist Zugang zum Vater. Ihr seid also jetzt nicht mehr Fremde ohne Bürgerrecht, sondern Mitbürger der Heiligen und Hausgenossen Gottes" (Eph 2, 13-19).

Bei jeder hl. Messe breitet der Priester die Hände aus und spricht: "Der Friede des Herrn sei allezeit mit euch". Der Evangelist Johannes gibt uns in den Worten Jesu einen klaren Hinweis, wie Jesus seinen Frieden versteht: "Frieden hinterlasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch; nicht einen Frieden, wie die Welt ihn gibt, gebe ich euch" (Joh 14,27).

Der Friede Christi, den wir empfangen, "das Reich Gottes ist nicht Essen und Trinken, es ist Gerechtigkeit, Friede und Freude im Heiligen Geist (Röm 14,17). Klar formuliert der Völkerapostel: "Das Trachten des Fleisches führt zum Tod, das Trachten des Geistes aber zu Leben und Frieden (Röm 8,6). Immer wieder stellt der hl. Paulus die Werke des Fleisches und die Frucht des Geistes, die Frieden bringt, gegenüber. Wenn wir Menschen der Welt Frieden bringen wollen, müssen wir die Werke des Fleisches ablegen: "Die Werke des Fleisches sind deutlich erkennbar: Unzucht, Unsittlichkeit, ausschweifendes Leben, Götzendienst, Zauberei, Feindschaften, Streit, Eifersucht, Jähzorn, Eigennutz, Spaltungen, Parteiungen, Neid und Missgunst, Trink- und Essgelage und Ähnliches mehr. Ich wiederhole, was ich euch schon früher gesagt habe: Wer so etwas tut, wird das Reich Gottes nicht erben. Die Frucht des Geistes aber ist Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Selbstbeherrschung (Gal 5, 19-23).

Wenn wir diese Früchte des Geistes in uns haben, dann kann von uns gelten: "Selig, die Frieden stiften; denn sie werden Söhne und Töchter Gottes genannt werden" (Mt 5, 9).

Sonntag, Tag der Auferstehung.

Die Seligpreisungen sind nur verständlich im Blick auf unser ewiges Ziel, wenn wir unser ganzen Leben und Handeln auf Gott unseren Vater ausgerichtet haben. Wenn dies der Fall ist, können wir die Ungerechtigkeit, die jeder Mensch zu tragen hat, im Blick auf Gott, der uns stärkt, ertragen:

"Selig, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden;
denn ihnen gehört das Himmelreich (Mt 5.10).

"Selig seid ihr, wenn ihr um meinetwillen beschimpft und verfolgt und auf alle mögliche Weise verleumdet werdet.

Freut euch und jubelt; euer Lohn im Himmel wird groß sein." (Mt 5, 11).

Ich kann ihnen nur wünschen, dass in ihnen Freude hoch kommt, wenn sie ungerecht behandelt, bzw. beschimpft und werden. Dann kann sie nichts aus der Ruhe bringen.
Wir sind in Jesus Christus zu einer Sorglosigkeit und als Kinder Gottes zu einer Unbekümmertheit aufgerufen, trotz der vielen Belastungen des Tages. Wir wis-sen, Gott ist da, wir fallen in seine Hand. Ich wünsche Ihnen, dass in Ihnen die Grundstimmung vorherrscht: es kann sein, was will, ich gehe abends schlafen und überlasse das übrige dem Herrgott. Wer zuviel Sorge hat und vielleicht sogar vor Sorge nicht schlafen kann, dem fehlt es an tiefem Gottvertrauen: der Herr wird es schon recht machen, wenn wir uns mit allen Kräften bemüht haben; er möge unser Tun mit seiner Gerechtigkeit - was Recht, was in Ordnung ist - und vor allem mit seiner Barmherzigkeit begleiten.

Wenn wir den Aufruf Jesu hören: "Freut euch und jubelt" (Mt 5, 11) können wir uns fragen: Leben wir so, als ob das Entscheidende in unserem Leben noch aussteht? Im Blick auf unser zukünftiges Leben soll sich unser Glaube bewähren, dadurch werden wir Zeugen der Auferstehung Christi in unserer Welt.

Wenn sie das Leben Jesu in unserer Welt sichtbar werden lassen wollen, so kann ich ihnen nur raten: überdenken sie täglich einen Vers der Seligpreisungen, nicht nur sie persönlich, sondern in der Familie oder einer kleinen Gruppe. Viele Familienprobleme kommen dadurch zum Vorschein und werden auf diese Weise gelöst werden; statt Ärger erleben Sie dann Freude und den Frieden Jesu Christi.

Die Seligpreisungen Jesu sind das Testament Jesu an uns.


© 2011 www.kath.net